Export: Dänische Hotdogs für China und Spanien auf der Überholspur
Der Wettbewerb beim Export von europäischem Schweinefleisch geht in eine neue Runde – China öffnet seine Tore für verarbeitetes Schweinefleisch aus Dänemark. Eine entsprechende Exporterlaubnis wurde vergangene Woche vom dänischen Premierminister Lars Løkke Rasmussen und dem chinesische Ministerpräsident Li Keqiang unterzeichnet. Dänemark darf damit nun auch wärmebehandelte Wurstwaren, Salami und gereiften Schinken ins Reich der Mitte
liefern. Nach Einschätzung von Branchenexperten dürfte die neue Regelung zusätzliche Ausfuhren im Wert von umgerechnet 33,6 Mio Euro jährlich ermöglichen.
Asiens Hunger auf Schweinefleisch ungebrochen
Die führenden Schweinefleischimporteure in China, Japan, Südkorea und Hongkong haben im vergangenen Jahr so viel Ware geordert wie nie zuvor, und 2017 deutet alles auf einen neuen Einfuhrrekord hin. Darauf lassen die Außenhandelsdaten vom Dänischen Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) schließen. Vor allem in China gab es zum Jahresauftakt 2017 einen hohen Importbedarf: Die Einfuhrmenge an frischer und gefrorener Ware legte gegenüber dem ersten Quartal 2016 um gut ein Fünftel auf 346 175 t zu. Bei den Schlachtnebenerzeugnissen war ein Zuwachs von 16,5 % auf 317 512 t zu verzeichnen.
Deutschland auf dem absteigenden Export-Ast?
Dass der chinesische Hunger auf Schweinefleisch groß bleibt, ist erfreulich. Dabei ist es unerlässlich, dass der Champion
Deutschland am Ball bleibt. Deutschland ist zwar der wichtigste europäische Lieferant für frisches und gefrorenes Schweinefleisch nach China, konnte seine Ausfuhren aber nur unterdurchschnittlich steigern und bleibt in der Kategorie wärmebehandelt
bislang außen vor. Im 1. Quartal 2017 exportierte Deutschland 127.000 t Schweinefleisch nach China, dicht gefolgt von Spanien mit 104.000 t. Original German Bratwurst würde sicherlich auch der chinesischen Bevölkerung schmecken, die sich mit der zunehmenden Öffnung des Landes Richtung Westen auch für westliche Ernährungstrends öffnet. Hinzu kommt, dass das Markenbewusstsein der Chinesen ausgeprägt ist und Made in Germany
einen extrem hohen Stellenwert hat. Deutschland wartet nach wie vor auf die Freigabe der derzeit für den chinesischen Markt gesperrten Unternehmen Tönnies und Böseler.
Spanier klettern beim EU-Export
Die meisten Schweine in der Europäischen Union werden bereits in Spanien gehalten, und nun schicken sich die Iberer an, Deutschland die Spitzenposition bei den EU-Schweinefleischexporteuren streitig zu machen. Nach Angaben der EU-Kommission setzten die deutschen Anbieter im Januar und Februar 2017 insgesamt 146 877 t Schweinefleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen in Drittländern ab, womit das vergleichbare Vorjahresergebnis um 1,6 % verfehlt wurde. Ganz anders verlief dagegen die Entwicklung in Spanien. Dort legte der Export um satte 34 % auf rund 143 000 t zu, so dass nur noch wenige tausend Tonnen die Wettbewerber trennen. Der Rückgang der deutschen Schweinefleischausfuhren in Länder außerhalb der Europäischen Union dürfte laut Marktexperten auch auf das vergleichsweise knappe Schlachtschweineangebot zurückzuführen sein. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden bis Mitte April fast 250 000 weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Die spanischen Exporteure können dagegen aufgrund des größeren Schlachtschweineangebotes aus dem Vollen schöpfen.