ASP-Forschungsprojekt: Besenderte Wildschweine liefern aufschlussreiche Daten
Im Hinblick auf das ASP-Geschehen in Deutschland beschäftigt sich ein Forschungsprojekt des Nationalparks Bayerischer Wald mit dem Bewegungsradius und -verhalten von Wildschweinen. Die ersten Bewegungsdaten der mit Hals-Sendern ausgestatten Wildschweine liegen nun vor und können für die räumliche Festlegung von ASP-Bekämpfungsmaßnahmen genutzt werden.
Hintergrund
Ausschlaggebend für das Forschungsprojekt, das im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sowie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit durchgeführt wird, ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) und die für die Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen maßgebliche Frage, welche Strecke Wildschweine in einer bestimmten Zeit zurücklegen können, sprich: Wie weit kann sich die Seuche schon ausgebreitet haben?
Wildschweine bewegen sich im 6 km Radius
Wir konnten zeigen, dass ein Gebiet mit einem Radius von sechs Kilometern nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit verlassen wird
, erklärt Prof. Marco Heurich, Leiter des Sachgebietes Nationalparkmonitoring und Tier-Freigelände im Nationalpark. Zu dem Ergebnis kamen er und sein Team durch die Analyse von Bewegungsdaten besenderter Wildschweine. Zum einen haben wir auf bereits bestehende Daten zurückgegriffen, die der Nationalpark Hainich bei einem Projekt von 2017 bis 2019 gewonnen hat.
Zum anderen wurden auch im Nationalpark Bayerischer Wald im Zeitraum Oktober 2021 bis Dezember 2022 eigene Daten durch die Besenderung von 38 Wildschweinen gewonnen. Die erhaltenen Daten liefern uns interessante Einblicke in das Raumnutzungsverhalten der Wildschweine
, so Heurich. In Richtung Deutschland haben die besenderten Tiere den Nationalpark nie verlassen – bis auf zwei Ausnahmen: Ein Individuum verließ das Schutzgebiet während einer zweitägigen Exkursion in Richtung des Ortes Hohenau und ein weiteres Tier, das nahe Buchenau besendert wurde, hielt sich den Großteil der Zeit außerhalb des Nationalparks auf.
Keine saisonale Wanderung der Wildschweine festgestellt
Zusätzlich zur Aufzeichnung der Bewegungsdaten wurden 37 Störungsexperimente mit insgesamt 14 besenderten Wildschweinen durchgeführt. Dabei ermittelten wir zunächst die Position des Tieres, danach bewegte sich eine Person auf das Wildschwein zu
, erklärt Heurich. Im Durchschnitt betrug die Dauer der Fluchtreaktion zirka eine Stunde und das Wildschwein legte eine Strecke von etwa 250 Metern zurück, bevor es einen neuen Ruheplatz fand.
Nach Auswertung der Daten zieht Prof. Heurich ein erstes Fazit: Im Rahmen des Projektes konnte keine saisonalen Wanderungen von Wildschweinrotten beobachtet werden, wie dies beispielsweise bei Rehen und Rothirschen der Fall ist. Weiterhin konnten wir wertvolle Informationen sammeln, die für die räumliche Festlegung von ASP-Bekämpfungsmaßnahmen von unmittelbaren Nutzen sein können.
In Deutschland wurden bislang mehr als 5000 mit der Afrikanischen Schweinepest infizierte Wildschweine in den Bundesländern Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gefunden.