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Debatte über Grund für ASP-Ausbruch in Brandenburg – ISN: Jetzt Ursache finden und Defizite unverzüglich abstellen!

Debatte über Grund für ASP-Ausbruch in Brandenburg – ISN: Jetzt Ursache finden und Defizite unverzüglich abstellen!

Der Schock war groß, als letzte Woche die ersten drei Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Hausschweinen in Deutschland bestätigt wurden. Erwartungsgemäß ist es bislang jedoch nicht zu Marktverwerfungen gekommen. Jetzt geht auf fachlicher Ebene die Suche nach den Ursachen für den Eintrag los und - auch das ist erwartungsgemäß – auf politischer Bühne das übliche Schwarze-Peter-Spiel mit gegenseiteigen Vorwürfen über Zuständigkeiten und Verfehlungen.

ISN: Schluss mit dem Kindergarten! Es muss schnellstmöglich herausgefunden werden, was die konkreten Eintragsursachen waren. Daraus, sowie ausdrücklich auf Grundlage der Expertise von Tierhaltern und Jägern, müssen von den verantwortlichen Behörden unverzüglich und mit aller Konsequenz Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden, damit sich das nicht wiederholt! Hier scheint es vor allem in der Abstimmung mit den Praktikern erheblichen Nachholbedarf zu geben!

 

Ermittlungen zur Ursachenforschung laufen

Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher kündigte am Freitag vergangene Woche nach Bekanntwerden der ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Hausschweinen in Deutschland an, zügig die Ursache für den Eintrag in die Schweinebestände finden zu wollen. Die dafür notwenigen Ermittlungen seien eingeleitet und das Veterinäramt werde dabei durch die Task Force des Landes Brandenburg und Spezialisten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) unterstützt.

 

Bauernverband: Kritik an Bekämpfungsmaßnahmen und Koordination vor Ort

Der Deutschen Bauernverband (DBV) und der Landesbauernverband in Brandenburg (LBV) übten im Zuge des Bekanntwerdens der ASP-Fälle in den Hausschweinebeständen, Kritik an den Bekämpfungsmaßnahmen vor Ort und wiesen darauf hin, dass auf die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen einschließlich Aufstallungsgeboten strikt zu achten und hier alle Betriebe zur ständigen Überprüfung angehalten seien. Ferner sollten private Kleinsthaltungen in den betroffenen Regionen nach Möglichkeit herausgekauft werden, um das Gesamtrisiko weiter zu reduzieren.

Wie Agra Europe (AgE) berichtet, kritisierte der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff zudem die Potsdamer Landesregierung und bezeichnete die unzureichende Informationspolitik der zuständigen Verbraucherschutzministerin als höchstproblematisch. Bisher seien die Maßnahmen, die als zielführend erkannt worden seien, nicht schnell, konsequent und koordiniert genug umgesetzt worden.

Den Vorwurf des Bauernverbands wies Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Nonnemacher nach einem Bericht des rbb am Samstag zurück. Man habe alle auf Landesebene möglichen Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche sehr zügig getroffen und umgesetzt, so Nonnemacher.

 

Kritik an Freilandhaltung

Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag, Johannes Funke, zeigte sich laut AgE verärgert darüber, dass es angesichts der aktuellen Bedrohungslage immer noch Akteure in der Landespolitik gebe, die eine Freilandhaltung von Schweinen in Seuchenzeiten für praktikabel hielten. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums (AEF) Oldenburger Münsterland, Sven Guericke. Freiland- und Auslaufhaltungen dürften – wenn überhaupt – nur noch unter explizit hohen Standards stattfinden. Bei diesen Haltungsformen in Restriktionsgebieten bedürfe es einer doppelten Einzäunung und eines Außenfestzauns von mindesten 1,50 m Höhe mit Untergrabschutz, so Guericke.

 

FLI empfiehlt Aufstallung in Restriktionsgebieten

Auch das nationale Referenzlabor für Tierseuchen, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), positioniert sich hier deutlich: Für Schweine in Auslauf- und Freilandhaltung, die in Restriktionsgebieten liegen, wird eine Aufstallung empfohlen. So lautet das Ergebnis einer fachlichen Einschätzung, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde. Vor diesem Hintergrund mahnte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner heute erneut die betroffenen Bundesländer an, die Hausschweinebestände konsequent zu schützen und sicherzustellen, dass die angeordnete Aufstallung auch umgesetzt werde. Biosicherheitsmaßnahmen seien verstärkt zu kontrollieren, so Klöckner.

 

Schweine waren im Stall

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschafts (BÖLW) wies nach Angaben von AgE die Kritik an der Haltungsform zurück. Der betroffene Biobetrieb habe seine Tiere aufgrund einer amtlichen Anordnung schon seit September nicht mehr aus dem Stall lassen dürfen, weshalb eine artgerechte Auslaufhaltung nicht als spezifischer Grund für die Ansteckung des Tieres infrage kommen. Es müsse deshalb von Infektionsquellen ausgegangen werden, die auch konventionelle Schweinehalter betreffen könnten. Die Wissenschaft würde hier beispielsweise den Menschen, Futter und weitere Infektionswege benennen.

 

Die ISN meint:

Auch wir können uns der Kritik an den Bekämpfungsmaßnahmen vor Ort ausdrücklich anschließen! Aber anstatt dass man anpackt, ist das typische Schwarze-Peter-Spiel voll im Gang und die Verantwortung für Versäumnisse wird innerhalb des Landes hin und her geschoben. Schluss damit! Jegliche Diskussion um Zuständigkeiten ist derzeit absolut fehl am Platz und das Schwarze-Peter Spiel führt zu nichts. Stattdessen muss schnellstmöglich herausgefunden werden, was die konkreten Eintragsursachen waren. Daraus sowie ausdrücklich auf Grundlage der Expertise von Tierhaltern und Jägern müssen von den verantwortlichen Behörden unverzüglich und mit aller Konsequenz Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden, damit sich das nicht wiederholt!

Wie kann es sein, dass ein Unternehmer, ganz gleich ob Ferkelerzeuger oder Mäster, aufgrund von einer winzigen Hobbyhaltung in seiner Existenz gefährdet wird? Dieses Problem betrifft nicht nur den aktuellen Fall, sondern zeigt sich auch an anderer Stelle, z.B. bei Mini-Schweinen, die von einigen Personen gerne als Haustiere gehalten werden. Und noch etwas sollte jedem klar sein: Das Einhalten der Biosicherheitsmaßnahmen, z.B. die Aufstallungspflicht in Restriktionsgebieten, gilt für jede Haltungsform und jeden Schweinebestand, egal wie klein oder groß er ist. Das hat oberste Priorität!

Ebenfalls ganz oben auf der allgemeinen To-do-Liste: Koordination und Information. Hier beklagen die landwirtschaftlichen Organisationen vor Ort noch immer erheblichste Defizite. Wie kann das noch immer sein? Ein Unding!


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