China belegt US-Schweinefleisch mit Strafzöllen – Auswirkungen auf deutschen Fleischexport?
Die nächste Stufe im Handelsstreit zwischen China und den USA ist erreicht. Nun ist auch Schweinefleisch aus den USA mit Strafzöllen belegt.
ISN: Auch wenn die Europäer lachender Dritter sein könnten, zeigt der Konflikt schon jetzt, dass es in einem Handelskrieg keine Gewinner geben kann.
Schlagabtausch zwischen den USA und China
Der von den USA angezettelte Handelsstreit geht in die nächste Runde. Nachdem die Amerikaner Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus China verhängt hatten, hat nun die Volksrepublik mit eigenen Strafzöllen auf amerikanische Waren geantwortet. Laut chinesischem Finanzministerium sind Importgüter im Wert von rund 3 Mrd. US-Dollar betroffen, darunter insbesondere Agrarprodukte aus den US-Staaten, in denen besonders viele Trump-Anhänger leben. Das hat zur Folge, dass auch Schweinefleisch auf der chinesischen Liste zu finden ist.
Tiefschlag für amerikanische Farmer
Die US-amerikanischen Farmer dürften die Handelsbarrieren hart treffen, zumal die Schweinebestände in den USA weiter wachsen. Die Vereinigung der amerikanischen Schweinehalter (NPPC) warnt bereits vor den Folgen eines eskalierenden Handelsstreits für die ländlichen Regionen in den USA. Für rund 1,08 Milliarden Dollar haben die USA im vergangenen Jahr Schweinefleisch nach China verkauft. Insbesondere für Nebenprodukte vom Schwein stellt China mit Abstand den wichtigsten Markt dar. Die Aktienkurse der größten Fleischkonzerne in den USA reagierten prompt und verloren teils zweistellige Prozentpunkte im Wert. Darunter auch Smithfield, ein Tochterunternehmen der chinesischen WH-Group.
Nächste Runde schon in Vorbereitung
Die Antwort aus Washington ließ nicht lange auf sich warten. Am Dienstag veröffentlichten die USA ihrerseits eine Liste mit 1.300 Produkten im Wert von rund 50 Mrd. US-Dollar. Betroffen wären dann u.a. Elektronikprodukte, Medikamente und Flugzeugteile. Bevor die Zölle in Kraft treten, müssen sie einem 30-tägigen Prüfprozess unterzogen werden. Damit ist scheinbar jedoch gleich die nächste Runde eingeläutet und diese dürfte für die Farmer noch gravierendere Auswirkungen haben. Denn China hat schon jetzt angekündigt, dass auch Sojabohnen mit Strafzöllen belegt werden sollen. Für immerhin rund 14 Milliarden US-Dollar exportierten die USA im vergangenen Jahr Sojabohnen und Sojaschrot nach China.
Chance für europäische Fleischhändler?
Was die US-amerikanischen Exporteure besorgt, könnte dementsprechend zusätzliche Aufträge für die europäischen Fleischhändler bedeuten. Allerdings erwarten Analysten, dass der Importbedarf Chinas im laufenden Jahr weiter sinken wird, da die heimische Produktion aktuell ausgedehnt wird. Zuletzt waren die Schweinepreise in China auf ein Vierjahrestief gefallen. Zudem dürfte der Wind auf den übrigen asiatischen Märkten um einiges rauer wehen. Insbesondere in Südkorea und auf der Drehscheibe Hongkong dürften die US-amerikanischen Exporteure mit sehr günstigen Angeboten auftauchen und auch europäischen Anbietern die Geschäfte vermiesen.
Die ISN meint:
Die Verzehrsgewohnheiten und -vorlieben unterscheiden sich weltweit. Deshalb werden die einzelnen Teilstücke vom Schwein heute global gehandelt und dort verkauft, wo die Nachfrage am größten ist. Das schafft zusätzliche Wertschöpfung für Landwirte und erschwingliche Preise für die Verbraucher. Mit dem Handelsstreit ist der mit zusätzlichen Kosten verbundene Verschiebebahnhof
eröffnet. Auch wenn die Europäer lachender Dritter sein könnten, zeigt der Konflikt schon jetzt, dass es in einem Handelskrieg keine Gewinner geben kann.