ASP-Bekämpfung vor Ort stößt auf Kritik bei Schweinehaltern
Bei der Umsetzung der ASP-Bekämpfungsmaßnahmen in Brandenburg besteht Verbesserungsbedarf (Bild ©Canva)
In Brandenburg und Sachsen kritisieren Landwirte, Jäger und Tierärzte vor Ort zum wiederholten Male die schleppende Vorgehensweise bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) seitens Behörden und Politik vor Ort. In einem Video schildern die von Restriktionen betroffenen Landwirte und weitere Beteiligte die Schwachstellen der bisher ergriffenen Maßnahmen. Für Hans-Christian Daniels, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (IGS) in Brandenburg, sind die zeitlichen Ziele der Bekämpfung in den betroffenen Gebieten nicht ambitioniert genug.
ISN: Die ASP-Bekämpfungsmaßnahmen vor Ort müssen sitzen! Deshalb werden wir die ASP-Bekämpfung auch im Rahmen des morgen stattfindenden Verbändegesprächs zur Agrarministerkonferenz thematisieren und entsprechende Verbesserungen – beispielsweise durch eine stärkere Einbindung der Landwirte vor Ort – einfordern. Wir haben den IGS-Vorsitzenden in Brandenburg gebeten, die Situation vor Ort zu erläutern. Lesen Sie hier seine Einschätzung:
Daniels: Wir vermissen ambitionierte zeitliche Ziele der ASP-Bekämpfung
Hans-Christian Daniels, Vorsitzender der IGS Brandenburg, erklärt im Interview mit der ISN, dass es in Brandenburg weiterhin große Defizite bei den Bekämpfungsmaßen gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) gebe, insbesondere beim Zaunbau und beim Schließen der Übergänge an Straßen und in Ortslagen. Zudem werde nach seiner Ansicht sehr inkonsequent mit Freilandhaltungen von Schweinen in den betroffenen Gebieten umgegangen. Das uns persönlich vorgestellte, nicht öffentliche Entnahmekonzept ist unzureichend für eine zeitnahe Eradikation der Schwarzwildbestände in den gefährdeten Gebieten
, kritisiert Daniels. Nur in wenigen Sachverhalten seien bisher Fehler bzw. Versäumnisse eingeräumt worden.
In Brandenburg sind die Herausforderungen im Vergleich zu Sachsen aufgrund der sehr hohen Schwarzwildbestände sehr viel grösser
, beschreibt Daniels den Unterschied zwischen den Bundesländern. Zur Zusammenarbeit mit dem Bund erklärt er: Die Zusammenarbeit ist für mich sehr schwer einzuschätzen, aus meiner Sicht hält sich der Bund hier sehr stark zurück
Besonders die Schweinehalter vor Ort leiden unter der Situation. Für Schweinehalter in den betroffenen Restriktionsgebieten gibt es nur die Möglichkeit, die Mastschweine an einen bestimmten Schlachtstandort zu liefern. Dabei müssen sie geringere Erlöse pro Schwein in Kauf nehmen sowie höhere Transportkosten und zusätzliche Kosten für Tierarzt und Untersuchungen akzeptieren,
so Daniels.
Von Seiten der IGS vermisse man ambitionierte zeitliche Ziele der ASP-Bekämpfung und finanzielle Unterstützung für Schweinehalter in gefährdeten Gebieten. Besonders dringend sei laut Daniels nun ein unverzügliches Handeln bezüglich der Freilandhaltung von Schweinen. Geklärt werden müsse dringend auch, wie man mit dem weiterhin großen Seuchendruck von polnischer Seite umgehe. Er nannte beispielhaft einen Zaunbau an der Oder auf polnischer Seite oder der Errichtung einer Weißen Zone auf deutscher Seite entlang der Oder.
Kritik am ASP-Bekämpfungsmanagement nicht berücksichtigt
Bereits vor einigen Wochen haben die Interessengemeinschaften der Schweinehalter (IGS) in Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie der Schweinewirtschaftsverband Sachsen-Anhalt ein sogenanntes Whitepaper veröffentlicht, um auf die Besonderheiten der Tierseuche und aktuelle Mängel in Deutschland beim Umgang damit hinzuweisen. Neben der Bedeutung der ASP für Schweinehalter und deren wirtschaftlichen Auswirkungen, wurden Kritikpunkte an den ASP-Bekämpfungsmaßnahmen aufgeführt. Die dort aufgeführten Aspekte wurden nach Ansicht von Daniels von den Behörden bislang nicht umgesetzt.
Feiler fordert konsequentes Handeln der Länder
Zu dem Krisenmanagement bei der Bekämpfung der ASP bei Wildschweinen erklärte auch der Parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Uwe Feiler, kürzlich: Wir wollen dafür sorgen, dass Deutschland so schnell, wie möglich frei von ASP wird. Hier ist an erster Stelle Brandenburg zu nennen, das von der Tierseuche besonders betroffen ist. Denn: Die Tierseuchenbekämpfung liegt in der Verantwortung der Länder. Und gerade, da sie und ihre zuständigen Behörden dem Seuchendruck aus Richtung Polen ausgesetzt sind, müssen sie konsequent handeln
. Er erwarte, dass alle Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP an diesen Stellen optimiert werden.
Video zeigt Probleme auf
In einem von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (IGS) in Brandenburg veröffentlichten Video machen Landwirte, Jäger und Tierärzte aus den von der ASP betroffenen Landkreisen erneut auf die mangelhafte Umsetzung der Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung in Brandenburg aufmerksam. Im Video werden die Schwachstellen in der Umsetzung der Eindämmungsmaßnahmen detailliert erläutert und konkret gezeigt. Insbesondere das Hin- und Herschieben der Zuständigkeiten für die Seuchenschutzmaßnahmen zwischen den Behörden der Kreise und Länder wird kritisiert. Die Veterinäre der Landkreise sind vor allem aufgrund der zähen Verwaltungsvorgänge verärgert. Die Landwirte fühlen sich durch die Einstellung der Behörden und den mangelnden Einsatz der Politik im Stich gelassen.
Die ISN meint:
Die schnelle und konsequente Umsetzung der ASP-Bekämpfungsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten ist ganz entscheidend für die Schweinehalter in der Region aber auch in ganz Deutschland. Deshalb muss sie mit höchster Intensität voran getrieben werden. Ohne Frage, ist die ASP-Bekämpfung komplex. Sie kann nur zum Erfolg führen, wenn das Zusammenspiel der Maßnahmen auf allen Ebenen funktioniert. In besonderer Verantwortung stehen Politik und Behörden in den betroffenen Bundesländern – denn dort müssen die direkten Bekämpfungsmaßnahmen wirksam umgesetzt werden. Wir fordern deshalb die Verantwortlichen vor Ort auf: Nehmen Sie die Kritik der Landwirte in der Region endlich ernst und binden Sie diese direkt mit ein. Diese Spezialisten kennen sich dort wie kaum jemand sonst vor Ort aus. Sie bieten Hilfe an und zeigen die Schwachstellen konkret auf
, kommentiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. So, wie es jetzt läuft, lässt man aber die direkt betroffenen und auch alle anderen Schweinehalter buchstäblich im Regen stehen,
so Staack abschließend.
Auch wenn bei der in dieser Woche stattfindenden Agrarministerkonferenz (AMK) die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) als zentrales Thema behandelt wird, werden wir als ISN im Rahmen des morgigen Verbändegesprächs die ASP-Bekämpfung thematisieren, die Probleme ansprechen und die Bedeutung für die deutschen Schweinehalter herausstellen. Man darf nicht vergessen, dass Sachsen hier den Vorsitz innehat – also eines der von ASP betroffenen Länder, welches somit in besonderer Verantwortung für die ASP-Bekämpfung steht.