Deutsche Umwelthilfe: Heizgas aus Schweineställen in Deutschland könnte eine Großstadt mit Wärme versorgen
– ISN: Kernkraftwerk Lingen demnach achtmal so viel
Die Deutsche Umwelthilfe prangert in einer aktuellen Pressemitteilung konventionelle Schweineställe als Energiefresser an und fordert die Bundesregierung auf, die Umstellung auf tier- und klimaschonende Offenställe voranzutreiben und damit den hohen Heizgasbedarf in der deutschen Schweinehaltung zu beseitigen.
ISN: DUH verfolgt mit seiner Studie ein durchsichtiges Manöver gegen die Schweinehaltung und verzerrt das Bild durch Weglassen wichtiger Fakten. Allein das vor der Abschaltung stehende Kernkraftwerk Emsland erzeugt achtmal so viel Energie im Jahr, wie von der DUH als Energiebedarf für die Heizung der Schweineställe berechnet wurde.
Heizgas aus Schweineställen in Deutschland könnte eine Großstadt mit Wärme versorgen
– das titelte die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) am vergangenen Freitag und legt dieser Aussage aktuelle Berechnungen zugrunde, denen zufolge der jährliche Heizgasverbrauch der deutschen Schweinehaltung dem Bedarf von 260.000 Menschen pro Jahr entsprechen soll. Da laut DUH dadurch eine absurde Konkurrenz um Heizgas zwischen Mensch und Tier
entstehe, fordert die Organisation die Bundesregierung dazu auf, eine Reduktionsprämie für gewerbliche Tierplätze ohne Flächenbindung und eine Fleischabgabe auf die unteren beiden Haltungsformstufen einzuführen. Darüber hinaus sollen Umbauhilfen für Offenställe zur Verfügung gestellt werden sowie der Einsatz von Stroh als Einstreu verpflichtend werden. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner nimmt insbesondere Landwirtschaftsminister Özdemir in die Pflicht, die notwendigen Neuregelungen für emissionsarme, tiergerechte Offenställe mit Stroh endlich voranzutreiben.
DUH legt Reformplan vor und fordert Umstellung auf Offenställe mit Stroheinstreu
Die Forderungen im vorgelegten Reformplan begründet die DUH darin, dass die Umstellung auf tier- und klimaschonende Offenställe den Heizgasbedarf in der Schweinehaltung vollständig beseitigen würde, da die Schweine ihre Liegeflächen selbst warmhielten. Mit dieser Klappe würden dann nach Meinung der DUH auch noch weitere Fliegen geschlagen: Deutschlandweit würde nicht nur Gas, sondern auch über 300.000 Tonnen CO2-Äquivaltente pro Jahr eingespart, das Tierwohl verbessert, die Gesamtzahl der Schweine verringert, dem nachlassenden Schweinefleischkonsum Rechnung getragen und vielerorts überschüssiges Nitrat aus Gülle reduziert. Auch Erzeugerpreise für Schweinefleisch könnten sich, so die DUH, durch das Ende der Überproduktion wieder auf einem angemessenen Niveau einpendeln.
Die Einordnung der ISN mit entsprechenden Fakten:
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verfolgt aus unserer Sicht mit ihrer Studie ein durchsichtiges Manöver, um der deutschen Schweinehaltung zu schaden. Sie nutzt die aktuelle Energiekrise aus, um Stimmung gegen die konventionelle Schweinehaltung zu betreiben. Die Verfasser der Studie lassen aus unserer Sicht wichtige Fakten weg und kommen zu einer vollkommen verdrehten Schlussfolgerung. Scheinbar ist jeder Ansatz recht, um ideologischen Vorstellungen zur Ernährung jedes einzelnen und dazu, wie Landwirtschaft ihrer Meinung nach auszusehen hat, medienwirksam zu untermauern. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack ordnet die Zahlen der Studie ein: Wenn die Zahlen der DUH zum Heizgasbedarf für die gesamte konventionelle deutsche Schweinehaltung stimmen, dann könnte diese Energie acht Mal durch das Kernkraftwerks Emsland, das Ende des Jahres abgeschaltet werden soll, erzeugt werden. Was soll also dieses unsägliche und ideologisch getriebene Täuschungsmanöver der DUH gegen die Schweinehaltung?
Zu den Inhalten der Studie: Bei ihrer Kalkulation zum Heizgasbedarfs von 1,4 Mrd. kWh pro Jahr in der gesamten konventionellen deutschen Schweinehaltung lassen die Autoren der Studie vollkommen außer Acht, woher die Energie kommt und wie diese im Gesamtkontext des jeweiligen Betriebes zu sehen ist. Wo sind z.B. die vielen Schweineställe berücksichtigt, welche die Abwärme einer Biogas nutzen. In der Realität stehen die Biogasanlagen nämlich meist nicht dort, wo ein alternativer Energiebedarf von privaten oder industriellen Nutzern damit gedeckt werden könnte. Wo sind die vielen Schweineställe berücksichtigt, die über Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung o.Ä. beheizt werden und so gleichzeitig mit dem verbrauchten Gas (in der Regel eher Flüssiggas statt Erdgas) Strom erzeugt wird? Abgesehen davon, dass viele Schweinehalter oftmals auch Energieerzeuger sind, ließen sich hier weitere Beispiele nennen, die nicht berücksichtigt wurden. Der von der DUH gezogene Vergleich des Energieverbrauchs in der Schweinehaltung zum Verbrauch der Privathaushalte ist deshalb unredlich.
Völlig außer Acht bleibt bei dem Vergleich nämlich auch die Kreislaufwirtschaft und dabei ist genau das ein ganz entscheidendes Argument für die Position der Tierhaltung in der Nahrungsmittelproduktion. Schweine erzeugen Mist und/oder Gülle, der als Dünger für den Ackerbau benötigt wird. So gehen entweder wichtige Pflanzenerträge für die menschliche Ernährung verloren, oder – und das ist realistischer – es wird eine höhere Menge an Mineraldüngern benötigt. Und dieser wird im Falle des Stickstoffdüngers bekanntlich mit viel Energie und vornehmlich Erdgas erzeugt. Bei einer Halbierung der derzeitigen deutschen Schweinehaltung würden 76.000 Tonnen weniger Stickstoff aus deren Dung anfallen. Um diese Menge durch künstliche Mineraldünger auszugleichen, müssten ca. 0,4 Mrd. kWh über Erdgas aufgewendet werden.
Nicht verstehen will scheinbar die DUH, dass eine Überversorgung an Schweinefleisch in Deutschland anhand des hiesigen Selbstversorgungsgrades gar nicht abzulesen ist. Denn dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass wir uns hierzulande mit den edleren Teilstücken nicht einmal selbst versorgen können. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es höchst sinnvoll, alle Teile des Schweins zu nutzen. Dementsprechend müssen die in Deutschland nicht für den menschlichen Verzehr zu vermarktenden Teilstücke in die Länder exportiert werden, in denen sie gerne gegessen werden. Oder will die DUH diese Teilstücke lieber der Verbrennung zuleiten, um Energie zu erzeugen? Wer eine Überversorgung an Schweinefleisch in Deutschland mit dem Energieeinsparungspotenzial in Verbindung bringt, der sollte dann aber auch berücksichtigen, dass der Löwenanteil des Energieverbrauchs in der Schweinehaltung in der Ferkelerzeugung liegt – und Ferkel importieren wir heute schon rund 10 Mio. im Jahr weil der hiesige Bedarf nicht reicht.
Völlig auf dem Holzweg ist die DUH mit ihren Schlussfolgerungen, dass eine Transformation der Schweinehaltung in die höheren Haltungsstufen zur Energieeinsparung führt –abgesehen davon, dass die Schweinehalter in ihrer extrem schwierigen wirtschaftlichen Lage das gar nicht bewerkstelligen könnten. Und auch in den privaten Haushalten, welche die höheren Preise dann tragen müssten, ist aktuell noch mehr Sparen angesagt. Die Ferkelerzeugung, die, wie schon gesagt, den Löwenanteil des Energieverbrauchs in der Schweinehaltung ausmacht, findet ohnehin in den Haltungsstufen des Bundes bislang keine Berücksichtigung.