Grüne fordern Reform der Schlachtbranche
Die Grünen wollen vielfältige, dezentrale Schlachthofstrukturen sowie eine nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft vorantreiben. In einem in dieser Woche vorgelegten Papier fordern die Agrarsprecher der Grünen-Fraktionen von Bund und Ländern deshalb unter anderem die Unterstützung beim Erhalt kleinerer und mittlerer Schlachtstätten. Große Schlachtunternehmen dagegen sollen stärker in die Pflicht genommen werden. Darüber hinaus sprechen sich die Grünen für eine Schlachtabgabe pro Tier aus, berichtet AgE.
ISN: Aus Sicht der Schweinehalter müssen auch die Folgeeffekte einer Umsetzung der von den Grünen geforderten Maßnahmen auf die anderen Stufen der Branche in den Blick genommen werden. Wenn an den falschen Stellen Veränderungen vorgenommen werden, droht ein fataler Strukturbruch, nicht nur in der Fleischwirtschaft, sondern auch in der gesamten Veredlungswirtschaft.
Die Grünen haben sich nach Angaben von Agra Europe (AgE) für vielfältige, dezentrale und in einem fairen Wettbewerb stehende Schlachthofstrukturen sowie nachhaltige bäuerliche Betriebe ausgesprochen. Umzusetzen sei ein solches Ziel nur mit einer Qualitätsoffensive für Schlachthöfe, die mit der Agrarwende und dem Umbau der Tierhaltung sowie einer deutlichen Reduzierung der Fleischproduktion Hand in Hand gehen müsse. In einem Papier, das die Agrarsprecher der Grünen-Faktionen von Bund und Ländern in dieser Woche vorgelegt haben, werden eine gezielte Förderung des regionalen Fleischerhandwerks sowie die Unterstützung des Neubaus und des Erhalts kleinerer und mittlerer Schlachtstätten gefordert.
Forderung nach Schlachtabgabe für faire Wettbewerbsbedingungen
Weiterhin sollen große Schlachtunternehmen in die Pflicht genommen werden. So sollten beispielsweise die Lebensmittelhygiene sowie der Tier- und Arbeitsschutz in den Schlachtkonzernen künftig von den Bundesländern anstatt von den Bezirksregierungen, Landkreisen oder ähnlichen Stellen kontrolliert werden. Außerdem müssten Werkverträge und die Leiharbeit im Kernbereich der unternehmerischen Tätigkeit - Schlachten, Zerlegen und Fleischverarbeitung - verboten werden; für diese Tätigkeiten sollten nur noch Beschäftigte des eigenen Betriebes zugelassen werden. Die Agrarsprecher plädieren darüber hinaus für eine einheitliche Schlachtabgabe pro Tier, um faire Wettbewerbsbedingungen zu erreichen.
Förderung von alternativen Schlachtmethoden
Als weiteres Anliegen sollen alternative Schlachtmethoden wie die Weide-, Mobil- und hofnahe Schlachtung gefördert werden, da hier individueller auf das zu schlachtende Tier eingegangen werden könne. Hier müssten sich Bund und Länder auf eine einheitliche Regulierung einigen. Es sei zudem notwendig, behördliche Entscheider über die Möglichkeiten und Vorteile der regionalen Schlachtung zu informieren, so etwa über Handreichungen und Best Practice-Beispiele. Zudem sollten die Möglichkeiten einer überbetrieblichen Nutzung von voll- oder teilmobilen Schlachtanlagen gewährleistet werden.
ISN meint:
Forderungen nach einer Neustrukturierung der Schlachtbranche gibt es derzeit mehr als reichlich. Einige Punkte sind dabei sicherlich bedenkenswert und praktikabel. Es muss jedoch darauf geachtet werden, bei den Maßnahmen nicht zu überziehen. Aus Sicht der Schweinehalter müssen auch die Folgeeffekte einer Umsetzung der von den Grünen geforderten Maßnahmen auf die anderen Stufen der Branche in den Blick genommen werden. Wenn an den falschen Stellen Veränderungen vorgenommen werden, droht ein fataler Strukturbruch, nicht nur in der Fleischwirtschaft, sondern auch in der gesamten Veredlungswirtschaft. So dürfen bei der Umsetzung von neuen Anforderungen nicht die Kapazitäten für die Schlachtung und Zerlegung leiden.In den vergangenen Wochen war am Schlachtschweinemarkt überdeutlich zu erkennen, welche Auswirkungen die fehlenden Schlacht- und Zerlegekapazitäten auf den gesamten Schweinebereich haben.
Klar ist, dass dezentrale Strukturen und Regionalität gewisse Vorteile bieten können, zum Beispiel können damit lange Transportwege vermieden werden. Trotzdem sind kleine Schlachthöfe nicht unbedingt auch mit mehr Tierwohl gleichzusetzen. Außerdem ist zu bedenken, dass kleine Schlachtbetriebe in der Vergangenheit häufig durch immer weiter ansteigende Auflagen nicht mehr wettbewerbsfähig waren und den immer größer werdenden bürokratischen Hürden nicht standhalten konnten. Dies hatte die Schließung einer Vielzahl von kleinen und mittleren Schlachtbetrieben zur Folge. Für uns stellt sich daher die Frage, ob eine Umsetzung des von den Grünen vorgeschlagenen staatlichen Dirigismus wirklich zum gewünschten Ziel führen wird oder die Fleischbranche noch weiter unnötig reglementiert wird.