Aldi: Preisdruck auf Fleischlieferanten - Preissenkung bei Wurstprodukten umgesetzt
Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, hat Aldi seit Ende vergangener Woche die Preise bei Wurstprodukten gesenkt. Weitere Wettbewerber ziehen ebenfalls nach. Bei der Ankündigung der Preissenkungen im Mai wurde Aldi stark kritisiert. Nun versucht der Discounter kein großes Aufsehen zu erregen und verzichtet auf die sonst gewohnt aggressive Bewerbung der niedrigen Preise.
ISN: Natürlich müssen niedrigere Einkaufspreise auch an Verbraucher weitergegeben werden, aber die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels dürfen ihre Marktmacht nicht zulasten der Erzeuger ausnutzen und unverhältnismäßigen Preisdruck auf die Erzeugerstufe ausüben. Das nach den Preisanstiegen am Schweinemarkt in den vergangenen Monaten gegen heftigen Widerstand des Lebensmitteleinzelhandels mühsam aufgebaute Preisniveau für Wurst und Fleisch sollte nicht von Aldi im Handstreich wieder zerschlagen werden.
Aldi macht Ankündigung wahr
Nach einem Bericht der Lebensmittelzeitung hat Aldi vergangene Woche bei etwa einem guten Dutzend Wurstwaren den Preis um 10 bis 20 Cent pro Packung gesenkt. Die Senkung der Verkaufspreise kommt nicht unerwartet, denn bereits im Mai, mitten in der Coronakrise und völlig zur Unzeit
, hatten Aldi Nord und Aldi Süd angekündigt, die Fleischpreise senken zu wollen. In einer temporär schwierigen Marktphase für Schweinefleisch hatte das Unternehmen seine Lieferanten nach Angaben der Lebensmittelzeitung angeschrieben und die bisherigen Ausschreibungsverfahren zugunsten eines flexibleren Vorgehens hinterfragt. Als Grund dafür nannte Aldi im Gespräch mit der LZ die großen Preisschwankungen am Schlachtschweinemarkt. Nun sind den Worten Taten gefolgt.
Scharfe Kritik lässt Werbetrommeln stillstehen
Schon unmittelbar nach der Ankündigung wurde das Vorgehen des Discounters von Politik, Landwirtschaft und Tierschutzverbänden scharf kritisiert und sorgte öffentlich für Aufregung. Aldi hat daraus anscheinend Konsequenzen gezogen und verzichtete bisher auf die gewohnt aggressive Bewerbung der niedrigeren Preise. Die Preissenkung ist lediglich auf der Website von Aldi Nord sichtbar. Bei Aldi Süd seien nicht mal dort Hinweise auf die gesenkten Preise zu entdecken, heißt es in der LZ.
Aldi ist nicht allein, andere Händler ziehen nach. Bei Lidl sind nach Angaben der LZ in den Geschäften ebenfalls niedrigere Preise zu finden. Und auch hier bleibt die Werbetrommel ungewohnt still. Lediglich Norma macht die Preissenkung öffentlich und teilte vergangenen Freitag mit, große Teile des Wurstwarensortiments günstiger anzubieten. Der Preis für Wiener Würstchen in der 1000g-Packung war bereits am Wochenende für 50 Cent weniger im Verkaufsregal zu finden.
ISN meint:
Auch wir hatten über dieses verheerende Signal des Discounters Aldi berichtet und das schamlose Ausnutzen einer Phase kritisiert, in der die angestammten Absatzwege für Fleisch corona-bedingt durcheinandergewirbelt wurden und ohnehin wieder einmal Diskussionen um zu billiges
Fleisch entbrannt waren. Natürlich müssen niedrigere Einkaufspreise auch an Verbraucher weitergegeben werden, aber die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels dürfen ihre Marktmacht nicht zulasten der Erzeuger ausnutzen und unverhältnismäßigen Preisdruck auf die Erzeugerstufe ausüben. Das nach den Preisanstiegen am Schweinemarkt in den vergangenen Monaten gegen heftigen Widerstand des Lebensmitteleinzelhandels mühsam aufgebaute Preisniveau für Wurst und Fleisch sollte nicht von Aldi im Handstreich wieder zerschlagen werden. Aldi versucht sich hier in dieser schwierigen Situation einen schlanken Fuß zu machen, indem die Preissenkung still und heimlich vollzogen wurde. Für eine zukunftsfähige deutsche Schweinehaltung passt es nicht zusammen, wenn von den Schweine haltenden Betrieben einerseits immer wieder höhere Tierwohlstandards gefordert und auch umgesetzt werden müssen, letztendlich aber beim Lebensmitteleinzelhandel doch immer wieder nur Billigpreise im Vordergrund stehen.