07.12.2023rss_feed

AEF kritisiert Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels und warnt vor den Auswirkungen

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Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) kontrollieren die vier großen Handelsketten Edeka, Rewe, Lidl und Aldi mehr als 85 % des deutschen Marktes. Das Agrar- und Ernährungsforum (AEF) hat in einer Veranstaltung am Montag die konkreten Auswirkungen dieses Oligopols auf Erzeuger und Ernährungsindustrie beleuchtet und die marktbeherrschende Stellung des Lebensmitteleinzelhandels kritisiert.

 

Welche konkreten Auswirkungen hat das Oligopol im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) auf Erzeuger und Ernährungsindustrie? Wie konnte es zu dieser Entwicklung und den damit verbundenen Wettbewerbsverzerrungen kommen? Gibt es für die Industrie überhaupt noch Verhandlungsspielräume mit dem LEH? Diese zentralen Fragestellungen wurden am vergangenen Montag im Rahmen einer Veranstaltung des Agrar- und Ernährungsforums (AEF) mit dem Wettbewerbs- und Kartellrechtsexperten, Prof. Dr. Rainer Lademann näher beleuchtet.

Oligopol der Big Four des LEH beherrscht deutschen Markt

Die Big Four - Edeka, Rewe, Lidl und Aldi – beherrschen den Markt in Deutschland. Laut Lademann betrugt der Gesamtumsatzanteil der vier Handelsriesen bereits im Jahr 2021 85,5 %. Diese Konzentration habe dazu geführt, dass es keinen reellen Wettbewerb mehr gebe und Lieferanten so gut wie keinen Verhandlungsspielraum mehr hätten. Das untermauerten die Zahlen seiner Studie Marktbeherrschung im Lebensmitteleinzelhandel?, bei der 156 Unternehmen zu den Auswirkungen dieser Entwicklung befragt wurden. Demnach klagten nahezu 70% der befragten Hersteller darüber, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sie regelmäßig mit fragwürdigen Geschäftspraktiken unter Druck setze. Besonders betroffen seien Hersteller von unverarbeiteten Lebensmitteln wie Milch- und Fleischprodukten. Lademann kritisierte deutlich, dass das Bundeskartellamt nicht gegen die Marktbeherrschung vorgehe und auch das seit 2021 eingesetzte Agrarorganisationen- und Lieferkettengesetz (AgraOLkG), das unfaire Handelspraktiken verhindern solle, eher nur eingeschränkt funktioniere.

 

AEF warnt vor Verlagerung der Produktion ins Ausland

Sven Guericke, der Vorsitzende des AEF, befürchtete aufgrund des vom Handel ausgeübten Preisdrucks und der Erwartungen des LEH an die Lieferanten eine noch stärkere Konzentration auf Erzeugerseite. Der Strukturwandel der Branche ist auch hier bedauerlicherweise durch Konsolidierungsprozesse bestimmt. Eine immer kleiner werdende Zahl von Handelsunternehmen üben damit immer größeren Einfluss auf die Wertschöpfungsketten des Agribusiness-Sektors aus", so Guericke. Hohe Auflagen und hohe Einkommens- und Sozialstandards in Deutschland führten häufig dann auch zu einer Verlagerung von Produktionen ins Ausland. Das AEF will sich auch weiterhin mit diesem Thema auseinandersetzen.

 


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