Kartellamt gibt Real-Übernahme durch EDEKA zum Teil frei
Das Kartellamt hat die Real-Übernahme durch Edeka überprüft und zum Teil freigegeben (Bild: ©Bundeskartellamt, Edeka, real)
Das Bundeskartellamt hat in dieser Woche bekannt gegeben, inwieweit die geplante Edeka-Übernahme von Real-Standorten erfolgen wird. Edeka darf 45 Standorte ohne Auflagen übernehmen. Bei 27 weiteren Standorten gab es wettbewerbliche Bedenken in den regionalen Absatzmärkten.
ISN: Die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel nimmt weiter zu – für die Lieferanten wird es ganz bestimmt nicht einfacher. Die Übernahmeauflagen sprechen eine deutliche Sprache. Umso wichtiger ist es, dass die Diskussionen um die Handelsbedingungen konsequent weitergeführt werden und Eckpfeiler mit entsprechendem Augenmaß gesetzt werden.
Fast ein Drittel der geplanten Übernahmen nicht gestattet
Das Vorhaben von Edeka, bis zu 72 Real-Standorte von der SCP Retail S.àr.l. zu übernehmen, hat das Bundeskartellamt gestern zum Teil freigegeben. Laut einer Pressemitteilung des Bundeskartellamts dürfen 21 Standorte aufgrund von wettbewerblichen Bedenken des Amtes nicht von Edeka übernommen werden. Bei sechs weiteren Standorten müssen Teilflächen an Wettbewerber abgegeben werden bzw. es wurde von Edeka angekündigt, dass die Schließung anderer Filialen erfolgen soll.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sagte dazu: Wir müssen sicherstellen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch in Zukunft zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern auswählen können. Diese Auswahlmöglichkeit erzeugt Wettbewerbsdruck auf die Anbieter und sorgt so für bessere Preise, Auswahl und Qualität. Wir hatten bei einer Reihe von Standorten die Sorge, dass Edeka mit der Übernahme in den jeweiligen regionalen Märkten zu stark würde. Edeka musste deshalb auf rund 30 Prozent der geplanten Übernahmen verzichten.
Edekas Marktmacht bedenklich – Übernahmeauflagen festgelegt
Auf der Beschaffungsseite hatte das Bundeskartellamt ebenfalls wettbewerbliche Bedenken gegen das Erwerbsvorhaben von Edeka. Für die Hersteller von Lebensmitteln ist der LEH mit über 75 Prozent des Gesamtabsatzes der mit großem Abstand wichtigste Absatzkanal. Mehr als 85 Prozent dieses Anteiles entfallen wiederum auf die führenden vier Handelsketten (Edeka, Rewe, die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland und Aldi). Der gesamte Beschaffungsanteil von Real lag insgesamt bei unter 5 Prozent.
Trotz der hohen Konzentration des Beschaffungsmarktes muss bei der kartellrechtlichen Einordnung auch berücksichtigt werden, dass zwischen den vier führenden Handelsketten im Einkauf Wettbewerb besteht. Die Abgabeverpflichtung auf der Beschaffungsseite und die Zusage, 21 Standorte nicht zu übernehmen sowie bei sechs Standorten Teilflächen an Wettbewerber abzugeben bzw. Standorte zu schließen, sorgen dafür, dass der Zuwachs des Beschaffungsvolumens erheblich verringert wird.
Bei der Bewertung spielte auch eine Rolle, dass die Beschaffungsmärkte zwar immer noch stark national geprägt sind, die Ermittlungen aber auch Anhaltspunkte für eine Entwicklung hin zu grenzüberschreitenden Märkten, deutlich sichtbar bei Obst und Gemüse, gezeigt haben.
Edeka hat Konditionenforderungen gegenüber Lieferanten eingestellt
Von Edeka gegenüber Lieferanten im Zusammenhang mit der Real-Übernahme erhobene Konditionenforderungen hat Edeka gestoppt, nachdem das Bundeskartellamt Ermittlungen wegen eines Verstoßes gegen das Anzapfverbot eingeleitet hat. Gegen die Schwarz-Gruppe ermittelt das Bundeskartellamt ebenfalls bezüglich im Zusammenhang mit der Real-Übernahme erhobener Konditionenforderungen.
Die ISN meint:
Auch wenn das Kartellamt einen Teil der Real-Übernahme durch EDEKA ausbremst, nimmt die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel nun weiter zu. Das Kräfteverhältnis zwischen den Händlern und den Lieferanten verschiebt sich also weiter – Für die Lieferanten wird es ganz bestimmt nicht einfacher. Umso wichtiger ist es, dass die Diskussion und Dialogrunden um die UTP-Richtlinien, also fairen Handelsbedingungen weitergeführt werden und Eckpfeiler gesetzt werden. Und zwar sowohl auf Seiten der Wirtschaft als auch auf politischer Bühne. Gerade hier ist das richtige Augenmaß gefragt, um auch zukünftig den Markt und speziell die Entwicklung neuer Marktsegmente z.B. im Bereich Tierwohl nicht zu behindern. Wer hier politisch im aufkommenden Wahlkampf überzieht, bremst jegliche gesellschaftlich gewünschte Transformation der Tierhaltung aus. Das muss jedem klar sein!