Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin 2012 gesunken - ISN kritisiert Erfassungsschlüssel
Die Gesamtmenge der im Jahr 2012 abgegebenen Menge von Antibiotika ist gegenüber dem Vorjahr um 87 Tonnen gesunken. Insgesamt sind im Jahr 2012 rund 1.619 Tonnen (t) Antibiotika von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte in Deutschland abgegeben worden.
Das ergab die Auswertung der im Jahr 2012 zum zweiten Mal erhobenen Abgabemengendaten für Antibiotika durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Die als sogenannte Reserveantibiotika in der Humanmedizin wichtigen Wirkstoffe wie Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation werden zwar weiter in geringeren Mengen abgegeben, allerdings stieg die Abgabemenge von Fluorchinolonen gegenüber dem Vorjahr um 2 Tonnen an. Der Fokus der Antibiotikaabgabe in der Veterinärmedizin betrifft weiterhin eindeutig ältere Wirkstoffe wie Penicilline und Tetrazykline.
Zuordnung der Wirkstoffmengen nach Tierarten nicht möglich
Eine Zuordnung der gemeldeten Wirkstoffmengen zu einzelnen Tierarten ist nicht möglich, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist. Von den abgegebenen 1.619 t Wirkstoffen entfallen 1.611 t auf Präparate, die für mindestens eine Tierart zugelassen sind, die Lebensmittel liefert. Nur 8 t entfallen auf Präparate, die ausschließlich für nicht Lebensmittel liefernde Tiere (also Sport- und Freizeittiere) zugelassen sind.
Bei der regionalen Zuordnung der Abgabemengen sind keine nennenswerten Veränderungen zwischen 2011 und 2012 zu verzeichnen. Ein Großteil der Antibiotika wurde den amtlichen Angaben zufolge weiterhin von Tierärzten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verabreicht (s. Abbildung).
Die ISN meint dazu:
Die von der BVL gewählte Zuordnung nach den ersten beiden Postleitzahlen, -entscheidend ist der Sitz einer Tierarztpraxis - ist aus Sicht der ISN nicht aussagekräftig.
Die Analyse der Daten bietet wenig Aussagen dazu, wie viel Antibiotika tatsächlich in den Betrieben der jeweilgen Region eingesetzt wurden. Der Verbrauch in der Postleitzahlenregion 49 zeigt dieses deutlich. In dieser Region stehen nach wie vor die meistem Tiere in Deutschland, demzufolge war auch erneut zu erwarten, dass hier die größte Menge an Antibiotika eingesetzt wird - alles andere wäre verwunderlich.
Aber ist die Menge in Region 49 in Relation zur Gesamtmenge in Deutschland gerechtfertigt? Diese Frage drängt sich bei Ansicht der Ergebnisse wieder einmal auf. Hier offenbart sich die Schwäche dieses Erfassungssystems. Wer sich in der Branche auskennt, dem ist bekannt, dass gerade in der Region 49 verschiedene große Tierarztpraxen ansässig sind, die sich im Veredlungsbereich spezialisiert haben und ein weit über dieses Gebiet hinausgehendes Einzugsgebiet haben. Dadurch werden auch Antibiotika, die tatsächlich in anderen Regionen eingesetzt wurden, der Region 49 zugeschlagen.
Die in den BVL-Daten angegebene Menge hat also nur sehr bedingt etwas mit dem Verbrauch in der jeweiligen Region zu tun.