12.06.2018rss_feed

Handelsstreit: US-amerikanisches Schweinefleisch im Abseits?

Mexiko reagiert auf die Zollpolitik der USA - Chance für europäisches Schweinefleisch

Mexiko reagiert auf die Zollpolitik der USA - Chance für europäisches Schweinefleisch

Die Handelsstreitigkeiten der USA wirbeln weiter die globalen Fleischmärkte durcheinander. Jetzt hat auch Mexiko, immerhin der weltweit drittgrößte Importeur von Schweinefleisch und der wichtigste Markt für die US-Amerikaner mit Vergeltungszöllen geantwortet. Die Auswirkungen auf die EU-Exporteure könnten durchaus positiv ausfallen. Das sagte zumindest EU-Agrarkommissar Phil Hogan laut dpa am Freitag bei einem Bürgerdialog in Portugal. Nach seinen Angaben wird Mexiko seinen Markt für Importe aus Europa und anderen Länder weiter öffnen, um einen möglichen Rückgang von US-Importen nach der Einführung von Vergeltungszöllen auszugleichen. Die Bewahrheitung dieser Einschätzung wäre aus Sicht der ISN wünschenswert, allerdings gibt es auch Schattenseiten.

Exportrekorde zu Jahresbeginn

Dabei fing das Jahr 2018 aus Sicht der amerikanischen Fleischexporteure vielversprechend an. Die US-Exporteure haben sich im ersten Jahresdrittel 2018 über den besten Absatz aller Zeiten freuen können. Nach Angaben der amerikanischen Exportorganisation für Fleisch (USMEF) wurden von Januar bis April insgesamt 866.350 t Schweinefleisch einschließlich Verarbeitungsware ins Ausland verkauft und damit das Rekordniveau der Vorjahresperiode um 4,3 % übertroffen, berichtet aktuell AgE. Neben höheren Ausfuhren nach Südkorea war vor allem der flotte Absatz beim wichtigsten Kunden Mexiko verantwortlich für das bis dato gute Exportergebnis. Im April wurde gut ein Drittel mehr US-Schweinefleisch ins Nachbarland verkauft als im Vorjahresmonat; gegenüber den ersten vier Monaten 2017 nahm die Menge um 6,6 % auf 282 675 t zu.

 

US-Zölle für Stahl und Aluminium treffen auf Gegenmaßnahmen

Doch die Handelskonflikte und Strafzölle dürften das Bild bald trüben. Seit Anfang Juni erhebt Mexiko als Antwort auf die US-Zölle für Stahl und Aluminium eine Einfuhrabgabe von 10 % auf unverarbeitetes US-Schweinefleisch, die ab dem 5. Juli 2018 auf 20 % steigen wird. Mehr als 80 % des von den USA nach Mexiko gelieferten Schweinefleischs gehören in diese Kategorie und sind vom Strafzoll betroffen. Die US-Industrie werde sich nach Einschätzung des USMEF gegen Wettbewerber wehren müssen, die plötzlich einen erheblichen Zollvorteil haben und eine klare Öffnung auf dem mexikanischen Markt sehen.

Das mexikanische Landwirtschaftsministerium ermunterte bereits die heimischen Fleischproduzenten, sich nach neuen Lieferanten umzusehen. In Frage kämen u.a. auch mehrere Länder der EU, von denen die Gesundheitsanforderungen erfüllt würden. Der Fleischkonzern Tönnies lieferte bereits in der Vorwoche eine erste Schweinefleischlieferung nach Mexiko, wie die ISN berichtete.

 

Auswirkungen des Handelsstreits unklar

Schon heute sind die negativen Auswirkungen der Handelsstreits mit den USA sichtbar. Durch chinesische Einfuhrzölle liefern die US-amerikaner verstärkt auf alternative asiatische Märkte und lassen die Preisphantasien der Einkäufer purzeln. Mit Auswirkungen auch für die europäischen Fleischpreise. Die chinesischen Einkäufer hingegen können zunehmend auf eigene Fleischproduzenten zurückgreifen. Der raue Wind in Asien dürfte durch die Schranken in Mexiko noch einmal zunehmen. Zum Nachteil für die europäischen Unternehmen, die keine Exportlizenz nach Mexiko besitzen. Das macht es umso wichtiger, dass die wenigen zugelassenen Unternehmen bzw. Länder nun hart an der Erschließung der mexikanischen Märkte arbeiten, um die wenigen Chancen des Handelsstreits zu nutzen.

 


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