Junge ISN in Ostdeutschland unterwegs: Von Schweinen, Maden und mutigen Wegen
Die Junge ISN war auf der diesjährigen Herbst-Exkursion in Sachsen-Anhalt und Sachsen unterwegs und lernte zwischen Magdeburg und Leipzig zwei Schweinehalter kennen, die sich dort selbständig gemacht haben. Darüber hinaus wurde eine moderne Insektenzuchtanlage besichtigt und ein Blick hinter die Kulissen von Deutschlands größtem Ammoniak- und Harnstoffproduzenten - der SKW-Stickstoffwerke Piesteritz geworfen.
Sich mit der Schweinehaltung im Osten selbstständig machen? Für die Junge ISN war dies Ende Oktober auf der diesjährigen Herbst-Exkursion u.a. Thema. Im Rahmen der Exkursion machte sich die Gruppe von 25 jungen Schweinehaltern ein Bild von den Strukturen in Sachsen-Anhalt und Sachsen und besuchte dort u.a. zwei Betriebe, die uns ihre Betriebskonzepte vorgestellt haben.
Existenzaufbau mit Mut und Leidenschaft
An Tag 1 besuchten die Jungen ISN’ler Schweinehalter Heinrich Kruse, der seine Heimat Damme verlassen und sich eine Existenz im Osten aufgebaut hat. Das braucht nicht nur Mut, sondern auch Leidenschaft. Heinrich Kruse hat beides – und bereits 2015 einen großen Schritt gewagt und eine ehemalige LPG-Anlage in Quedlinburg im Landkreis Harz übernommen. Die alten LPG-Ställe wurden entkernt und es wurden Leitungen, Lüftung und Fütterung erneuert. Mittlerweile hat sich Heinrich Kruse einen Betrieb mit 13 Mitarbeitern aufgebaut. Von Vorteil: Seinen Bruder hat es ebenfalls in Richtung Osten gezogen – er betreibt eine Ferkelaufzucht in der Nähe, sodass sie zusammen in Gemeinschaft ein geschlossenes System auf mehreren Betriebsstätten fahren und sich als Geschäftspartner gegenseitig unterstützen und beraten.
Worauf es bei solchen großen Strukturen ankommt? Leitung und Management sind das A und O
, sagt Heinrich Kruse, aber auch Digitalisierung und die Leidenschaft für den Betrieb seien wichtig. Es treibe ihn an, Chancen vor Ort zu ergreifen und regionale Vorteile zu nutzen.
Larvenmast statt Schweinemast
Am zweiten Tag ging es zu einem weiteren Programmpunkt in den Norden von Leipzig ins sächsische Pegau. Dort besuchten wir das Insektenzuchtunternehmen madebymade
. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, mit der Zucht und Reproduktion der Schwarzen Soldatenfliege nachhaltiges Protein in einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft zu produzieren. Ausgangspunkt sind die Fliegeneier, aus denen in wenigen Tagen Maden werden. Die Maden werden dann in speziellen Kisten bei einem Klima von ca. 30 Grad gemästet. Sie fressen sich während der Mast durch ein Substrat aus organischen Reststoffen, die nicht mehr benötigt werden und sonst z.B. in der Biogasanlage landen würden und wandeln diese Reststoffe dadurch in hochwertige Proteine um. Das Substrat in den Kisten besteht u.a. aus Getreidereststoffen, Brotresten und anderen Abfällen, die noch als Futter eingesetzt werden dürfen. Nach 7 Tagen werden die Larven aus den klimatisierten Kisten geholt, abgesiebt und getrocknet.
Die getrockneten Larven werden entfettet und es entsteht nachhaltiges Proteinmehl. Das abgesonderte Insektenfett ist ein regionaler Ersatz für Palmöl und kann z.B. gut für Vogelfutter verwendet werden. Sogar der Fraß der Larven kann am Ende weiterverwendet werden. Er besitzt humusaufbauende und wasserspeichernde Eigenschaften und wird in pelletierter Form als Universaldünger für Landwirtschaft, Garten und Haushalt eingesetzt.
Ein Produkt gegen Ammoniak-Emissionen im Schweinestall?
Auf dem Rückweg durften die Jungen ISN’ler noch einen Blick hinter die Kulissen von Deutschlands größtem Ammoniak- und Harnstoffproduzenten - der SKW-Stickstoffwerke Piesteritz werfen. Bei einer Fahrt über das imposante Produktionsgelände wurden die Geschichte des Werks und die Produktionsverfahren erklärt. Im Anschluss erfuhren wir im Vortrag noch einiges über die Produkte zum Einsatz in der Pflanzenernährung und verschiedene Aspekte der Stickstoffdüngung. Ein besonders spannender Punkt: Die SKW hat ein neues Produkt zur Emissionsminderung in der Rinderhaltung vorgestellt. Das Produkt reduziert die Freisetzung von Ammoniak (bisher als Sprühapplikation in freibelüfteten Rinderställen) und soll die Emissionslast von tierhaltenden Betrieben reduzieren. Für den Schweinebereich ist das Produkt noch in Arbeit, doch gerade mit Blick auf das Thema TA-Luft sind emissionsmindernde Produkte ein interessanter und in Zukunft möglicherweise relevanter Ansatz für Genehmigungen beim Stallumbau.
Neben dem fachlichen Input blieb für die jungen Schweinehalter genug Zeit sich bei dem ein oder anderen Bier auszutauschen und das Nachtleben in Magdeburg und Leipzig mitzunehmen. Mit einer Menge Eindrücken und Erkenntnissen ging es Freitagabend wieder zurück in die Heimat.