Absatzpotenzial im Großhandel für deutsches Schweinefleisch nutzen!
Die ISN sieht eine große Kluft zwischen Lebensmitteleinzel- und Großhandel. Sie fordert Vorfahrt für deutsches Schweinefleisch und ruft den Großhandel dazu auf, das gesamte Potenzial zum Absatz von deutschem Schweinefleisch mit hohem Standard zu nutzen. Es braucht endlich Marktentlastung, sonst brechen die Strukturen in Deutschland immer weiter weg.
Die Notierungen für Schlachtschweine und Ferkel liegen auf einem dramatisch niedrigen Niveau – gleichzeitig sind die Kosten und hier insbesondere für das Futter stark gestiegen. Die Verluste an jedem verkauften Ferkel und Schwein, die inzwischen eingefahren werden, haben katastrophale Dimensionen erreicht. Dabei ist das Angebot an Schlachtschweinen in Deutschland so gering ist wie zuletzt 2007. Jeder Tag, an dem diese Phase anhält, treibt Schweinehalter zur Aufgabe und ganze Strukturen brechen weg.
Es braucht Absatz, Absatz und noch mal Absatz!
Trotz geringem Angebot sind die Läger mit Schweinefleisch voll (+ 24 % gegenüber 2020 und + 47 % gegenüber 2019) – das muss sich ändern, damit sich endlich auch Ferkel- und Mastschweinepreise wieder nach oben bewegen. Deshalb gibt es nur einen Lösungsweg – wir brauchen Absatz, Absatz und noch mal Absatz von deutschem Schweinefleisch und entsprechende verkaufsfördernde Werbeaktionen!
Mehr Fokus auf den deutschen Markt
Ein Blick auf 2019 zeigt, dass von den 5 Mio. t Schweinefleisch, welches in Deutschland produziert wurde, ca. 37 % in den Lebensmitteleinzelhandel, 28 % in den Außer-Haus-Verzehr und 35 % in den Export gingen. Durch Corona und die Afrikanische Schweinepest (ASP) sind die Verhältnisse stark verrutscht. Der Außer-Haus-Verzehr ist zwischenzeitlich durch Corona weitgehend zum Erliegen gekommen – erholt sich inzwischen aber wieder mit Öffnung von Kantinen und Restaurants. Und wenn nun die Veranstaltungen wieder im größeren Maße dazu kommen, sollten auch dort wieder mehr Würstchen gegessen werden. Was aber weiterhin (durch die ASP) massiv eingeschränkt ist, ist der Export. Drittländer sind zum größten Teil weggebrochen und die Konkurrenz am europäischen Markt ist enorm. Man darf nicht vergessen, dass der Schweinebestand in Deutschland zwar so niedrig ist, wie schon lange nicht mehr, andere Länder, wie Spanien jedoch deutlich zugelegt haben. Das muss den Kunden am heimischen Markt doch zu denken geben
, mahnt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Er führt weiter aus: Die logische Schlussfolgerung: Für deutsche Schweinehalter muss der deutsche Markt stärker in den Fokus gerückt werden.
Kluft zwischen Lebensmitteleinzel- und Großhandel
Um mehr deutsches Schweinefleisch am deutschen Markt abzusetzen, bleiben somit zwei Wege:
Zum einen über den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Hier wird immer stärker auf höhere (Haltungs)standards und die Herkunft Deutschland beim Schweinefleisch gesetzt. Gerade gestern hat die REWE-Group verlauten lassen, ab dem kommenden Jahr beim Frischfleisch auf 5 mal D zu setzen. Das ist gut so - Wir brauchen mehr solcher Bekenntnisse, die bis auf die Ebene der Ferkelerzeugung gehen. Und auch bei der Absatzförderung passiert im Lebensmitteleinzelhandel viel. So wurden beispielsweise Schweinefleischpakete bei LiDL und Co. im XXL-Format beworben und Schweinefleisch oftmals mit dem Verweis auf deutsche Herkunft in den Verkaufsfokus gerückt. Das ist genau richtig – eben diese Werbeaktionen brauchen wir mehr denn je, um den Absatz anzukurbeln.
Der zweite wichtige Absatzkanal für Schweinefleisch in Deutschland ist der Außer-Haus-Verzehr, der in hohem Maße durch den Lebensmittelgroßhandel bedient wird. Hier erleben wir oftmals ein ganz anderes Bild. Hier scheinen Standards zumindest teilweise nur eine untergeordnete Rolle zu spielen und der niedrige Preis ausschlaggebend zu sein. Wie sonst kann es sein, dass beispielsweise Fleisch aus Chile oder anderen Herkunftsländern mit wenig transparenten Erzeugerstandards zu niedrigsten Preisen angeboten wird
, kritisiert Staack.
ISN: Gleiche Maßstäbe auch für Großhandel und Gastronomie anlegen!
Staack führt weiter aus: Dabei sind es oftmals Tochterunternehmen der gleichen Lebensmittelkonzerne, die am Großmarkt agieren. Wir fordern: Die hohen Standards müssen für den jeweiligen Gesamtkonzern gelten! Alles andere ist unglaubwürdig. Für die Einhaltung der Standards tragen besonders die Konzernvorstände Verantwortung.
Übrigens: Teilweise sind die Lebensmittelkonzerne auch selbst in der Systemgastronomie aktiv. Wussten Sie beispielsweise, dass die EDEKA-Zentrale in Hamburg im Topranking der Systemgastronomie für das Jahr 2020 mit 235 Mio. € Umsatz an Platz 6 in Deutschland steht?
Es geht nicht um Marktabschottung sondern um den Erhalt der Betriebe
Wir fordern: Vorfahrt für deutsches Schweinefleisch und mehr Aktionen für deutsches Schweinefleisch – auch im Großhandel und in der Gastronomie
, so Staack. Dabei geht es uns nicht um Marktabschottung, wie uns zum Teil entgegnet wurde. Wir haben aktuell einen Ausnahmezustand am deutschen Schweinemarkt, wir haben es mit einer ausgewachsenen Absatzkrise zu tun. Deshalb ist es doch nur richtig, dass wir hier ein wichtiges Potenzial für deutsche Schweinehalter – nämlich den Großhandel samt Außer-Haus-Verzehr – in den Fokus rücken. Diese Chance auf Marktentlastung darf nicht verstreichen. Es kann letztendlich auch nicht im Sinne der Lebensmittelhändler sein, dass hierzulande die Strukturen wegbrechen und so für immer verloren gehen
, erläutert Staack.