30.04.2018rss_feed

Agrarministerkonferenz: Ergebnisse mehr als ernüchternd für Schweinehalter

Gruppenfoto der Agrarministerinnen und -minister in Münster (Foto: MULNV NRW)

Gruppenfoto der Agrarministerinnen und -minister in Münster (Foto: MULNV NRW)

Die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz (AMK) der vergangenen Woche sind für Schweinehalter mehr als ernüchternd. Die ISN meint: Das reicht nicht. Das Warten auf praxistaugliche Lösungen in den existenziellen Fragen der Haltung der Sauen im Kastenstand und der Ferkelkastration geht weiter. Statt gleich auf eine zukunftsweisende Haltungskennzeichnung von Schweinefleisch zu setzen, will man zunächst auf das freiwillige staatliche Tierwohllabel, einen aus unserer Sicht absehbaren Rohrkrepierer, setzen.

 

Haltung der Sauen im Deckzentrum und Abferkelbereich

In der Frage der Haltung der Sauen Kastenstand haben die Agrarminister die Bundesregierung aufgefordert, schnellstmöglich die Tierschutznutztierhaltungsverordnung zu ändern. Dabei soll sowohl die Haltung sowohl für das Deckzentrum als auch für den Abferkelbereich geregelt werden. Basis soll das Eckpunktepapier der Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Uneinigkeit bestand hinsichtlich der Übergangszeiten (lt. Eckpunktepapier sind 10 + 5 + 2 Jahre vorgesehen). Bayern und Baden-Württemberg fordern eine längere Übergangszeit.


Warten auf praktikable Lösungen geht weiter

Warten auf praktikable Lösungen geht weiter

Die ISN meint:

Das reicht nicht, denn so geht das Warten auf praktikable Lösungen in dieser existenziellen Frage weiter. Das, was dort unterwegs ist, wird einen große Anteil der Sauenhalter in Deutschland zur Aufgabe zwingen. Denn neben den zum Teil nicht praxistauglichen Maßvorgaben kostet nach unseren Kalkulationen die Anpassung im Deckzentrum und Abferkelbereich auf alle Sauenplätze bezogen ca. 2000 €. Abgesehen davon muss eine Anpassung genehmigungstechnisch überhaupt möglich sein. Am Markt werden diese enormen Kosten nicht refinanzierbar sein – Wer die Sauenhaltung in Deutschland halten will, kann also nicht nur einfach die Vorgaben ändern, sondern muss sich auch Gedanken über die Unterstützung finanzieller und genehmigungstechnischer Art machen.


Die ISN spricht sich für den 4. Weg aus

Die ISN spricht sich für den 4. Weg aus

Lokalanästhesie durch den Landwirt als Alternative zur betäubungslosen Kastration

Auch in Sachen Kastration wurden keine Entscheidungen getroffen. Dem Vernehmen nach ist wenigstens die Bereitschaft gestiegen, über die Lokalanästhesie bei der Kastration durch den Landwirt nachzudenken. Hier will man das Verfahren mit Sachverständigen im Rahmen einer sehr zeitnah einzurichtenden Bund-Länder-Arbeitsgruppe den vierten Weg nach dem Vorbild Skandinaviens noch einmal diskutieren. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus machte in einem beherzten Statement für die deutsche Sauenhaltung im Rahmen der Abschlusspressekonferenz den Zeitdruck deutlich.

Die ISN meint:

Deutschland diskutiert und die Nachbarn haben ihre Lösungen schon fertig. Die Zeit läuft in Sachen Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration den deutschen Schweinehaltern davon. Die bislang bestehenden Alternativen reichen nicht aus. Wenn die deutsche Politik den Weg der Lokalanästhesie durch den Landwirt nun nicht ganz schnell freimacht, dann ist das das Ende vieler Sauenhalter in Deutschland und der drastische Anstieg der Ferkelimporte nach Deutschland.


Endlich mehr Klarheit im "Labeldschungel" fordert die ISN

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Tierwohllabel und Haltungskennzeichnung

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erläuterte in der Abschlusskonferenz zur AMK sehr detailliert das Vorhaben der Bundesregierung in Sachen Tierwohllabel und Haltungskennzeichnung. Unterstützung fand sie bei den Länderagrarministern für ein staatliches Tierwohllabel für Fleisch aus besserer Haltung. Der Bund wurde aufgefordert, bis zur Herbstkonferenz einen Entwurf zur rechtlichen Ausgestaltung von verbindlichen Kriterien für eine nationale Kennzeichnungsregelung von Schweine- und Geflügelfleisch vorzulegen. Dabei sollen vorhandene Kriterien von Brancheninitiativen und Labels berücksichtigt werden. In Brüssel soll sich der Bund zudem für eine EU-weite verpflichtende Kennzeichnung einsetzen.

Die ISN meint:

Zu kurz gesprungen! Ein freiwilliges staatliches Tierwohllabel ist überflüssig, gebraucht wird eine verpflichtende Haltungskennzeichnung. Ein freiwilliges staatliches Tierwohllabel ist nur ein weiteres Label in der Reihe vieler. Das braucht kein Landwirt, kein LEH und erst recht kein Verbraucher. Statt hier mit einem weiteren Label den Verbraucher zu belasten, würde die verpflichtende Haltungskennzeichnung als Raster für alle Schweinefleischprodukte für Transparenz beim Verbraucher sorgen. Und für die Schweinehalter wäre eine gut durchdachte Kennzeichnung eine sehr große Chance. Auch wenn die Umsetzung einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung länger dauert, würde es sich lohnen direkt auf dieses Pferd zu setzen, statt auf einen absehbaren Rohrkrepierer freiwilliges Tierwohllabel.


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