24.11.2021rss_feed

Folge der Corona-Pandemie: Schweinehalter erleiden drastische Einkommenseinbußen

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 ist das Einkommen in der Schweinehaltung drastisch eingebrochen. ©Canva, ISN

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 ist das Einkommen in der Schweinehaltung drastisch eingebrochen. ©Canva, ISN

Die jüngsten Buchführungsergebnisse des Verbands der Landwirtschaftskammern (VLK) beweisen: Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist das Einkommen im Veredlungssektor und insbesondere in der Schweinehaltung 2020/21 drastisch eingebrochen. Die Prognose für das aktuelle Wirtschaftsjahr macht aufgrund des nicht absehbaren weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie sowie dem zeitgleichen Auftreten der Afrikanischen Schweinpest (ASP) wenig Hoffnung auf Besserung, berichtet AgE.

ISN: Die aktuelle Lage in der Schweinehaltung ist dramatisch. Auch wenn Corona nicht allein dafür verantwortlich ist, so ist die Pandemie mit den damit verbundenen Restriktionen und angeordneten Gegenmaßnahmen die wesentliche Ursache für die Absatz- und Preiskrise am deutschen Schweinemarkt. Im Hinblick auf erneute Einschränkungen im Außer-Haus-Bereich muss alles getan werden, um die Absatzkanäle offen zu halten. Damit dies gelingt, ist die 2G-Regelung genau die richtige Maßnahme.

 

Die Gewinne der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Durchschnitt aller Höfe und Regionen im Vorjahresvergleich empfindlich gesunken, wobei insbesondere Veredlungsbetriebe dramatische Einkommens- und Eigenkapitalverluste hinnehmen mussten. Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) gestern in Berlin mit Verweis auf eine erste Auswertung von Buchführungsdaten.

 

Drastische Folgen für Schweinehalter

Dem Verband zufolge wirkte sich die Corona-Pandemie im Veredlungssektor drastisch aus, insbesondere die Notierungen bei den Schweinen seien völlig eingebrochen. Nach Angaben des VLK fiel der Schweinepreis zum Jahreswechsel 2020/21 auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Eine deutlich sinkende Nachfrage habe ebenfalls zu dramatischen Einbrüchen bei den Ferkelpreisen geführt. In der Folge sei die Nettorentabilität der Schweinehalter beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zum Vorjahr um katastrophale 80 % eingebrochen. So konnten laut den Berechnungen des VLK im Berichtszeitraum nicht einmal 30 % der eingesetzten Faktoren Arbeit, Boden und Kapital noch vergütet werden.

 

Weitere große Herausforderungen erwartet

Unterm Strich mussten im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr alle landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe nennenswerte Eigenkapitalverluste verkraften und sahen sich mit großen Liquiditätsproblemen konfrontiert. Der Verband geht davon aus, dass auch die Einkommenssituation im aktuellen Wirtschaftsjahr 2021/22 die landwirtschaftlichen Betriebe beziehungsweise bäuerlichen Familien vor weitere große Herausforderungen stellen wird. Der noch nicht absehbare Verlauf der Corona-Pandemie und die aufgestauten Folgen der Pandemie sowie das zeitgleiche Auftreten der Afrikanischen Schweinpest (ASP) dürften nach der Analyse der Landwirtschaftskammern für übergreifend schlechte Rahmenbedingungen bei fehlenden Perspektiven sorgen.

 

Die ISN meint:

Seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 stehen die Schweinepreise nahezu dauerhaft – nur mit kurzzeitigen Ausnahmen – unter Druck, bestätigt ISN-Marktexperte Klaus Kessing. Weltweit wurden die Märkte durcheinander gebracht, nicht nur auf der Nachfrageseite, auch auf der Produktionsseite. Neben Deutschland gab es auch in anderen Ländern wie den USA, China und England umfangreiche Einschränkungen von Schlachtkapazitäten. In der Folge sind global riesige Fleischmengen auf einmal auf den Markt gekommen, bei gleichzeitig begrenzten Absatzmöglichkeiten durch die Beschränkungen im Zuge der Pandemiebekämpfung. Durch die Corona-Pandemie haben sich die Marktprobleme immer weiter aufgestaut und führen nach wie vor zu erheblichen finanziellen Einbußen auf den Betrieben. Das zeitgleiche Auftreten der ASP in Deutschland hat on top sein Übriges dazu beigetragen. Viele schweinehaltende Betriebe in Deutschland sind deshalb in ihrer Existenz bedroht. Derzeit fehlen 60-70 € Erlös am Schwein.

Besonders schwer wiegt der nahezu vollständig zu Erliegen gekommene Absatz im Außer-Haus-Bereich. Dieser Absatzmarkt machte vor der Corona-Zeit für Schweinefleisch mengenmäßig knapp ein Drittel des Marktes aus. Häufig kommt der Konsum im Außer-Haus-Bereich on top zum normalen Verzehr (z. B. Essen auf Feiern, Bratwurst im Stadion etc.), daher kann nur ein Teil des weggebrochenen Außer-Haus-Verzehrs durch den Lebensmitteleinzelhandel und Lieferservices aufgefangen werden. Trotz einiger Lockerungen in diesem Sommer bringt die Umsatzschwäche im Außer-Haus-Bereich den Schweinepreis bis heute unter erheblichen Druck. Aktuell ist Deutschland mitten in der vierten Corona-Welle angekommen und das öffentliche Leben wird angesichts der hohen Inzidenzzahlen erneut in weiten Teilen eingeschränkt.

 


Umsatz des Gastgewerbes ©Destatis

Umsatz des Gastgewerbes ©Destatis

Die Möglichkeit der 2G-Regelung, wonach nur Geimpfte und Genesene, eine Veranstaltung oder ein Restaurant besuchen dürfen, kann nun eine Chance sein, um den Außer-Haus-Bereich vor einem erneuten Wegfall zu bewahren. Zwar deuten die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes darauf hin, dass eine 2G-Regelung erneut zu leichten Umsatzeinbußen im Gastgewerbe führt. So wird im neuesten Bericht über die Umsatzzahlen im Gastgewerbe für September 2021 der Rückgang von 3,5 % (real) zum August 2021 von den Statistikern zum Teil auf die Einführung der 2G-Regelung in mehreren Bundesländern zurückgeführt. Diese leichten Umsatzeinbußen könne man aber ohne Frage in Kauf nehmen, wenn dadurch ein erneuter Lockdown verhindert werden könne, meint ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Gerade in der jetzigen Marktsituation müssen die Absatzkanäle offen gehalten werden. Damit dies gelingt, ist die 2G-Regelung genau die richtige Maßnahme, so Staack.


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