Landwirtschaftskammer Niedersachsen veröffentlicht Leitfaden zur Nottötung von Schweinen
Angekündigt hatten wir ihn schon - nun ist er öffentlich: Der Leitfaden zur Nottötung von Schweinen, den die Landwirtschaftskammer Niedersachsen nun in Abstimmung mit anderen Organisationen und Behörden veröffentlicht hat. Er soll als Arbeitshilfe für Personen, die in schweinehaltenden Betrieben die Aufgabe des Nottötens wahrnehmen, dienen.
Nottöten aus Tierschutzgründen
Bei der Nottötung von kranken und verletzten Schweinen , die nun einmal in jedem schweinehaltenden Betrieb vorkommen können, steht der Tierschutz und die Vermeidung von unnötigen Schmerzen, Stress und Leiden der Tiere im Vordergrund. Der Leitfaden soll dem Halter von Schweinen und den für das Nottöten von Schweinen beauftragten Personen die Auswahl des Verfahrens und die fachgerechte Durchführung erleichtern. Außerdem soll er dazu dienen, mögliche Fehler bei der Entscheidung zur Nottötung und bei der Umsetzng der Nottötung zu erkennen und zu vermeiden.
Ein komplexer Vorgang
Als Nottötung wird das Betäuben und Töten von Tieren mit einer Verletzung oder Krankheit bezeichnet, wenn es keine andere praktikable Möglichkeit gibt, die daraus resultierenden, erheblichen Schmerzen oder Leiden zu lindern. Damit ist das Nottöten auf den Einzelfall beschränkt und dient nicht zu gewerblichen Zwecken.
Der Leitfaden soll durchführenden Personen Mindestanforderungen und Grundsätze vermitteln, die bei einer Nottötung von Schweinen zu beachten sind.
Folgende Aspekte stehen dabei im Vordergrund:
- Wer darf eine Nottötung durchführen?
- Wann muss bzw. darf eine Nottötung durchgeführt werden?
- Wie ist eine Nottötung durchzuführen und welche Verfahren sind dafür anzuwenden?
- Wie können bzw. sollen bestandsbetreuende Tierärzte und Tierärztinnen eingebunden werden?
- Wie sind Kadaver bis zur Abholung ordnungsgemäß aufzubewahren?
Ursprung im Landkreis Cloppenburg
Der Leitfaden hat seinen Ursprung in einer Arbeitsgruppe des Landkreises Cloppenburg, die sich schon seit länger Zeit mit der Thematik befasst hat und beispielsweise zuvor schon einen Leitfaden zum Schlachttiertransport von Schweinen herausgebracht hat. Der unter der Federführung des Schweinegesundheitsdienstes der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Veterinäramt des Landkreises Cloppenburg entstandene Leitfaden wurde in Zusammenarbeit mit der Kreisstelle der Tierärzte des Landkreises Cloppenburg und dem Kreislandvolkverband Cloppenburg erstellt. Darüber hinaus fand eine Abstimmung mit überregionalen Behörden und beispielsweise auch der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen statt, um die Akzeptanz und die Bedeutung des Hilfsinstrumentes zu unterstreichen. Auch die ISN hat sich in den Abstimmungsprozess aktiv eingebracht.
Die ISN meint:
Es ist gut, dass die Branche sich spürbar auf den Weg macht, den Umgang mit verletzen und kranken Schweinen - ggf. bis hin zur Nottötung - zu verbessern. Der nun veröffentlichte Leitfaden ist dabei ein wichtiger Baustein. Das hier Handlungsbedarf besteht, wurde jüngst durch eine Studie der Tierärztlichen Stufe Hannover noch einmal belegt. Hier gibt es nichts zu beschönigen.
Das Entscheidung zur Nottötung und die Umsetzung selbiger sind mit Sicherheit alles andere als einfach. Deshalb ist es richtig, die komplexen Abläufe zu beschreiben und die kritischen Stellen genau zu beleuchten. Dabei darf es aber nun auch nicht bleiben, so muss beispielsweise die Weiterentwicklung praktikabler Verfahren zur Nottötung weiter vorangetrieben werden.
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bietet ebenfalls einen Leitfaden zur Bewertung der Transport- und Schlachtfähigkeit von Schlachtschweinen an. An dem Leitfaden können Schweinhalter/innen sich bei ihrer täglichen Arbeit orientieren, um Tierschutzindikatoren in die Bewertung von Transport- und Schlachtfähigkeit von Schlachtschweinen einzubeziehen und um Rechtskonflikte zu vermeiden.
Weitere Leitlinien wurden von Interessenvertretern auf EU-Ebene aus den Bereichen Tierschutz, Transport und Landwirtschaft für den Tiertransport von Schweinen erarbeitet.