23.12.2022rss_feed

BfR-Studie: Rückläufiger Antibiotikaeinsatz – Immer mehr Nullanwender bei Mastschweinen und ferkeln

Entwicklung der betrieblichen Therapiehäufigkeit bei Mastschweinen und -ferkeln (Quelle: BfR)

Entwicklung der betrieblichen Therapiehäufigkeit bei Mastschweinen und -ferkeln (Quelle: BfR)

Masttiere in Deutschland werden immer weniger mit Antibiotika behandelt. Auch das Vorkommen von antibiotikaresistenten Keimen in Schlachttieren sei rückläufig, heißt es im Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zur Therapiehäufigkeit und Antibiotikaverbrauchsmengen 2018-2021: Entwicklung in zur Fleischerzeugung gehaltenen Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten.

ISN: Die Daten des BfR belegen ein weiteres Mal die kontinuierlichen Anstrengungen der Schweinehalter zusammen mit ihren Hoftierärzten, den Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum zu senken. Diese beeindruckende Leistung muss endlich anerkannt werden, statt die Erfolge, wie zuletzt bei der Änderung des Tierarzneimittelgesetzes in Deutschland, vollkommen auszublenden.


Das BfR hat die Aufgabe, die von den Ländern übermittelten Daten zum Antibiotikaeinsatz jährlich auszuwerten und eine Risikobewertung zur Antibiotikaresistenz vorzunehmen. In seinem jetzt veröffentlichten Bericht berücksichtigt das BfR die Daten aus den Jahren 2018 bis 2021 und vergleicht diese mit dem Jahr 2017. Die erfreuliche Botschaft ist, dass bei den erfassten Nutztierarten ein rückläufiger Antibiotika-Gesamtverbrauch zu sehen ist, wenn auch mit Schwankungen, so Professorin Dr. Annemarie Käsbohrer, Leiterin der Fachgruppe Epidemiologie, Zoonosen und Antibiotikaresistenz, die den Bericht erstellte.

 

Antibiotikaeinsatz bei Mastferkeln sinkt signifikant

Bei Mastferkeln ging der Antibiotikaeinsatz zwischen 2017 und 2021 insgesamt leicht zurück. Dies zeige sich sowohl bei den Durchschnittsanwender-, den Vielanwender- als auch den Höchstanwender-Betrieben. Insgesamt ging die durchschnittliche betriebliche Therapiehäufigkeit statistisch signifikant um 1,6 Tage zurück. Dies sei hauptsächlich auf den selteneren Einsatz von Polypeptidantibiotika zurückzuführen, erläutert das BfR in seiner Studie. Augenscheinlich untermauert werde der abfallende Trend des Antibiotikaeinsatzes durch einen ansteigenden Anteil an Nullanwender-Betrieben, der 2021 über einem Viertel der Betriebe ausmache.

 

Mastschweine: 34% der Betriebe ohne Antibiotikaeinsatz im 2. Halbjahr 2021

Nach einer Stagnation bzw. einem leichten Anstieg des Antibiotikaeinsatzes zwischen 2017 und 2019 zeigt sich bei Mastschweinen 2020 und 2021 ein klar fallender Trend. Dieser sei sichtbar von den Durchschnittsanwender- bis zu den Höchstanwender-Betrieben. Seit 2020 stieg der Anteil an Nullanwender-Betrieben auf 34% im zweiten Halbjahr 2021. Die durchschnittliche betriebliche Therapiehäufigkeit ging um statistisch signifikante 0,29 Tage zurück. Ähnlich wie bei den Mastferkeln reduzierte sich insbesondere die Anwendung von Polypeptidantibiotika.

 

Rückläufiges Vorkommen von antibiotikaresistenten Keimen in Schlachttieren

Das BfR hat die jetzt vorliegenden Daten zum Antibiotikaeinsatz bei Masttieren auch mit den Daten aus dem Resistenz-Monitoring abgeglichen, das gemeinsam mit den Ländern und dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) durchgeführt wird. Auch das Vorkommen von antibiotikaresistenten Keimen in Schlachttieren ist eher rückläufig. Allerdings ist dieser Rückgang bei den Nutzungsarten unterschiedlich und spiegelt nicht den beobachteten Rückgang des Verbrauchs wieder. Wir müssen das Resistenzverhalten von Keimen noch besser verstehen lernen und die Anstrengungen zur Reduktion intensivieren, um langfristig einen Abfall der Resistenzrate erreichen zu können, sagt Käsbohrer.

Die ISN meint:

Die Daten des BVL zur Therapiehäufigkeit und den Antibiotikaverbrauchsmengen belegen eine beeindruckende Leistung der Tierhalter zusammen mit ihren Hoftierärzten – das gilt ganz besonders für die Schweinehaltung. Die ausgeklügelten Hygiene- und Impfprogramme, die Optimierung der Rahmenbedingungen und hervorragendes Management auf den Betrieben zeigen eine positive Wirkung auf die Tiergesundheit und reduzieren so das notwendige Maß an Behandlungen. Ein Erfolg, der endlich gewürdigt werden muss und nicht durch immer mehr Bürokratie torpediert werden darf. Natürlich muss es weiterhin Ziel sein, den Einsatz an Antibiotika zu minimieren. Allerdings wird die Luft für eine weitere Reduzierungen zunehmend dünner, denn die Anwendung hat sich in der Schweinehaltung auf einem Niveau eingependelt, das sehr nah an das erreichbare Minimum heranreichen dürfte. Das zeigt auch der hohe Anteil an Nullmeldern. Es muss weiter die Devise gelten: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Kranke Tiere müssen insbesondere auch aus Tierschutzgründen behandelt werden, soweit die Behandlung notwendig und erfolgversprechend ist. Weitere Reduktionsziele, die zu Lasten des Tierschutzes gehen könnten, sind nämlich nicht akzeptabel. Vor diesem Hintergrund ist auch dringend eine Änderung der jetzigen Systematik notwendig, die immer weiter einen festen Anteil an Betrieben zur Erstellung von Maßnahmenplänen verdonnert – das muss endlich auf die Ausreißer begrenzt werden.


Zur BfR-Studie „Therapiehäufigkeit und Antibiotikaverbrauchsmengen 2018-2021: Entwicklung in zur Fleischerzeugung gehaltenen Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten“

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