16.10.2023rss_feed

Ernährungsreport 2023: Tierwohl, Veggie und Umwelt – ISN: Politik muss Finanzierungskonzept liefern

© BMEL

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Ein rückläufiger Fleischkonsum, ein wachsendes Interesse an pflanzlichen Alternativen sowie ein gestiegenes Verbraucherbewusstsein für Tierwohl und Umwelt - das sind die Kernergebnisse des diesjährigen Ernährungsreports vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), berichtet Agrar Europe.

ISN: Worte und Taten laufen oft dann auseinander, wenn es ums Geld geht. Eines ist klar: Tierwohl kostet mehr und die Mehrkosten müssen auch getragen werden. Zudem darf mehr Tierwohl nicht nur gefordert, sondern muss auch ermöglicht werden. Hier muss die Politik handeln und endlich einen verlässlichen Rahmen schaffen, auf dem die Betriebe im wahrsten Sinne des Wortes bauen können…

 

Seit 2015 lässt das BMEL Bürgerinnen und Bürger befragen, was ihnen beim Einkaufen wichtig ist und wie sie essen. Der Ernährungsreport gibt einen Überblick über Essgewohnheiten und zeigt Trends beim Einkaufen und Kochen auf.

 

Mehr Verbraucher achten auf Tierwohllabel

Wie aus dem vom BMEL in Auftrag gegebenen Report Deutschland, wie es isst hervorgeht, gaben 20% der Befragten an, täglich Fleisch zu verzehren. Im Jahr 2015 waren dies mit 34% noch deutlich mehr. Gleichzeitig hat der Anteil an Vegetariern und Veganern zugenommen, und zwar zwischen 2020 und 2023 von 5% auf 10%. Als Gründe für den Kauf von vegetarischen und veganen Produkten gaben 71% der Befragten Neugier an. Jeweils 63% nannten Tierschutzgründe, Klimaschutz sowie guten Geschmack. Bei der Kaufentscheidung für Fleisch spielen laut der Befragung Produktkennzeichnungen zum Tierwohl eine wachsende Rolle. Während 2015 erst 36% auf diese Siegel achteten, sind es inzwischen 65%. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wertete die Ergebnisse des Reports bei dessen Vorstellung als Bestätigung für seine politischen Vorhaben, wie etwa die Haltungskennzeichnung.


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Preis und Geschmack haben hohen Stellenwert

Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, Wert auf regionale Produkte zu legen, die mit dem Regionalfenster gegenzeichnet sind. Etwa 59% der Befragten ist das Bio-Siegel wichtig. Diese Werte sind im Vergleich zu der Erhebung des Vorjahres konstant geblieben. Laut aktuellem Report achten Frauen stärker als Männer auf Gütesiegel beim Einkauf. Preis und Geschmack bleiben dabei weiterhin wichtige Aspekte bei der Kaufentscheidung. Nahezu alle Befragten sagten, dass die Produkte gut schmecken müssten. 73% der Konsumenten achten zudem auf Sonderangebote, und 57% legen großen Wert auf preiswerte Lebensmittel.

 

Durchgeführt wurde die diesjährige Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut forsa. Befragt wurden 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger bezüglich ihres Ess- und Einkaufsverhalten.

 

Die ISN meint:

Die Ergebnisse der Befragung scheinen auf den ersten Blick eindeutig zu sein: Dem Großteil der Deutschen ist eine artgerechte Tierhaltung beim Lebensmitteleinkauf wichtig und die Bereitschaft, für mehr Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen, steigt.

Doch bei näherem Hinsehen ergeben sich viele Widersprüche: Die Erfahrung zeigt, dass Worte und Taten oft dann auseinanderlaufen, wenn es ums Geld geht, ordnet ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack ein. So ist 59% der Befragten das Bio-Sigel zwar wichtig, in der Realität betragen die Anteile der Einkäufe von Bio-Produkten jedoch nur einen Bruchteil dieses Wertes. Auch wenn viele Verbraucher mehr Tierwohl fordern, ist ein Großteil trotzdem nicht bereit, die Mehrkosten freiwillig an der Ladenkasse zu tragen. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, großen Wert auf preiswerte Lebensmittel zu legen. Gerade in Zeiten hoher Inflation greifen die Verbraucher vermehrt zu günstigeren Produkten. Es muss jedoch klar sein: Mehr Tierwohl kostet auch mehr. Von den politischen Entscheidungsträgern fordert Staack deshalb endlich Lösungen, wie mehr Tierwohl finanziert werden soll. Ohne Planungssicherheit und Perspektive werden viele Betriebe den gesellschaftlich und politisch gewünschten Umbau nicht mehr mitgehen können.

Schön und gut ist auch die steigende Bedeutung einer verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung für die Konsumenten. Doch auch wenn Landwirtschaftsminister Cem Özdemir seine jüngsten Rechtsvorhaben durch die Umfrageergebnisse bestätigt sieht, bietet das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz bislang jedoch keinen deutlichen Mehrwert. Staack erläutert: So wie die staatliche Haltungskennzeichnung beschlossen wurde, wird sie lediglich genau für die Absatzwege und Fleischprodukte verpflichtend, die mit wenigen Ausnahmen so oder so bereits über die Haltungsform des Handels gekennzeichnet sind. Weiterhin werden der Großhandel, die Außer-Haus-Versorgung und verarbeitete Produkte nicht berücksichtigt und auch Importware kann ungekennzeichnet bleiben, sodass Fleischimporten aus anderen Staaten mit teilweise geringeren Erzeugerstandards weiterhin Tür und Tor geöffnet ist. Das ist vielen Verbrauchern wahrscheinlich gar nicht bewusst, ergänzt Staack.


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