22.12.2015rss_feed

Bauern-Proteste vor Edeka-Märkten: Edeka glänzt mit Ausreden und Verzögerungstaktik

Edeka Protest

Der Frust der Bauern ist groß: Im Rahmen der Initiative Tierwohl hatten sie in ihre Ställe investiert, um das Tierwohl für die Schweine zu steigern. Doch weil die Initiative hoffnungslos unterfinanziert ist, konnte nicht einmal die Hälfte der Betriebe teilnehmen und so eine Kostenerstattung für ihre getätigten Investitionen bekommen. Die andere Hälfte – über 2500 Betriebe – ging trotz nicht unerheblicher Vorleistungen leer aus und blieb bislang auf ihren Kosten sitzen.

Verständlich also, dass erste Bauern in Westfalen ihrem Unmut Luft machen und für eine bessere finanzielle Ausstattung der Initiative protestieren. Verständlich auch, dass sie vor Edeka-Märkte ziehen. Das Unternehmen ist nicht nur Deutschlands größter Lebensmittelhändler. Es hat sich in den vergangenen Wochen im Kreise der Verhandlungsführer vor allem einen Namen als größter Bremser der Initiative gemacht.

 

Verzögerungstaktik mit fadenscheinigen Ausreden

Deutlich wird das nun auch an der fadenscheinigen Argumentation, die das Unternehmen zur Verteidigung aufbaut: In einer Pressemitteilung lässt Edeka verlauten, das Unternehmen würde sich gar nicht einer Erhöhung des Tierwohlbeitrags verwehren. Voraussetzung sei jedoch Transparenz beim Tierwohl. Nach Auffassung der Edeka würden Schlachtunternehmen und Bauern eine neutrale Messung des Tierwohls ausbremsen. Man sei bereit, die Mehrzahlung des Handels in Betracht zu ziehen, wenn die Wirksamkeit der bisher eingeleiteten Maßnahmen belegbar ist, so die Edeka in der Pressemitteilung weiter. Weiter wirft die Edeka sogar den Bauern vor, diese Messung zu verzögern. Vertraglich sei ein Tierwohlindex für 2015 vereinbart gewesen, der nun auf 2016 verschoben sei.

 

Eine abenteuerliche Argumentation von der Edeka und peinlich für einen Branchenprimus, der sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, findet ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack und verdeutlicht sein Resümee an einem Beispiel: Wenn Sie ihrer Katze zuhause einen Kratzbaum kaufen, weil sie ihr etwas Gutes tun wollen, dann sind Sie sich zwar ziemlich sicher, dass ihr das gefällt. Dieses zusätzliche Wohlbefinden der Katze aber nun in einer Zahl auszudrücken ist alles andere als leicht. Wie wollen Sie das messen? An der Länge der Krallen oder an der Tiefe der Kratzer? Sicher können Sie zunächst nur sehen, ob der Kratzbaum vorhanden ist und ob er von der Katze bearbeitet wird. Übertragen auf die Initiative Tierwohl passiert genau das von Beginn an im Rahmen von intensiven Audits auf den Betrieben.

 

Branche auf der Suche nach Tierwohlindikatoren

Mit dieser Einschätzung steht Staack nicht allein: Bundesweit laufen an verschiedensten wissenschaftlichen Einrichtungen ca. ein Dutzend Forschungsprojekte zum Thema Befunddaten und Tierwohlindikatoren. Projekte, die oftmals von landwirtschaftlicher Seite angeschoben worden sind, um tragfähige Lösungen zu finden. Eine Tatsache, die der Edeka bekannt sein sollte: Auch das Unternehmen engagiert sich in dieser Sache in verschiedenen Projekten auf der Suche nach belastbaren Tierwohlindikatoren. Pikant am Rand: Edeka ist auch im führenden Lenkungsgremium des Tierschutzplanes Niedersachsen – der Tierschutzplattform von Landwirtschaftsminister Christian Meyer – vertreten. Hier versucht man bereits seit 2011 belastbare Tierschutzindikatoren zu finden, bislang konnten die Beratungen dort aufgrund der komplexen Themenlage aber längst noch nicht abgeschlossen werden.

Also liebe Edeka: Schluss mit den Ausreden. Lassen Sie Ihrer Bereitschaft, Mehrzahlungen in Betracht zu ziehen, nun auch konkrete Taten folgen. Reden Sie nicht nur von Nachhaltigkeit, handeln Sie auch danach gegenüber ihren Lieferanten. Nur so werden Sie nachhaltig Fleisch Made in Germany in Ihrer Ladentheke behalten, mahnt ISN-Geschäftsführer Staack die Edeka, die Verzögerungstaktik endlich zu beenden.

 


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