Wissenschaftlicher Beirat sieht in der Extensivierung keinen Beitrag zum Klimaschutz
Die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik und für Waldpolitik setzen in der Klimaschutzdiskussion neue Akzente. In ihrem gemeinsamen Gutachten zum Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft, das am vergangenen Freitag in Berlin übergeben wurde, erteilen die beiden Beratungsgremien einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsintensität in der Landwirtschaft ebenso eine Absage wie einer Aufgabe der forstlichen Nutzung von Wäldern.
Angesichts der günstigen klimatischen Produktionsbedingungen in Deutschland und weltweit knapper werdenden Flächen sollte Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft nicht zu einer flächendeckenden Verringerung der Produktionsleistung im Inland führen, heißt es in dem insgesamt fast 500 Seiten starken Gutachten. Andernfalls, so die Beiräte, komme es zu einer Verlagerung der Produktion und von Treibhausgasemissionen ins Ausland.
Die Wissenschaftler messen in ihrer Analyse weder der Biokraftstoffproduktion noch einer Ausdehnung des Ökolandbaus oder einer Substitution von importierten Futtermitteln durch heimische Körnerleguminosen einen eindeutigen Beitrag zum Klimaschutz bei, berichtet Agra Europe. Dies gilt auch für den Konsum von ökologisch und regional erzeugten Produkten, bei denen sie ebenfalls keinen generellen Beitrag zum Klimaschutz sehen. Stattdessen sprechen sich die Beiräte dafür aus, den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren und schlagen vor, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf diese Erzeugnisse abzuschaffen. Empfohlen werden ferner unter anderem ein differenzierter Schutz landwirtschaftlich genutzter Moore, eine Verschärfung des Düngerechts, um die Stickstoffeffizienz zu verbessern, sowie eine Beschränkung der Bioenergieförderung auf sinnvolle Energielinien.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt: Nur mit nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft meistern wir die großen globalen Herausforderungen
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bescheinigte dem Gutachten, es sei sehr umfassend und gehe fachlich in die Tiefe. Die Beiräte würdigten die Leistungen der Land- und Forstwirtschaft für den Klimaschutz und zeigten langfristige Klimaschutzpotentiale sowie die damit verbundenen Herausforderungen auf. Für Schmidt ist die Landwirtschaft beim Klimaschutz Teil der Lösung. Das zeigten die Agenda 2030 und der Pariser Klimavertrag. Nur mit einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft meistern wir die großen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherung und Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen
, erklärte der Minister. Darüber hinaus leisteten Land- und Forstwirtschaft bereits einen essentiellen Beitrag für den Klimaschutz, etwa durch die Speicherung von Kohlenstoffdioxid im Boden, im Wald und in Holzprodukten. Deshalb dürften Klimaschutz und Ernährungssicherung nicht gegeneinander ausgespielt werden.