Außenklima und TA-Luft – Die Quadratur des Kreises?
Umbauwillige Schweinehalter müssen bis zur Genehmigung des Umbaus Ihres Stalles zur höheren Haltungsstufe einen äußerst steinigen Weg gehen
ISN will umbauwillige
Betriebe zum Erfahrungsaustausch vernetzen und ruft zur Beteiligung auf. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack im Interview.
Herr Staack, das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz wurde im Sommer verabschiedet, die TA-Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) bereits 2021 verschärft – ergibt sich hier nicht die Quadratur des Kreises bei der Genehmigung eines Außenklimastalles?
Staack: Das ist ohne Frage so! Und trotzdem gibt es derzeit eine Reihe von Betrieben, die sich dennoch intensive Gedanken dazu machen. Und die merken schnell: Umbauwillige Schweinehalter müssen bis zur Genehmigung des Umbaus Ihres Stalles zur höheren Haltungsstufe einen äußerst steinigen Weg gehen. Allzu oft landen sie bereits in der Vorplanung in der Sackgasse, weil die Zielkonflikte bei der Genehmigung nicht aufzulösen sind. Die Verschärfung der TA-Luft verstärkt das Problem noch einmal erheblich. Und tragfähige Vermarktungskonzepte lassen sich auch nicht mal ebenso per Fingerschnipp entwickeln.
Wie weitreichend ist die Umsetzung der TA-Luft denn für die deutschen Schweinehalter?
Staack: Sehr weitreichend, denn je nach Größe und Konstellation im Betrieb sind sie z.B. zur Nachrüstung eines Luftfilters in Bestands- bzw. Altanlagen verpflichtet. Ziel der gesetzlichen Neuregelung ist es, Altanlangen emissionstechnisch an das Niveau von Neuanlagen heranzuführen. Und die Umsetzungsfristen sind schon sehr weit fortgeschritten. So sind größere zwangsgelüftete Anlagen (z.B. ab 750 Sauen oder 2.000 Mastplätzen) bereits ab dem 1. Dezember 2026 mit einer anerkannten Abluftreinigung (d.h. einem Vollfilter für Ammoniak, Staub und Geruch) zu betreiben – es sei denn, die ökonomische Verhältnismäßigkeit oder die technische Umsetzbarkeit sind im jeweiligen Einzelfall nicht gegeben. Dem Vernehmen nach sollen viele Betriebe bereits zu den Feiertagen bzw. dem Jahreswechsel Post von ihrer jeweils zuständigen Behörde bekommen, mit der sie an die Umsetzungsfristen erinnert
werden. Das alles verträgt sich erstmal gar nicht mit Planungen, die die Öffnung eines Stall beinhalten!
Zwar sind diesbezüglich Regelungen in der TA-Luft vorgesehen, die genau das berücksichtigen sollen. Bislang ist das aber noch in der Diskussion und eben nicht kompatibel. Aber auch kleinere Betriebe sind nicht raus
, auch sie müssen emissionsmindernde Maßnahmen umsetzen. Es ist also mehr als ratsam, sich frühzeitig und gründlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack ruft umbauwillige Schweinehalter zum Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen und anderen Fachleuten auf
Was raten Sie denn derzeit den ISN-Mitgliedern, die Fragen zum Umbau Ihrer Ställe haben?
Staack: Das kann natürlich immer nur betriebsindividuell betrachtet werden. Grundsätzlich weisen wir aber zuerst immer auf eben diese Knackpunkte hin. Und nach unserer Einschätzung haben die allermeisten Anrufer das noch gar nicht richtig auf dem Schirm. Darüber hinaus sind die Genehmigungsfragen und die Umsetzung der TA-Luft auch nur ein Teil der zu lösenden Fragen. Weitere, neue Themen kommen ja gerade auf, etwa die CO2-Reduktion. Ein Umbau macht nur dann Sinn, wenn man diese Themen gleich mitdenkt. Natürlich muss wie gesagt auch die Vermarktung dazu passen und sich das Ganze auch ökonomisch drehen. Eine finanzielle Förderung von staatlicher Seite kann dabei möglicherweise helfen, diese sollte aber nicht ausschlaggebend für die Umbauentscheidung sein. Es gibt also einiges zu beachten
Gibt es ein Unterstützungsangebot von Seiten der ISN?
Staack: Ja, ganz ausdrücklich! Zum einen geben wir direkt weiter, was in der politischen Diskussion passiert und wie sich diese entwickelt. Zum anderen wollen wir aber auch die Betriebe vernetzen, die sich beim Umbau ihrer Ställe auf den Weg machen wollen, die in den Genehmigungsprozess eingestiegen sind oder die sogar schon umgebaut haben. Wir haben das über unsere ISN-Projekt GmbH in anderen Netzwerken z.B. zum Wirtschaftsdüngereinsatz, zum Kupierverzicht o.Ä. bereits mehrfach so aufgezogen und haben die Landwirte zu einem intensiven Erfahrungsaustausch zusammengebracht. Die Beteiligung war immer sehr rege und die Rückmeldungen durchweg positiv. Daher bieten wir dies bei diesem Thema nun auch an. Denn davon profitieren alle Beteiligten.
Sie suchen also umbauwillige Schweinehalter zum Erfahrungsaustausch?
Staack:
Ganz genau – wir bieten Schweinehaltern, die Ställe zu höheren Haltungsstufen umbauen wollen oder die schon Erfahrungen mit dem Genehmigungsprozess gemacht haben an, sich an einem Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen und anderen Fachleuten zu beteiligen. Bei Interesse bitten wir darum, uns dies per E-Mail an isn@schweine.net mitzuteilen. Egal, ob Sauenhalter oder Mäster und unabhängig von der Region: Wir organisieren dann den Austausch in entsprechenden Präsenz- und/oder digitalen Treffen und organisieren Fachleute dazu, die jeweils entsprechenden Input geben können – für ISN-Mitglieder ist das natürlich kostenfrei!