18.04.2023rss_feed

Hart aber fair am Montag: Die Schnitzel-Frage im Supermarkt: billig, bio oder besser gar nicht?

Bei "Hart aber fair" diskutierte am Montag, 17.04.2023 unter anderem ISN-Beiratsmitglied und Schweinehalterin Gesa Langenberg über die Schnitzel-Frage.

Bei "Hart aber fair" diskutierte am Montag, 17.04.2023 unter anderem ISN-Beiratsmitglied und Schweinehalterin Gesa Langenberg über die Schnitzel-Frage.

Die Schnitzel-Frage im Supermarkt: billig, bio oder besser gar nicht? – Unter diesem Motto drehte sich gestern Abend um 21 Uhr im Ersten in der Sendung Hart aber fair alles um die Produktion, den Einkauf und den Konsum von Schweinefleisch. Unter den Gästen war neben Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auch ISN-Beiratsmitglied und Schweinehalterin Gesa Langenberg eingeladen.

 

Darum ging‘s:

Wichtig zum Start der Grillsaison: Sorgt Bio-Fleisch nur für ein gutes Gewissen oder schmeckt es auch besser? Was kostet artgerechte Haltung? Wer kann sich so ein Fleisch trotz Inflation noch leisten? Und, Cem Özdemir: Müssen wir alle zu Vegetariern werden? Darüber berichtete Hart aber fair gestern, am 17. April 2023 im Ersten.

 

Schnitzel-Frage: Diskrepanz von Wunsch und Realität

Nicht in allen, aber zumindest in einem Punkt schienen sich die anwesenden Gäste – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), TV-Koch und Gastronom Ralf Zacherl, Bundestagsabgeordneter Albert Stegemann (CDU), Schweinehalterin Gesa Langenberg und Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) – am gestrigen Abend in der Schnitzelfrage einig zu sein: Dass die Tierhaltung umgebaut werden wird. Das sei nicht nur politischer und gesellschaftlicher Wunsch, auch Tierhalter seien bereit ihre Ställe entsprechend umzubauen – wenn es machbar ist. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir nutzte die Gelegenheit, um erneut für seine Umbaupläne und die bessere Haltung von weniger Tieren zu werben und beteuerte, keineswegs den Leuten vorschreiben zu wollen, was sie essen sollen. Im Gegenteil: Wenn alle Vegetarier werden, haben wir auch ein Problem, denn dann haben wir keine Kreislaufwirtschaft, so Özdemir.

Doch können und wollen es sich überhaupt alle leisten, mehr Geld für das Tierwohl-Schnitzel zu bezahlen? Schon heute zeigt die aktuelle Konsumzurückhaltung der Verbraucher beim Fleisch angesichts hoher Inflationsraten und Teuerungen in nahezu allen Lebensbereichen das Problem deutlich: der Markt kann die Merkosten für den Umbau der Tierhaltung allein nicht abfangen. Stefan Genth bestätigte das veränderte Verbraucherverhalten. Die Verbraucher seien verunsichert und viele seien nicht in der Lage mehr zu bezahlen. Zumal in puncto Qualität und Geschmack kaum ein Unterschied zwischen Haltungsstufe 2 und 4 zu erkennen sei, wie ein Blindtest von Ralf Zacherl ergab. So ist die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach dem Tierwohlschnitzel und dem Preis dafür am Ende der ausschlaggebende Punkt.

 

Fehlende Planungssicherheit lähmt die Betriebe in der Weiterentwicklung

Diesen Aspekt machte auch Schweinehalterin und ISN-Beiratsmitglied Gesa Langenberg in der Runde deutlich. Sie hat einen ihrer Schweineställe zu einem Tierwohlstall (Haltungsformstufe 4) umgebaut, welcher den Schweinen ein Leben mit Stroh und Zugang zu frischer Luft bietet und gleichzeitig dank einer Kot-Harn-Trennung sehr emissionsarm ist. Sie stellte allerdings klar, dass vielen Schweinehaltern die Umstellung aufgrund rechtlicher und finanzieller Hürden nicht einfach so möglich sei. Ich suche nach einem Weg, wie ich in unseren Ställen eine artgerechte Tierhaltung umsetzen kann. Das kostet Geld. Hier spreche man für die Betriebe teilweise über Millionenbeträge verdeutlichte Langenberg. Wir wollen etwas verändern und wir wollen investieren, aber wir brauchen Planungssicherheit und vor allen Dingen auch eine Kennzeichnung dieser Produkte, lautete ihr Resümee. Deshalb sei es wichtig, darüber zu diskutieren, wie man mehr Landwirten helfen könne, ihre Ställe umzubauen, richtete Langenberg ihren Appell an Minister Özdemir. Seine Ansätze und Ideen seien zwar richtig, aber insbesondere konventionellen und selbst Betrieben, die auf Haltungsstufe 4 umbauen wollen, würden Steine in den Weg gelegt. Der wichtigste Punkt dabei: Die aktuellen Kriterien der geplanten Förderung für den Stallumbau sind so hoch und richten sich vor allem an ökologische Betriebe, dass die Mehrheit der Schweinehalter diese gar nicht in Anspruch nehmen kann.

 

Özdemir weist Kritik von sich

Cem Özdemir ging nur verhalten auf die Kritik ein und verwies mehrfach auf das Parlament, das gerade über seine Vorschläge debattiere. Das Ziel unserer Koalitionsvereinbarung ist, wir wollen die höheren Haltungsformen finanzieren. Dafür haben wir die eine Milliarde und dann wollen wir schrittweise weitergehen auf die anderen Nutztierarten und aber auch auf die anderen Produktionsmethoden, beispielsweise die Gastronomie. Wenn man das schafft, dann können Sie beim Einkaufen oder wenn Sie essen gehen, sehen wie ist das Tier gehalten worden und durch Ihre Kaufentscheidung mit dazu beitragen, dass sich Haltungsformen am Markt durchsetzen, erklärte Özdemir in bekannter Manier.

Das sei zwar ein guter Plan, betonte auch Albert Stegemann, aber man müsse sich auch der Realität stellen. 98,5 % der jetzigen Schweine sind organisiert in der Haltungsstufe 1 und 2. Das liegt nicht an der Bösartigkeit des Verbrauchers, der Verbraucher kann sich offensichtlich nicht mehr leisten. Özdemirs Ziel sei ambitioniert, aber seine Instrumente seien dafür nicht geeignet, spannte Stegemann den Bogen zurück.

 

Hier geht’s zum Hart aber Fair-Beitrag:

Hart aber fair vom 17.04.2023: Die Schnitzel-Frage im Supermarkt: billig, bio oder besser gar nicht?


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