Junge ISN in Norddeutschland unterwegs: Alles außer gewöhnlich – Öko, Outdoor und hanseatisches Flair
Die Junge ISN war auf der diesjährigen Exkursion im hohen Norden unterwegs und lernte zwischen Hamburg und Flensburg Schweinehalter mit besonders individuellen Betriebskonzepten kennen.
Auch das leibliche Wohl kam bei einem Besuch bei der Flensburger Brauerei und auf der sündigsten Meile der Welt
, der Reeperbahn in Hamburg, nicht zu kurz.
Der erste Programmpunkt am Donnerstagvormittag war eine Besichtigung des Landwirtschaftlichen Versuchs- und Bildungszentrums (LBZ) Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die JISNler tauschten sich während des Betriebsrundgangs mit dem Berater und Koordinator der Lehrwerkstatt Schwein, Jan Hempler, intensiv über die verschiedenen am LBZ umgesetzten Haltungsformen aus. Im Fokus stand die Umsetzung der Tierschutz-Nutztierhaltungsvorordnung, die die jungen Schweinehalter vor große Herausforderungen und unter anderem auch bauliche Veränderungen im eigenen Betrieb stellt. Wie fühlt sich die Sau in der Bewegungsbucht am wohlsten? Welche Kniffe haben sich im Management bei der Schweinehaltung mit Auslauf bewährt? Was kostet die Umstellung auf höhere Haltungsformen? Auf all diese Fragen fand Jan Hempler aufgrund seiner langjährigen Erfahrung ausführliche und interessante Antworten.
Mit dem Bus ging es weiter nach Flensburg. In der nördlichsten Stadt Deutschlands durfte ein Besuch bei der Flensburger Brauerei natürlich nicht fehlen.
Schweinehalter lassen die Sau raus
Am nächsten Morgen ging es zum zweiten Programmpunkt nach Tarp. Dort haben sich zwei Schweinehalter 2013 zusammengetan und sprichwörtlich die Sau rausgelassen. Das Besondere: Die Sauen leben in Outdoor-Hütten auf dem Acker und ferkeln dort auch ab. Nach der Besamung im Stall werden die Sauen draußen in Gruppen gehalten. Zum Abferkeln erhält jede Sau eine Einzelparzelle im Abferkelareal, das insgesamt vier bis fünf Hektar groß und in 70 bis 80 Parzellen unterteilt ist. Nach einigen Tagen verlassen die neugeborenen Ferkel das erste Mal ihre Hütte und dann ist die Neugierde groß. Gemeinsam erkunden sie den Abferkelacker, flitzen von Parzelle zu Parzelle und lernen ihre Nachbarn kennen. Nach sechs Wochen werden die Ferkel abgesetzt und in Freilandbuchten bis zu einem Gewicht von rund 28 kg aufgezogen. Die Familien Abild und Autzen halten ca. 550 Sauen in Freilandhaltung und produzieren rund 12.000 Ökoferkel jährlich, die hauptsächlich über die Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall vermarktet werden.
Hof Bielfeldt und das Stück vom Glück
Weiter auf dem Programm stand der Besuch des Hofs Bielfeldt in Bünsdorf. Katharina und Hendrik Bieldfeldt haben sich in der Corona-Pandemie dazu entschieden, aus dem gängigen System
der Schweinevermarktung auszubrechen. Sie wollten eine echte Alternative bieten und so wurde die Marke Mein Glücksstück
geboren. Im Frühjahr 2022 baute Familie Bielfeldt den ersten Maststall zu einem Strohstall mit überdachtem Auslauf und Suhle um. Zusätzlich dazu bauten sie auf der Hofstelle eine eigene Metzgerei und verarbeiten dort seit August 2022 Schweinehälften zu Wurstwaren, Räucherwaren und Frischfleischprodukten. Die Produkte werden auf verschiedenen Wochenmärkten und in einem eigenen Hofladen mit Bistro am Wittensee, einem kleinen aber feinen Touristen-Hotspot in Schleswig-Holstein, verkauft. Geplant ist außerdem ein eigener Schlachthof neben den Ställen. Perspektivisch sollen keine Schweine mehr zum Schlachthof transportiert werden. Visionärin Katharina Bielfeldt stand den vielzähligen Fragen rund um Vermarktung und Umsetzung des Großprojekts der interessierten JISNlern Rede und Antwort und bewirtete die Gruppe mit leckeren, selbstgemachten Burgern.
Den letzten Abend verbrachten die jungen Schweinehalter in der Hansestadt Hamburg und tauchten in das Nachtleben ein. Bei einer Führung über den Kiez erhielt die Gruppe von zwei Hamburger Urgesteinen einen Blick hinter die Kulissen der ‚sündigsten Meile der Welt‘. Nach einer Hafenrundfahrt am Samstagmorgen machten sich die JISNler wieder auf den Heimweg.