Was erwartet einen Betrieb bei der Umstellung auf Biohaltung? - Junge ISN zu Gast bei Jan Spliethofe
Die diesjährige Ausgabe der Exkursionsreihe Junge ISN zu Gast bei Freunden
führte 25 Mitglieder der Jungen ISN zum Bioland-Betrieb von Jan Spliethofe ins Münsterland. Dort konnte der jüngst von konventioneller auf biologische Haltung umgestellte Betrieb besichtigt werden. Zu intensiven Diskussionen regte auch ein Kurzvortrag von Jörge Penk zur Umstellung auf die Öko-Haltung an.
Von 350 konventionellen auf 75 Bio-Sauen
Der 33-jährige Landwirt Jan Spliethofe hat sich dazu entschieden seinen Sauen- und Ackerbaubetrieb von konventioneller auf ökologische Haltung umzustellen. Vor der Umstellung bewirtschaftete Jan einen Betrieb mit 350 Sauen. Aufgrund von anstehenden Renovierungen, Verlust der Mästeranbindung und dem schlechten Absatz von kleinen Ferkelpartien auf dem freien Markt, stand die Überlegung im Raum, den Betrieb mit der Umstellung auf Biohaltung umzustrukturieren und weiterzuentwickeln.
Abnahmegarantie - Große Entscheidungshilfe und gleichzeitig Abpufferung des Risikos
Deutlich zur Umstellungsentscheidung beigetragen hat der Abnahmevertrag, der ihm von der Fleischhof Rasting GmbH, dem Fleischhof der Edeka Rhein-Ruhr, angeboten wurde. Rasting kooperiert bei Bio-Schweinefleisch mit der Edeka-Südwestfleisch. Diese beiden Fleischwerke nehmen die gesamten Bioschweine zum Festpreis über fünf Jahre ab. Die Produkte werden an die Märkte im Absatzgebiet der EDEKA Rhein-Ruhr und Edeka Südwest ausgeliefert.
Inzwischen wirtschaftet er nun seit einem halben Jahr ökologisch nach Maßstab des Bioland-Verbandes und hält 75 Sauen im geschlossenen System. Durch die Umstellung wurden Umbauten der Altgebäude nötig. Der alte Abferkelstall wurde umgestaltet und die Abferkelbuchten bekamen kleine Ausläufe. Auch die Ferkelaufzuchtställe wurden umgebaut. Neu gebaut wurde eine freigetragene Halle, die als Maststall genutzt wird.
Wenn ein Ferkel schreit sollte man schon gut aufpassen, wo die Sau ist
Der Betrieb wird im 40-Tage-Rhythmus mit 6-8 Sauen pro Abferkelgruppe gefahren, da eine Säugedauer von 6 Wochen vorgeschrieben ist. Die Ferkel werden mit 11-12 kg abgesetzt.
Seit ich meine Sauen auf Bio umgestellt habe, habe ich sie noch viel besser kennen gelernt
, kommentiert Jan. Neben der vorgeschriebenen Stroheinstreu wird noch Raufutter zugefüttert, die Sauen bekommen zur Geburt außerdem einen Jutesack als Nestbaumaterial. Bei einigen Sauen ist der Nestbauinstinkt so stark ausgeprägt, dass sie schon versucht haben die Lamellen, die vor den Türen zum Auslauf hängen, abzureißen.
Im Zuge der Umstellung wurde die Sauen- und Ebergenetik (Hypor x PIC) nicht geändert. Zu den Selektionsentscheidungen zählen nun zusätzlich zur Leistung vor allem die mütterlichen Eigenschaften, das Abliegeverhalten und das Verhalten gegenüber dem Menschen.
Die Hauptarbeiten im Stall sind Tierkontrolle und Misten
räumt Jan ein. Trotz der Mistachsen in den Ausläufen, die mit dem Hoflader abgeschoben werden, ist es viel Handarbeit im Stall.
Im Anschluss an die Führung durch die Schweineställe ging es noch aufs Feld – Hier sehen wir die mechanische Spritze
scherzte Jan und zeigte seinen neuen Striegel, mit dem er Beikräuter mechanisch bekämpft. Seine Fruchtfolge beinhaltet Winterweizen, Wintertriticale, Mais – welcher als CCM verfüttert wird, Hafer, Erbsen und Kleegras.
Die Beste Entscheidung für den Betrieb
Die Umstellung meines Betriebes war für mich die beste Entscheidung, da die Rahmenbedingungen für meinem Betrieb stimmten. Die Flächenausstattung, die Umbaumöglichkeiten, der Abnahmevertrag mit der Rasting GmbH – alles passt zusammen. Vor allem macht mir die Arbeit an sich so auch mehr Spaß. Insgesamt gibt es mehr Luft, Platz und Bewegung für die Tiere und für mich.
- Dieser Zusammenfassung bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen, finden wir.
Diskussion mit Bioland-Landwirt Jörge Penk
Im Anschluss an den spannenden Betriebsbesuch kehrten wir in einem nahegelegenen Restaurant ein, um einem weiteren Referenten zuzuhören: Jörge Penk, selbst Bioland – Landwirt mit 20 ha, 1200 Legehennen, 10 Mastschweinen und Direktvermarktung aus Großenrode erzählte einiges zu seinem Betrieb, seiner Direktvermarktung und der Umstellungsberatung, die er für das Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt, kurz IGLU, durchführt.
In der Vermarktung wird das Geld verdient, nicht in der Produktion. Mit der Produktion muss man die Kosten im Griff behalten
, so Jörge Penk, daher rät er den Junglandwirten immer erst einen Vermarkter finden, bevor man etwas neues produziert.
Seine eigene umfangreiche Vermarktung hat dazu geführt, dass er die selbst erzeugten Kartoffeln, Gemüse, Eier und das Fleisch zu 60% an den LEH, zu 15-20% direkt an den Verbraucher und 20-25% an Restaurants vermarktet. Inzwischen können so drei AK von dem 20-ha-Vollerwerbsbetrieb leben. Allein Jörge selbst beschäftigt sich die Hälfte seiner Arbeitszeit mit der Direktvermarktung. Auch ein weiterer Gast und Bioland-Landwirt, Heinrich Rülfing appelliert: sucht euch Marktpartner, auf die man sich verlassen kann.
Ein Thema, was Jörge Penk den Jungen ISNlern nahe legt ist, sich in jedem Fall mal mit der Umstellung auf Bio als (eine von vielen) mögliche Weiterentwicklung für den eigenen Betrieb auseinanderzusetzen. Eine geförderte Beratung kann Licht ins Dunkel bringen, unter welchen Bedingungen eine Umstellung möglich wäre.
Zum Abschluss der interessanten Exkursion ließen wir dem Abend mit Schnitzelbuffet und kalten Getränken ausklingen. Wir bedanken uns bei unserem Gastbegeber Jan und Referenten Jörge sehr herzlich für den tollen Tag!