EDEKA steigert den Umsatz und will mit Lieferanten konsequenter verhandeln – ISN: Schweinehalter brauchen noch deutlich höhere Ferkel- und Schweinepreise
EDEKA will Preiserhöhungen für Lebensmittel durch konsequente Verhandlungen mit Herstellen verhindern.
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie konnte EDEKA seine Marktführung weiter ausbauen und steigerte den Umsatz noch einmal deutlich im Vergleich zu Vorjahr. Im laufenden Jahr sieht sich der Verbund jedoch zunehmend durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der steigenden Inflation in Deutschland konfrontiert. Preiserhöhungen für Lebensmittel sollen laut Unternehmensangaben durch konsequente Verhandlungen mit Herstellen verhindert werden. Für den Ernstfall fordert EDEKA aber, höhere Preise über die gesamte Wertschöpfungskette zu verteilen.
ISN: Wenn EDEKA von seiner Marge abgeben will, um höhere Kosten abzufedern, ist das nachvollziehbar. Zumindest bei den Schweinehaltern ist durch konsequentes Verhandeln
nichts rauszuholen – im Gegenteil, diese fahren weiter starke Verluste ein, deshalb müssen die Ferkel- und Mastschweinepreise noch weiter deutlich nach oben.
Trotz der anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie hat der Lebensmitteleinzelhändler EDEKA im vergangenen Jahr seine Marktführung noch einmal weiter ausgebaut. Dem kürzlich veröffentlichen Geschäftsbericht zufolge, erwirtschafteten die rund 3.500 Kaufleute im EDEKA-Verbund im Jahr 2021 Umsätze in Höhe von insgesamt 34,7 Mrd. Euro. Das entspräche einem Zuwachs von 4,7 % gegenüber dem vorangegangenen Jahr 2020, berichtet EDEKA in einer Pressemitteilung. Im Discount-Segment verbuchte die Unternehmenstochter Netto Marken-Discount ein Wachstum von rund einem Prozent auf aktuell 14,7 Mrd. Euro. Insgesamt steigerte der EDEKA-Verbund sein Umsatzvolumen vergangenes Jahr um 2,9 % auf nunmehr 62,7 Mrd. Euro.
EDEKA will Preiserhöhungen verhindern
Wie es scheint, hat der Lebensmitteleinzelhändler also wenig Grund zu klagen. Trotzdem wird EDEKA nicht müde zu betonten, dass der Jahresbeginn 2022 vom Kriegsgeschehen in der Ukraine und der steigenden Inflation in Deutschland überschattet würde und sich der Konzern mit großen Herausforderungen konfrontiert sehe. In diesem Zusammenhang stellte Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der EDEKA-Zentrale, klar, dass steigende Verbraucherpreise nicht als Alibi der Industriekonzerne dienen dürften, um ihre Renditen mit überhöhten Preisforderungen zu maximieren. Daher werde EDEKA auch in Zukunft, durch konsequente Verhandlungen mit den Herstellern, alle vermeidbaren Preiserhöhungen abwenden. Nicht vermeidbare Preiserhöhungen dürften nicht allein den Verbraucher:innen aufgebürdet, sondern müssten in der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden, heißt es weiter. Der EDEKA-Verbund investiere in erheblichem Umfang, um die Verkaufspreise möglichst stabil zu halten – auch zu Lasten der eigenen Marge.
Die ISN meint:
Natürlich ist es nachvollziehbar, wenn diejenigen in der Wertschöpfungskette, bei denen nach wie vor auskömmliche Margen erwirtschaftet und Gewinne erwirtschaftet werden, zum Teil darauf verzichten und so die gestiegenen Kosten etwas abfedern. Insofern ist nichts dagegen einzuwenden, wenn EKEDA zu Lasten der eigenen Marge Kostensteigerungen nicht immer in vollem Umfang weitergeben will. Beim letzten Glied in der Kette – den Landwirten und insbesondere bei den Schweinemästern und Ferkelerzeugern – kann ein Verzicht auf Marge allerdings nicht funktionieren, weil es keine positive Marge gibt. Im Gegenteil fahren die Schweinehalter seit vielen Monaten in riesigem Umfang Verluste ein. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs verschärfen die Situation zusätzlich, sodass die zuletzt gestiegenen Schweine- und Ferkelpreise die Verluste aufgrund der extremen Kostensteigerungen, vor allem für Futter und Energie, nicht kompensieren können. Was will EDEKA hier also verhandeln? Es muss klar sein, dass es eine weitere sichere Warenversorgung beim Schweinefleisch nur gibt, wenn Schweinehalter (Ferkelerzeuger und Schweinemäster) endlich keine Verluste mehr machen und akzeptable Erlöse für ihre Produkte erzielen können. Sonst halten die Betriebe nicht weiter durch und sind immer noch stärker gezwungen, aus der Schweinehaltung auszusteigen. Jedem muss klar sein, dass diese Betriebe auch für jegliche Weiterentwicklung der Schweinehaltung in Deutschland verloren gehen. Das kann nur abgewendet werden, wenn die Preisnotierungen für Ferkel und Mastschweine endlich wieder weiter massiv nach oben gehen - und zwar schneller als die Kosten! Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es geboten, die hiesige Schweinehaltung im Land zu halten – im Moment passiert aber das Gegenteil. Schon im vergangenen Jahr schrumpfte die Schweinehaltung vor dem Hintergrund der katastrophal schlechten finanziellen Lage sowie der immer weiter zunehmenden Auflagen dramatisch. Betriebe sind hierzulande ausgestiegen, während in anderen Ländern – allen voran Spanien – dagegen aufgestockt wurde. Gerade jetzt in der Ukraine-Krise zeigt sich, wie entscheidend es ist, wichtige Versorgungsgüter – an erster Stelle die Lebensmittel – im eigenen Land zu erzeugen!