31.10.2014rss_feed

Resistenzproblematik – Wann erkennen die Chefideologen endlich die Faktenlage?

DAK-Antibiotikareport (Quelle: DAK Präsentation)

DAK-Antibiotikareport (Quelle: DAK Präsentation)

Der aktuelle Antibiotika-Report der Krankenkasse DAK-Gesundheit untermauert eine lang bestehende Forderung der ISN: Die Verantwortung für die Resistenzlage in der Humanmedizin kann nicht allein und in erster Linie dem Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung angelastet werden! Auch wenn das Ziel, den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung auf das notwendige Mindestmaß zu reduzieren, unstrittig ist, hat gerade die Humanmedizin hier noch große und grundlegende Hausaufgaben zu erledigen.

 

Laut dem DAK-Report waren fast 30 Prozent der Antibiotika-Verordnungen in der Humanmedizin im vergangenen Jahr hinsichtlich der Diagnose fragwürdig. Als Folge der Über- und Fehlversorgung entwickeln immer mehr Bakterien Resistenzen, so dass Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren. Damit werden vor allem Infektionen im Krankenhaus zur tödlichen Gefahr warnt die DAK.

 

Als Hauptgründe für den häufigen Einsatz der Medikamente nannte die Krankenkasse Unwissenheit über die Wirkung und Risiken im Umgang mit Antibiotika und problematische Erwartungshaltung der Patienten, die mit Hilfe von Antibiotika bei leichten Infekten schnell wieder fit für den Job werden wollen.

 

Unkritischer Einsatz verschärft Problem im Krankenhaus

Die dramatischen Folgen des häufigen Antibiotikaeinsatzes werden in den Krankenhäusern sichtbar, heißt es im Bericht. Hier bedrohen resistente Bakterien die Gesundheit der Patienten. Die Analyse der DAK-Krankenhausdaten zeige, dass bei immer mehr Patienten sogenannte Krankenhauskeime nachgewiesen werden. Von einer Million Versicherten, die 2013 in Krankenhäusern behandelt wurden, trugen knapp 20.000 einen resistenten Keim in sich. 2010 waren es nur rund 15.000 Versicherte. Das entspricht einem Anstieg von knapp einem Drittel.


Schlagzeilen in den Medien

Schlagzeilen in den Medien

Schwarzer Peter für die Tierhaltung ungerechtfertigt

In den vergangenen Monaten und Jahren wurde der Schwarze Peter in Sachen Antibiotikaresistenzen in der Humanmedizin allein der Tierhaltung zugeschoben. Jedem sind Schlagzeilen und Diskussionen im Kopf, die Studien der Landwirtschaftsministerien in NRW und Niedersachsen zum Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung ausgelöst haben. Insbesondere die Minister Christian Meyer und Johannes Remmel haben aus Sicht der ISN die Tierhalter pauschal an den Pranger gestellt. Obwohl ihnen auch die Situation in der Humanmedizin bekannt gewesen sein dürfte, wälzten Sie die MRSA-Problematik voll und ganz auf die Tierhaltung ab. Der Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin sprach im vergangenen Bundestagswahlkampf gar von Drogenhandel im Stall. Das nennt man Bauernfängerei im doppelten Sinne.

 

Politik die Augen öffnen

Die aktuelle Auswertung der DAK zeigt in aller Deutlichkeit, dass die Politik auf diesem Auge nicht weiter blind sein darf. Die Tierhalter und die Wirtschaftsbeteiligten haben sich längst auf dem Weg gemacht, den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung zu reduzieren. Die Humanmedizin hinkt in weiten Teilen immer noch hinterher. Die DAK-Gesundheit hat dies ebenfalls erkannt und startet eine Informationskampagne, um Ärzte wie Patienten für einen kritischeren Umgang mit Antibiotika zu sensibilisieren.

 

Wo ist der gemeinsame strategische Ansatz?

Bereits in der deutschen Antibiotikaresistenzstrategie wurde ein gemeinsames Vorgehen gegen eine Resistenzentwicklung im Human- und Veterinärbereich vereinbart, um bzgl. der Antibiotika-Resistenzen schnellstmöglich Verbesserungen zu erzielen. Diese notwendige Verknüpfung erfolgt bisher jedoch nicht!, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr Torsten Staack.

 

Wie umgekehrt auch, steht die Tierhaltung mit vielen Maßnahmen voran – beispielsweise bei der Hygiene und Management, bei der systematischen Erstellung von Antibiogrammen und vielem mehr. Mit der wirtschaftsgetragenen QS-Antibiotikadatenbank wurde nicht nur ein Kontroll-, sondern auch ein Beratungsinstrument geschaffen, das systematisch und kontinuierlich auf eine weitere Verbesserung der Resistenzentwicklungen hinarbeitet. Statt dieses zu unterstützen und zu nutzen, setzen die Behörden derzeit auf Bürokratie im Rahmen der staatlichen Antibiotikaüberwachung. So wird Erfolg verzögert, ergänzt Staack.

 

Die ISN fordert die Politik und insbesondere die grünen oder anders gefärbten Chefideologen auf, die Faktenlage endlich zu sehen, die Schwarz-Weiß-Malerei zu beenden und die Tierhalter nicht weiter als Prügelknaben für die Resistenzen-Problematik zu nutzen.

Hier finden Sie weitere Informationen und den Antibiotika-Report der DAK-Gesundheit

Gemeinsam gegen Antibiotikaresistenzen

ISN-Stellungnahme zum GesetzEntwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes

arrow_upward