09.05.2022rss_feed

ASP-Impfstoff: Immunforschung noch nicht am Ziel

Prof. Dr. Martin Beer (©FLI)

Prof. Dr. Martin Beer (©FLI)

Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) könnte in Zukunft die Keulung ganzer Schweinebestände verhindern und steht deshalb im Fokus der Forschung. Doch selbst Immunologen stoßen hier noch immer auf hohe Hürden. Auf der Frühjahrstagung des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT) erläuterte der Leiter vom Institut für Virusdiagnostik, Prof. Martin Beer, die Gründe und stellte den Stand und die Perspektiven der Immunforschung im Nutztierbereich dar, berichtet AgE.

 

Die Vakzinentwicklung sei in der Vergangenheit im Veterinärbereich oft der Humanmedizin vorausgeeilt. Dennoch stießen die Immunologen selbst mit modernsten Impfstoffen bei Tierkrankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) immer noch auf hohe Hürden. So lautet die Einschätzung des Leiters vom Institut für Virusdiagnostik, Prof. Martin Beer, der auf der Frühjahrstagung des Bundesverbandes für Tiergesundheit (BfT) am vergangenen Donnerstag in Berlin Stand und Perspektiven der Immunforschung im Nutztierbereich beleuchtet hat.

 

mRNA-Impfstoffe nicht gegen ASP geeignet

Nach Angaben von Beer sind die seit der Corona-Pandemie weltweit bekannten mRNA-Impfstoffe schon vor zehn Jahren zur Behandlung von Tieren entwickelt worden, konnten sich damals wegen hoher Kosten jedoch nicht durchsetzen. Auch bei der Immunisierung gegen hochansteckende Tierseuchen wie die ASP seien diese modernen Wirkprinzipien leider nicht geeignet, da mRNA-Impfungen in der Regel auf ein einzelnes Immunogen wie das Spike bei SARS-CoV-2 abgestimmt seien.

 

Lebendimpfstoffe sind erfolgsversprechend

Das ASP-auslösende Virus weist laut dem Immunologen ein solches eindeutiges Hauptimmunogen jedoch nicht auf. Stattdessen handle es sich um ein hochkomplexes Pathogen, das mit den neuen Methoden noch nicht adressiert werden könne. Auch eigentlich bewährte Verfahren wie Totimpfstoffe führten bei der Afrikanischen Schweinepest nicht zum Ziel, erläuterte Beer. Mehr Erfolg versprechen sich die Wissenschaftler nach seiner Darstellung von Lebendimpfstoffen. Hier habe man in den vergangenen zwei Jahren interessante Varianten des Erregers entdeckt, allerdings müsse bei darauf basierenden Impfstoff-Prototypen noch die Langzeitwirkung erforscht werden.

 

Goldstandard-Impfung wird angestrebt

Ziel ist laut dem Experten hier wie auch bei anderen Tierseuchen eine Goldstandard-Impfung, die schnell immunisiert und die über Marker klar von einer natürlichen Infektion unterschieden werden kann. Derartige Impfstoffe habe man beispielsweise bereits gegen die Aujeskysche Krankheit entwickelt. Gelinge dies auch bei ASP, könnten Keulungen ganzer Schweinebestände künftig verhindert werden, verdeutlichte Beer.

 

Gentechnisch hergestellte Vakzine gewinnen an Bedeutung

Die Zukunft gehört nach Einschätzung des Wissenschaftlers deshalb gentechnisch hergestellten Vakzinen, da diese schneller und zielgenauer hergestellt werden können und dabei auch den Einbau von Markern erlauben. Im Idealfall könnten hier nach Auftreten eines neuen Erregers bereits bestehende Träger mit kurzfristig sequenzierten Virus-Genominformationen bestückt und innerhalb kurzer Zeit am Tier verabreicht werden. Die innovativen Verfahren im Rahmen des In Silico Impfstoff-Designs versprechen damit Beer zufolge die besonders schnelle Entwicklung sicherer und wirksamer Immuntherapien am Nutztier.


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