23.05.2017rss_feed

Kastrationsverzicht: Die Diskussionen um den vierten Weg

Ferkel Kastration

Während Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sich kürzlich für einen vierten Weg (also die Lokalanästhesie) beim Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration ausgesprochen hat, lehnt der Deutsche Tierschutzbund eine solche Alternative kategorisch ab. ISN: Offen denken und die Bemühungen um eine weitere Alternative intensivieren! Jede weitere Möglichkeit mildert den drohenden Strukturbruch in der Ferkelerzeugung etwas ab.

Die Zeit wird knapp

Der 1.1.2019 – also das gesetzlich verankerte Ende der betäubungslosen Kastration rückt näher. Und die Nervosität in der Branche steigt, wie das gehen soll. Ein Strukturbruch in der Schweinehaltung und auf dem Schlachtsektor droht. Neben der Ebermast werden auch der Einsatz von Improvac (Impfung gegen Ebergeruch) und die Kastration unter Betäubung als Alternativen gehandelt. Die Vor- und Nachteile liegen schon lange auf dem Tisch, doch Fortschritte z.B. bei den Marktanteilen gibt es kaum. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass – insbesondere im Süden der Republik – fieberhaft nach dem sogenannten vierten Weg gesucht wird. Es geht hier im Wesentlichen um die Möglichkeiten der Lokalanästhesie.

Tierschutzbund will keinen vierten Weg

Während der Bundeslandwirtschaftsminister kürzlich bekräftigte, den vierten Weg zu unterstützen, hielt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (DTB), Thomas Schröder, nun vehement dagegen. Die drei bekannten Alternativen seien praxistauglich und tierschutzgerecht. Dass sich Bundesminister Schmidt nun hinter die Branche stellt, die Lokalanästhesie befürwortet und sie mit aller Kraft umsetzen will, ist aus unserer Sicht unverständlich, so Schröder. In zahlreichen Studien sei belegt worden, dass die Injektion von Lokalanästhetika mehr Stress und höhere Schmerzen vor der Kastration verursacht, somit sei diese Methode aus Tierschutzsicht abzulehnen. Schröder geht sogar noch weiter, die Lokalanästhesie sei ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Schmidt solle sich für eine schnellstmögliche Umsetzung der vorhandenen drei Alternativen einsetzen und die Schweinehalter mit tierschutzorientierten Fördergeldern unterstützen.

 

Die ISN meint:

Der DTB entwickelt sich immer weiter zum Bremsklotz. Die Reputation die sich der DTB ohne Zweifel in den Diskussionen zur Weiterentwicklung der Tierhaltung erarbeitet hat, setzt er nun leichtfertig ein weiteres Mal aufs Spiel. Jüngst konnten wir das bereits beim Ausstieg aus der Initiative Tierwohl oder auch bei der Distanzierung vom staatlichen Tierwohllabel erkennen. Warum will der DTB nun mit aller Macht Weiterentwicklungen zum vierten Weg verhindern?

Das deutsche Tierschutzgesetz eröffnet mit der Forderung der Schmerzausschaltung ausdrücklich auch die Möglichkeit einer lokalen Betäubung während der Kastration. Hier liegt der DTB mit seiner Rechtsauffassung eindeutig falsch. Auch aus Tierschutzsicht gibt es viele Argumente für die Lokalanästhesie. Nicht umsonst ist sie in einigen skandinavischen Ländern schon heute ein gangbarer Weg. Zugegeben, ältere wissenschaftliche Ergebnisse zur Schmerzausschaltung sind nicht berauschend. Aber hat nicht jede der aufgeführten Alternativen ihre Vorzüge, aber auch ihre Macken? Und warum soll es gerade beim Thema Lokalanästhesie keine Fortschritte geben?

So sieht es aus, dass der DTB sein eigenes Label mit aller Macht schützen will und dabei übersieht, wie es in der Bedeutungslosigkeit versinkt.

Aus Sicht der Schweinehalter gilt die Devise: Offen denken und die Bemühungen um eine weitere Alternative intensivieren! Jede weitere Möglichkeit mildert den drohenden Strukturbruch in der Ferkelerzeugung etwas ab.


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