26.09.2014rss_feed

Kartellamt über Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel alarmiert

Die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland ist bedenklich. Es besteht die Gefahr, dass sich die Wettbewerbsverhältnisse weiter verschlechtern.

Zu diesem Ergebnis kommt das Bundeskartellamt in seiner Sektoruntersuchung Nachfragemacht im Lebensmitteleinzelhandel, die Mittwoch vorgelegt wurde. Laut der vor drei Jahren begonnenen Studie decken die Unternehmen Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe mit den Lidl-Märkten und Kaufland rund 85 % des Marktes in Deutschland ab, berichtet Agra Europe.

 

Die Sektoruntersuchung zeigt, dass wir einer weiteren Verschlechterung der Wettbewerbsverhältnisse konsequent entgegenwirken müssen, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Bereits jetzt hätten die großen Handelskonzerne einen gravierenden Vorsprung gegenüber ihren mittelständischen Konkurrenten und genössen strukturelle Vorteile, die sie in den Verhandlungen mit den Herstellern nutzen könnten. Der Verhandlungsmacht der Händler könnten im Einzelfall auch große Hersteller mit bekannten Marken ausgesetzt sein. Mit der Sektoruntersuchung habe das Kartellamt eine robuste Tatsachengrundlage für die eigene Fallpraxis in der Fusionskontrolle und der Missbrauchsaufsicht sowie die weitere Diskussion um das Thema Nachfragemacht vorgelegt, so Mundt.

BVE: Wirksame Missbrauchskontrolle nötig

Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) sprach im Hinblick auf die bestehende Handelskonzentration im Inland von einer schwierigen Herausforderung für die Branche. Aus Sicht der Ernährungsindustrie bedürfe es unter anderem einer wirksamen Missbrauchskontrolle, mahnte BVE-Vorsitzender Wolfgang Ingold. Diese Kontrolle sollte seiner Auffassung nach vorzugsweise durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft herbeigeführt werden.

 

Schmidt kritisiert Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel

Positiv zur Sektoruntersuchung hat sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt geäußert. Nunmehr sei klar, dass sich der Konzentrationsprozess im Lebensmitteleinzelhandel in den letzten Jahren weiter verschärft habe, erklärte Schmidt heute in Berlin. Der Minister leitet daraus die Notwendigkeit ab, einer weiteren Verschlechterung der Wettbewerbsverhältnisse konsequent entgegenzuwirken.

Die den Lebensmittelhändlern in den Verhandlungen mit der Lebensmittelindustrie eingeräumten Rabatte könnten zu Qualitätseinbußen führen und auch zu einem Verdrängungseffekt bei den Herstellern, warnte der CSU-Politiker. Dies sei nicht im Interesse eines funktionierenden Wettbewerbs und im Sinne des Verbrauchers, so Agra Europe.


Hier können Sie die Ergebnisse der Sektoruntersuchung "Nachfragemacht im Lebensmitteleinzelhandel" herunterladen

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