27.02.2025rss_feed

Eine Bucht für alles? Junge ISN besichtigt Havito-Forschungsstall

Im Rahmen eines JISN-Seminars besichtigten 20 junge Schweinehalter im Februar 2025 den Havito-Forschungsstall in Dinklage ©ISN

Im Rahmen eines JISN-Seminars besichtigten 20 junge Schweinehalter im Februar 2025 den Havito-Forschungsstall in Dinklage ©ISN

Ein Tierwohlstall, der Abferkelung Aufzucht und Mast kombiniert und gleichzeitig Ammoniakemissionen reduziert? Das hat sich die Junge ISN in der vergangenen Woche genauer angeschaut. Eine Gruppe von 20 jungen Schweinehaltern besichtigte den Havito-Forschungsstall von Bröring und Big Dutchman in Dinklage und setzte sich mit Umbaulösungen für die Sauenhaltung und Mast auseinander.

 

Während der Umbau der Schweinemast auf höhere Haltungsformstufen in der Hand der jeweiligen betrieblichen Entscheidung liegt, stehen Ferkelerzeuger gezwungenermaßen vor dem Umbau des Deckzentrums und später des Abferkelstalls, um weiter in der Sauenhaltung zu bleiben. Zwar haben die allermeisten Betriebe bis Anfang 2024 in Umbaukonzept für das Deckzentrum eingereicht, doch nun, da in den meisten Fällen die Bauanträge bis Februar 2026 dann konkret gestellt werden müssen, werden die Konzepte und Entscheidungen noch einmal überdacht. Wie genau können sich Schweinehalter vor diesem Hintergrund zukunftsfest aufstellen?

Dieser Frage ist die Junge ISN in der vergangenen Woche nachgegangen und hat den Havito-Forschungsstall von Bröring und Big Dutchman in Dinklage besichtigt. Betriebsleiter Stefan Harpenau erklärte den jungen Schweinehaltern das Konzept sowie die bisher gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse und stellte sich den ausführlichen Fragen.


Betriebsleiter Stefan Harpenau erklärte den jungen Schweinehaltern das Havito-Konzept und die bisher gewonnenen Erkenntnisse im Forschungsstall ©ISN

Betriebsleiter Stefan Harpenau erklärte den jungen Schweinehaltern das Havito-Konzept und die bisher gewonnenen Erkenntnisse im Forschungsstall ©ISN

Havito-Konzept – was steht dahinter?

Der Havito-Forschungsstall ist ein spaltenfreier Tierwohlstall, der mehrere innovative Ansätze kombiniert und somit eine Lösung für die zukünftige Herausforderungen in der Schweinehaltung liefern soll. Das von Bröring und Big-Dutchman entwickelte Havito-Konzept beinhaltet zwei Haltungsverfahren:

  • Birth-To-Rear (Aufzucht bis 30 kg): Bei diesem Verfahren findet in der Bucht das Abferkeln und die Aufzucht statt. Dazu wird die Sau mit dem Absetzen ausgestallt und die Ferkel verbleiben in der Bucht. Der Ferkelschutzkorb kann hochgeklappt werden, wodurch eine 7,5 m² große Bewegungsbucht entsteht. Über den Futtertrog der Sau können gleichzeitig die Ferkel versorgt werden.
  • Birth-To-Finnish (Aufzucht und Mast bis 120 kg): Bei diesem Verfahren verbleiben die Ferkel bis zum Mastende mit ihren Wurfgeschwistern in der Bucht und die Sau wird ausgestallt. Ab einem Lebendgewicht von etwa 25 kg wird die Bucht komplett geöffnet und neben mehr Platz kommt ein zusätzlicher Fress- und größerer Mikroklimabereich für die Schweine dazu.

 

Emissionsarm, tierwohlgerecht und Ringelschwanz-tauglich?

Durch die innovative Strukturierung der Buchten, soll der Stall gleichzeitig emissionsarm, tierwohlgerecht und ringelschwanztauglich sein. Das funktioniert durch die Unterteilung der komplett planbefestigten Bucht in Aktivitäts- Fress- und Liegebereich und die Ausstattung mit einer Schweinetoilette inklusive einer Kot- und Harntrennung. Die Buchtenstrukturierung soll sich zusammen mit der Minimaleinstreu im Liege- und Fressbereich positiv auf die Auslebung der natürlichen Verhaltensweisen auswirken.


Weniger Stress für die Schweine

Durch den Verzicht auf das Umstallen während der Aufzucht und Mast, sind die Schweine insgesamt weniger Stressfaktoren ausgesetzt. Im bisherigen Versuch zeigen die Tiere dadurch hohe Tageszunahmen, eine bessere Futterverwertung und einen hohen Gesundheitsstatus. Gerade auch mit Blick auf das Thema Ringelschwanz zahlt sich das Konzept aus, da die Tiere kein aggressives Verhalten zeigen. Insgesamt lässt sich das Leistungspotenzial somit voll ausschöpfen und der Ringelschwanz intakt halten.

 

Schweinetoilette statt Filter?

Das Absetzen von Kot und Harn erfolgt auf der Schweinetoilette PigT, einem begehbaren Kunststoffband. Die festen Kotbestandteile und Reste an organischem Material bleiben auf dem Band liegen und werden bis zu 4 Mal täglich in Intervallen langsam aus der Bucht in einen Sammelkanal befördert. Gleichzeitig sickert der Harn direkt durch kleine Öffnungen im Kunststoffband und wird in einer Wanne darunter aufgefangen und abgeleitet. Mit der integrierten Schweinetoilette soll eine 75 % tige Minderung der Ammoniakemissionen erreicht werden. Durch die sofortige Trennung von Kot und Harn kann sich kaum Ammoniak in der Stallluft bilden, da die dafür verantwortliche Urease-Reaktion unterbunden wird. Das Ziel ist es auch den Einbau eines Luftwäschers damit zu umgehen, denn dessen Anschaffung und Energieverbrauch sind teuer. Darüber hinaus wird beim Havito-Konzept die Gülle durch in eine feste und flüssige Phase getrennt, die dann spezifisch eingesetzt werden und so zur Lösung der betrieblichen Nährstofffrage beitragen können.


Im zweiten Teil des Seminars ging es u.a.  um die Umsetzung der neuen rechtlichen Vorgaben für die Sauenhaltung im Deckzentrum und im Abferkelstall sowie konkrete Lösungen ©ISN

Im zweiten Teil des Seminars ging es u.a. um die Umsetzung der neuen rechtlichen Vorgaben für die Sauenhaltung im Deckzentrum und im Abferkelstall sowie konkrete Lösungen ©ISN

Zukünftige Anforderungen und Lösungsansätze breit diskutiert

Im Anschluss an die Besichtigung gingen Andrea Friggemann und Dr. Karl-Heinz Tölle von der ISN-Projekt GmbH in zwei Vorträgen noch genauer auf weitere Umbaulösungen für die Sauenhaltung und die Schweinemast ein. Zum einen ging es um die Umsetzung der neuen rechtlichen Vorgaben für die Sauenhaltung im Deckzentrum und im Abferkelstall. Zum anderen ging es um die Umstellung auf höhere Haltungsformen. Dabei wurden die zukünftigen Anforderungen und weitere Fragestellungen u.a. zur Nutzung der Bundesförderung zur Förderung von Tierwohlställen rege diskutiert.


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