Isermeyer: Tierhaltung aus gegenwärtigem Parteiengezänk lösen
Die deutsche Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren vom weltweiten Boom der Agrarmärkte profitiert, erklärte Prof. Folkhard Isermeyer, Präsident des von-Thünen-Instituts, als Gastredner auf der Generalversammlung der Raiffeisen Waren-Zentrale.
Die größte Gefahr für den Agrarstandort Deutschland sieht Isermeyer gegenwärtig durch die aktuelle Diskussion um die Tierproduktion, wo ein gravierender Trendwandel
im Gange sei. Die bisherige Auffassung auf Seiten vieler Nutztierhalter, dass die fachfremden Städter über die sachlichen Zusammenhänge aufgeklärt werden müssten, dann werde sich alles befrieden
sei nicht erfolgsversprechend, da diese Thematik zu sehr emotional aufgeladen sei und für politische Interessen genutzt werde.
Tierschutz messbar und sichtbar machen
Der Agrarökonom sieht die Politiker in einem Dilemma, in dem aufgrund des politischen Drucks viele kleine Schrauben angezogen
würde, was die Produktionskosten erhöhe, ohne dass ein Ende der Forderungen nach noch mehr Tierschutz abzusehen sei. Zusammen mit dem breiten Bündnis der 2011 gegründeten Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) schlägt Isermeyer deshalb eine Strategie vor, die Verbesserungen im Tierschutz messbar und sichtbar macht. Dabei müsse zunächst geklärt werden, was die Gesellschaft wirklich für eine Veredlungswirtschaft wolle, und im Gegenzug sollte ihr auch klar gemacht werden, was das für Folgen zum Beispiel für den Preis im Laden oder ihr Konsumverhalten.
Tierhaltung aus gegenwärtigen Parteiengezänk lösen
In Deutschland müsse eine faktenorientierte und nicht emotionale Diskussion zwischen den gesellschaftlichen Gruppen geführt werden, die am Ende eine Einigung über die Produktionsweise in der Veredlungswirtschaft auf der Grundlage messbarer Indikatoren zum Ziel habe, betonte Isermeyer laut Agra Europe. Nur so lasse sich das Thema Tierhaltung aus dem gegenwärtigen Parteiengezänk herauslösen.