06.04.2022rss_feed

BVL-Kennzahlen: Noch einmal weniger Antibiotika zur Behandlung kranker Schweine eingesetzt

Vom BVL im Bundesanzeiger veröffentlichte Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit für Ferkel bis 30 kg Körpergewicht

Vom BVL im Bundesanzeiger veröffentlichte Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit für Ferkel bis 30 kg Körpergewicht

Der Antibiotikaeinsatz bei Schweinen ist im zweiten Halbjahr 2021 noch einmal weiter gesunken. Das geht aus den neuen Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. Die regelmäßigen BVL-Veröffentlichungen belegen, dass der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Tierhaltung in den vergangenen Jahren drastisch gesunken ist und sich nachhaltig auf einem niedrigen Niveau eingependelt hat.

ISN: Die weitere Reduktion der Therapiehäufigkeiten ist als beachtlicher Erfolg für die verantwortungsvoll zusammenarbeitenden Schweinehalter und Hoftierärzte zu verbuchen. Es ist höchste Zeit, diese Leistung anzuerkennen und das derzeit geltende Monitoringsystem für Schweine anzupassen.

 

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in der vergangenen Woche die berechneten Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit mit Antibiotika bei Masttieren für das zweite Halbjahr 2021 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Werte für Ferkel und Mastschweine im jüngsten Zeitraum noch einmal weiter zurückgegangen sind. Seit Einführung des Antibiotikamonitorings im Jahr 2015 haben sich die Zahlen drastisch reduziert und sich mittlerweile auf einem sehr niedrigen Niveau eingependelt.

 

Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit

Durch die gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen zur Antibiotika-Datenbank wird halbjährlich erfasst, wie häufig Mastbetriebe, die Rinder, Schweine, Puten oder Hühner halten, ihre Tiere mit Antibiotika behandeln. Daraus berechnet die BVL die Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit pro Nutzungsart. Kennzahl 1 wird jeweils durch den Median gebildet, Kennzahl 2 durch das 3. Quartil.


Vom BVL im Bundesanzeiger veröffentlichte Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit für Mastschweine über 30 kg Körpergewicht

Vom BVL im Bundesanzeiger veröffentlichte Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit für Mastschweine über 30 kg Körpergewicht

Für das 2. Halbjahr 2021 wurden vom BVL folgende Kennzahlen ermittelt:

 

Ferkel bis 30 kg Körpergewicht

Kennzahl 1 1,350 (1. Halbjahr 2021: 1,848)

Kennzahl 2 7,363 (1. Halbjahr 2020: 8,768)

 

Mastschweine über 30 kg Körpergewicht

Kennzahl 1 0,244 (1. Halbjahr 2021: 0,300)

Kennzahl 2 2,626 (1. Halbjahr 2021: 3,117)

 

Eigene Daten mit den Kennzahlen vergleichen

Schweinehalter mit der Pflicht zur Teilnahme an der Antibiotika-Datenbank müssen nun die veröffentlichten Kennzahlen mit dem eigenen Therapiehäufigkeitsindex vergleichen. Liegt der individuelle Wert über der Kennzahl 1, sollten Landwirte und Tierärzte gemeinsam die Ursachen dafür ermitteln und den Antibiotikaeinsatz nach Möglichkeit reduzieren.

 

Im Fall einer betrieblichen Kennzahl höher als der Kennzahl 2 müssen die Tierhalter innerhalb von vier Monaten einen schriftlichen Maßnahmenplan zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes an die Überwachungsbehörde vorlegen. Dieser Maßnahmenplan sollte gemeinsam mit dem Hoftierarzt erstellt werden.

 

Die ISN meint:

Das weitere Absinken der Therapiehäufigkeiten ist als beachtlicher Erfolg für die verantwortungsvoll zusammenarbeitenden Schweinehalter und Hoftierärzte zu verbuchen. Der Antibiotikaeinsatz in der deutschen Schweinehaltung konnte aufgrund komplexer Hygiene- und Tiergesundheitskonzepte in den letzten Jahren auf ein nachhaltig sehr niedriges Niveau reduziert werden. Umso erfreulicher ist es, dass erneut eine leichte Reduzierung erreicht wurde. Doch mit dem derzeit geltenden Monitoringsystem wird diese Leistung nicht gewürdigt. Denn bei angewandten System bleiben rein mathematisch nämlich immer 25 % der Betriebe über der Kennzahl 2 – egal wie wenig Antibiotika eingesetzt werden. Das bedeutet: 25 % der Betriebe werden zur Erstellung von Maßnahmenplänen und deren Umsetzung gezwungen, selbst bei sehr geringer Anzahl an Antibiotikabehandlungen. Angesichts dessen kann man nur jedes Mal wiederholen: Es ist höchste Zeit, das Monitoringsystem anzupassen und nur Betriebe mit Ausreißer-Kennzahlen – also nur wenige Prozent der Betriebe – mit diesen Vorgaben zu belegen.


arrow_upward