20.05.2016rss_feed

Erfolgsgeschichte zum Nachmachen?! WhatsApp-Güllegruppe

Michael Bittner (rechts) im Gespräch mit seinen "Feldnachbarn" (Foto: Privat/Forum Moderne Landwirtschaft)

Michael Bittner (rechts) im Gespräch mit seinen "Feldnachbarn" (Foto: Privat/Forum Moderne Landwirtschaft)

Michael Bittner aus Waltrop am Rande des Ruhrgebiets informiert seine Nachbarn per WhatsApp, bevor er Gülle auf angrenzenden Flächen ausbringt. Mit großem Erfolg und ungeahnten Nebenwirkungen, wie das Forum Moderne Landwirtschaft jetzt im Gespräch mit ihm herausgefunden hat.

Frische Landluft löst bei vielen betroffenen Anwohnern Ärger aus. Aber nicht wenn Sie Gülle fahren. Was machen Sie anders als Berufskollegen?

Bittner: Seit einigen Jahren informiere ich die in der Nähe meiner Flächen wohnenden Mitbürger, bevor ich Gülle fahre. Sie können dann rechtzeitig die Wäsche von der Leine holen oder die Fenster schließen, bevor sie zur Arbeit fahren. Selbstverständlich versuche ich Tage mit der richtigen Windrichtung für die Arbeit auszuwählen und spare das Wochenende aus.

Wie sind Sie auf WhatsApp gekommen?

Ich kenne Landwirte, die Flyer verteilen. Doch das ist mir zu aufwendig. Schließlich hat doch fast jeder ein Smartphone und das nutze ich. Die Telefonnummern habe ich mir im Laufe der Zeit besorgt, meistens bei einem Gespräch am Feldrand. In den drei Gruppen, die ich nach Lage der Flächen gebildet habe, sind mittlerweile rund 25 Haushalte vertreten. Darüber hinaus informiere ich auch meine Verpächter. Aber per SMS, weil damit die Anonymität gewahrt bleibt.

Gab es einen Auslöser für Ihre Idee?

Ja. Eine Bekannte, die in unmittelbarer Nähe zu einer meiner Grünlandflächen ihr Kosmetikstudio betreibt, berichtete von den Klagen ihrer Kundinnen über die frische Landluft. Da habe ich beschlossen für mehr Transparenz zu sorgen.


Beispiel einer gesendeten Whatsapp-Nachricht (Screenshot: Privat/Forum Moderne Landwirtschaft)

Beispiel einer gesendeten Whatsapp-Nachricht (Screenshot: Privat/Forum Moderne Landwirtschaft)

Was hat sich seitdem verändert?

Es riecht nach wie vor mehrmals im Jahr. Aber in den Köpfen hat sich ganz viel getan. Die Leute kennen mich, sie fühlen sich ernst- und mitgenommen und können entsprechende Vorkehrungen treffen. Allein die kurze Information reicht da schon aus. Aus dem anonymen Nebeneinander ist ein respektvolles und partnerschaftliches Miteinander geworden. Die Gülle-WhatsApps waren nämlich nur der Einstieg.

Was verbreiten Sie denn sonst noch über WhatsApp?

Ich schreibe zum Beispiel eine kurze Nachricht zu Beginn der Siloernte und bitte um Verständnis, wenn abends spät noch die Silowagen über die Straßen rollen. Ab und zu melde ich mich auch zu allgemeinen Themen. Beispielsweise dass das Wetter die Getreideernte verzögert. Jetzt verstehen die Nachbarn die Landwirtschaft besser und interessieren sich. Es entwickelt sich teilweise ein richtiger Dialog. Da kommen dann Fragen wie Ich habe Moos im Rasen. Haben Sie einen Tipp für mich? oder Kann mein Sohn einmal eine Runde bei Ihnen auf dem Traktor mitfahren?. Mittlerweile kommen zwei Jugendliche regelmäßig in ihrer Freizeit zu uns auf den Hof und helfen ein wenig mit. Mit diesen Reaktionen habe ich gar nicht gerechnet, deswegen freuen sie mich sehr darüber.

Wie beurteilen Sie diese Reaktionen?

Sie zeigen, dass wir auch mit einfachen Mitteln und ohne großen Aufwand Öffentlichkeitsarbeit leisten können. Es müssen wirklich keine teuren und spektakulären Aktionen sein. Wir leben nun mal eng beieinander und da sollte einer auf den anderen Rücksicht nehmen. Ich habe jedenfalls bei der Feldarbeit von meinen Nachbarn noch keine erhobene Faust gesehen. Stattdessen aber schon den nach oben zeigenden Daumen.

 

Die ISN meint: Eine spannende Idee, die zum Nachdenken und Nachmachen anregt…

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