28.02.2022rss_feed

Mehr Tierwohl in den bayerischen Ställen: Kaniber stellt Programm BayProTier vor

Bayern will mit einem eigenen Tierwohlprogramm "BayProTier" starten und nicht auf den Bund warten (Bild: ©ISN/Jaworr, Hauke Seyfarth / StMELF, Screenshot www.stmelf.bayern.de)

Bayern will mit einem eigenen Tierwohlprogramm "BayProTier" starten und nicht auf den Bund warten (Bild: ©ISN/Jaworr, Hauke Seyfarth / StMELF, Screenshot www.stmelf.bayern.de)

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber stellte Ende letzter Woche die Eckpunkte ihres künftigen Tierwohlprogramms BayProTier vor. Der Fokus des Programms liegt vorerst auf der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht. Die Genehmigung durch die EU-Kommission wird jetzt eingeleitet, damit noch im Sommer gestartet werden kann.

ISN: Bayern will Schweinehalter bei der Umsetzung von mehr Tierwohl unterstützen – soweit so gut. Um weiteren Wildwuchs bei den Tierwohlprogrammen zu verhindern und um die Umsetzung von Tierwohlprogrammen, wie das aus Bayern, zu ermöglichen, muss die Bundesregierung endlich den notwendigen Rahmen schaffen – also kurzfristig Klarheit bei den Überbrückungshilfen schaffen, ein Gesamtkonzept inkl. Finanzierung für die Nutztierhaltung zur Umsetzung bringen und die Genehmigungshürden aus dem Weg räumen.

 

Wie in der Regierungserklärung von Agrarministerin Michaela Kaniber im letzten Jahr angekündigt, startet Bayern ein eigenes bayerisches Tierwohlprogramm. Die Ministerin hat jetzt die Eckpunkte 2022 für den Bereich Zuchtsauen vorgestellt. Der Freistaat geht damit in Sachen Tierwohl voraus und wartet nicht auf den Bund.

Tierwohl: Bayern will Betriebe unterstützen

Mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann niemals von den Bäuerinnen und Bauern allein gestemmt werden. Für uns ist klar: Mehr Tierwohl ist für die Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Verbraucherschaft elementar. Darin liegt die Lizenz zur Produktion. Wir warten deshalb nicht länger auf den Bund, sondern bieten jetzt unseren Nutztierhaltern konkrete Unterstützung an. Wir schlagen die Brücke zwischen den Erwartungen der Gesellschaft auf der einen Seite und der konkreten Umsetzung in den Ställen, so Kaniber. Und weiter: Das ist ein maßgeschneiderter Einstieg, um Betriebe auf dem Weg zu mehr Tierwohl zu unterstützen. Wir bieten dazu konkrete Perspektiven, und zwar so, dass Betriebe diesen Weg auch mitgehen können.

 

Programm beinhaltet Komfort und Premiumstufe

Das neue Programm BayProTier bietet zwei Stufen an: Zum einen die Komfortstufe für den Einstieg in mehr Tierwohl, die über gesetzliche Standards hinaus geht und zum zweiten die Premiumstufe mit erhöhten Fördersätzen für noch deutlich höhere Standards.

Wesentliche Vorgaben des völlig neuen Programmes sind beispielsweise mehr Platz für die Tiere, mit Stroh eingestreute Liegeflächen oder die Möglichkeit des Auslaufs ins Freie. Der modulartige Aufbau des Programms ermöglicht es, dass Verbesserungen beim Tierwohl auch in einzelnen Haltungsbereichen (Deckstall, Wartestall, Abferkelstall, Ferkelaufzucht) bei Zuchtsauen und der Ferkelaufzucht honoriert werden können. Hauptziel von BayProTier ist es, mithilfe gestufter Prämien pro Tier die höheren laufenden Kosten zum Beispiel für Stroheinstreu oder die Mehrarbeit für mehr Tierwohl auszugleichen. Mit unserem Programm stellen wir sicher, dass das Geld genau dort ankommt, wo die Kosten für mehr Tierwohl entstehen – nämlich in den Betrieben. Es honoriert Tierwohlleistungen, die der Markt alleine nicht honoriert, so Kaniber.

 

Genehmigung durch EU-Kommission wird eingeleitet

Neben einer attraktiven Investitionsförderung, die zumindest einen Teil der erhöhten Investitionskosten für Tierwohlställe ausgleicht, kommt nun mit BayProTier flankierend noch in diesem Jahr, ein eigenes bayerisches Tierwohlprogramm hinzu, das den erhöhten Aufwand für Tierwohl im laufenden Betrieb ausgleicht. Die Genehmigung durch die EU-Kommission wird jetzt eingeleitet, damit noch im Sommer gestartet werden kann, zunächst mit Fokus auf die Zuchtsauen und die Ferkelaufzucht.

 

Die ISN meint:

Bayern will Schweinehalter bei der Umsetzung von mehr Tierwohl unterstützen – soweit so gut. Das aufgelegte Programm macht aber einmal mehr deutlich, dass der Wildwuchs an Tierwohlprogrammen immer größer und undurchsichtiger wird, weil die Bundesregierung immer noch keinen klaren Rahmen für die Nutztierhaltung auf den Weg gebracht hat. Statt auf der Basis des Borchert-Konzeptes ein Gesamtkonzept inkl. verpflichtender Haltungs- und Herkunftskennzeichnung mit eindeutigen Kriterien und entsprechender Finanzierung auf den Weg zu bringen, statt die Genehmigungshürden aus dem Weg zu räumen, die den Umbau der Ställe verhindern, wird weiter lamentiert. Unter diesen Bedingungen wird auch das neue Förderprogramm aus Bayern verpuffen. Bundeslandwirtschaftsminister hält – wenn er sich überhaupt äußert – Sonntagsreden in denen er beteuert, die landwirtschaftlichen Betriebe erhalten zu wollen, dabei ist das erklärte Ziel der Bundesregierung der Abbau de Tierbestände. Auch in Sachen Überbrückungshilfe hat es die Bundesregierung immer noch nicht geschafft, für Klarheit zu sorgen. Dabei ist die finanzielle Situation auf den Betrieben katastrophal schlecht und vielen Betrieben geht die Puste aus. Die Bundesregierung muss endlich handeln, wenn sie den Ausstieg der Schweine haltenden Betriebe noch ausbremsen will.

 


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