04.04.2022rss_feed

Bisher ca. 12.000 Tonnen Schweinefleisch für PLH angemeldet

Um den Schweinehaltern aus der Verlustzone zu helfen, ist die PLH nicht das richtige Instrument (Bild ©ISN/Jaworr, Canva, European Union)

Um den Schweinehaltern aus der Verlustzone zu helfen, ist die PLH nicht das richtige Instrument (Bild ©ISN/Jaworr, Canva, European Union)

Bei der umstrittenen und kürzlich von der EU-Kommission beschlossenen Privaten Lagerhaltung (PLH) für Schweinefleisch sind mittlerweile die ersten Mengen angemeldet worden. Bisher wollen Betriebe in sieben EU-Mitgliedsländern insgesamt knapp über 12.000 Tonnen Schweinefleisch einlagern, wovon der überwiegende Anteil allerdings nur für einen kurzen Zeitraum von 60 Tagen eingelagert werden soll, berichtet Agra Europe.

ISN: Für die Schlachtunternehmen und die Lagerhausbetreiber scheint die PLH lukrativ zu sein. Für die Schweinehalter sind Beihilfen zur PLH allerdings eine völlige Pseudolösung, die ihnen keinerlei Vorteile bringen sondern ihnen im Gegenteil Marktchancen nimmt.

 

In den Niederlanden bisher die größte Menge angemeldet

Nach Kommissionsangaben wurde vom 25. bis zum 30. März in sieben Mitgliedstaaten für insgesamt 12.356 t Schweinefleisch die bezuschusste Lagerhaltung beantragt. Mit 3.855 t entfiel dabei die größte Tonnage auf die Niederlande, gefolgt von Spanien mit 2.995 t, Dänemark mit 2.320 t und Deutschland mit 2.316 t. Die Einlagerung von einigen hundert Tonnen wurde zudem in Belgien, Frankreich und Schweden angemeldet.

Das Gros des Schweinefleischs soll mit 8.363 t für eine relativ kurze Dauer von 60 Tagen in den Froster gehen; für den längsten Zeitraum von fünf Monaten gab es bisher für 1.657 t Anträge. Interesse der Wirtschaftsbeteiligten für eine temporäre Marktentnahme bestand vor allem für knochenlose Edelteile mit 7.174 t und für Bäuche ohne Knochen mit 2.964 t. Für Schweinehälften oder Schinken wurden bis dato keine Einlagerungsanträge gestellt.

 

EU-Schweinefleischmarkt aktuell unterversorgt

Im Unterschied zu früheren PLH-Programmen ist gegenwärtig der EU-Schweinefleischmarkt nicht übersättigt, sondern das Gegenteil ist der Fall. Mit einer bezuschussten Einlagerung wird laut Analysten auf ein weiter abnehmendes Schlachtschweineangebot und eine geringere Schweinefleischerzeugung spekuliert, was bei zunehmender Nachfrage in Richtung Grillsaison zu steigenden Marktpreisen führen dürfte. Teilweise soll dem Vernehmen nach von den Betrieben auch im Winter günstig eingefrorene Ware zu jetzt höheren Preisen verkauft worden sein und die Bestände im Gefrierlager werden nun mit finanzieller PLH-Unterstützung wieder aufgefüllt.

 

Die ISN meint:

Die Beihilfen zur PLH waren schon in der Vergangenheit nicht sinnvoll – zum jetzigen Zeitpunkt sind sie geradezu absurd. Für Schweinehalter sind sie nicht nur keine Hilfe, sie sind im Gegenteil sogar schädlich. Denn am Ende müssen sie die Rechnung, zahlen wenn das eingelagerte Fleisch wieder auf den Markt kommt und so Marktchancen nimmt, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Hier verdienen andere – nicht die Schweinehalter. Die Ware wird kurzfristig eingelagert und zu passender Gelegenheit, beispielsweise in der Grillsaison, wird die günstig eingekaufte Ware auf den Markt gebracht. Das zeigt auch schon der kurze Zeitraum von nur 60 Tagen, über den die Ware eingelagert werden soll. Selbst bei einer eher unwahrscheinlichen kurzfristigen Entlastung am Markt verzögert die Auslagerung der in die PLH eingelagerten Mengen die dringend erforderliche Markterholung. Die Beihilfen zur PLH sind eine völlige Pseudolösung, die den Schweinehaltern mehr schadet, als dass sie ihnen nutzt, warnt Staack.

Die ISN hat mehrfach betont, dass es statt einer PLH verschiedene andere Maßnahmen gibt, die besser geeignet wären, die europäischen Landwirte in der aktuellen Situation wirksam zu entlasten. Wichtig ist dabei, dass diese Maßnahmen zu einer direkten Kostenentlastung der Landwirte führen und nicht irgendwo in der vor- und nachgelagerten Industrie oder dem Handel hängen bleiben, fordert Staack.


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