03.08.2023rss_feed

Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin 2022 erneut reduziert

Seit der Beginn der Erfassung im Jahr 2011 hat sich die an Tierärzte abgegebene Menge an Antibiotika auf ein Drittel reduziert.  © ISN, BVL

Seit der Beginn der Erfassung im Jahr 2011 hat sich die an Tierärzte abgegebene Menge an Antibiotika auf ein Drittel reduziert. © ISN, BVL

Die Gesamtmenge der in Deutschland von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegebenen Antibiotika ist im Vergleich zum Vorjahr um 61 Tonnen gesunken. Seit der Beginn der Erfassung im Jahr 2011 hat sich die Abgabemenge somit auf ein Drittel reduziert.

ISN: Natürlich hat der Rückgang der absoluten Antibiotikamengen auch mit den gleichzeitig rückläufigen Tierzahlen zu tun. Das schmälert aber nicht die starke Leistung der Tierhalter und deren Hoftierärzten , denn die haben die Einsatzmengen je Tier gerade in der Schweinehaltung drastisch senken können. An dieser Stelle ist Luft für eine weitere Minimierung inzwischen zunehmend dünner und könnte zu Lasten des Tierschutzes gehen.

 

Gesamtmenge gegenüber Vorjahr um mehr als 10 % gesunken

Laut einer Pressemitteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), ist die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika in Deutschland im Jahr 2022 ähnlich wie in den Vorjahren erneut zurückgegangen. Das habe das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in seiner jährlichen Auswertung gemeldet. Die Abgabemenge sank im Vergleich zum Vorjahr um 61 Tonnen auf 540 Tonnen (minus 10,1 Prozent). Betrachtet man den Zeitraum seit Beginn der Erfassung, im Jahr 2011, ist die abgegebene Antibiotikamenge um rund 68 Prozent gesunken.

 

Kritische Antibiotika rückläufig

Besonders erfreulich sei laut dem BMEL, dass die abgegebenen Mengen der für die Therapie beim Menschen kritisch wichtigen Fluorchinolone, Cephalosporine der 3. und 4. Generation und für Colistin erneut gesunken sind. So zeigen die Zahlen, dass die Abgabemenge der Fluorchinolone im Vergleich zum Vorjahr um ca. 0,6 Tonnen auf 5,0 Tonnen gesunken ist, das entspricht einer Reduktion von 10,1 Prozent. Die Abgabemenge der Cephalosporine der 3. und 4. Generation ist auf 1,1 Tonnen gesunken (minus 0,1 Tonnen bzw. minus 10,8 Prozent). Für Polypeptid-Antibiotika (hierbei handelt es sich überwiegend um Colistin) ist die Abgabemenge ebenfalls gesunken (Gesamtmenge im Jahr 2022 rund 44 Tonnen, minus 6,8 Tonnen bzw. minus 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

 

Bender betont Rückgang der Tierzahlen als Einflussfaktor

Bender Staatssekretärin Silvia Bender lobte den Erfolg der nationalen Reduktionsmaßnahmen in der Tiermedizin: Die Gesamtabgabemenge im letzten Jahr hat sich im Vergleich zum Beginn der Erfassung im Jahr 2011 auf ein Drittel der damaligen Menge reduziert. Als einen weiteren möglichen Einflussfaktor für den Rückgang der abgegebenen Menge Antibiotika sei jedoch auch der zeitgleiche Rückgang der Tierzahlen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, vor allem bei Schweinen, zu berücksichtigen. Der tatsächliche Rückgang könne mit Blick auf die Tierzahlen dementsprechend kleiner ausfallen, als die Gesamtabgabemenge vermuten lässt.

 

Die ISN meint:

Die regelmäßigen BVL-Veröffentlichungen belegen, dass der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Tierhaltung in den vergangenen Jahren drastisch gesunken ist und sich nachhaltig auf einem niedrigen Niveau eingependelt hat. Dieser Rückgang wird auch immer wieder von den Auswertungsergebnissen der staatlichen Antibiotika-Datenbank sowie der QS-Antibiotika-Datenbank bestätigt. Hinter den Reduzierungen stehen sehr komplexe Hygiene- und Tiergesundheitskonzepte.

Natürlich hat der Rückgang der absoluten Antibiotikamengen auch mit den gleichzeitig rückläufigen Tierzahlen zu tun. Das schmälert aber nicht die starke Leistung der Tierhalter und deren Hoftierärzten , denn die haben die Einsatzmengen je Tier gerade in der Schweinehaltung drastisch senken können. An dieser Stelle ist die Luft für eine weitere Minimierung inzwischen zunehmend dünner und könnte zu Lasten des Tierschutzes gehen.

Bei Betrachtung der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die BVL-Daten nicht direkt mit den Daten aus der staatlichen Antibiotikadatenbank bzw. QS-Antibiotikadatenbank vergleichbar sind. Während diese Antibiotikadatenbanken eine tierartspezifische Aufteilung berücksichtigen, umfassen die BVL-Zahlen die Antibiotika-Abgabe an alle Nutztiere, Pferde und auch Haus- und Kleintiere. Erst kürzlich hat das BVL spezifische Kennzahlen zum Antibiotika-Einsatz in der Schweinehaltung veröffentlicht, die belegen, dass sich die Werte seit Einführung des Antibiotikamonitorings im Jahr 2015 drastisch reduziert haben. Zuletzt haben die Schweinehalter im ersten Halbjahr 2021 den Antibiotikaeinsatz erneut weiter gesenkt.


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