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Nährstoffbericht Niedersachsen 2019/2020 – Nährstoffüberschüsse schrumpfen deutlich

Die Ergebnisse des 8. Nährstoffberichtes 2019/20 wurden heute vorgestellt und zeigen deutlich: Das Nährstoffaufkommen ist deutlich rückläufig, sodass Niedersachsen auf Landesebene erstmals eine nahezu ausgeglichene Stickstoffdüngebilanz erreicht. Mit Cloppenburg überschreitet nur noch ein Landkreis die Stickstoffobergrenze, bislang waren es noch fünf. In Bezug auf Phosphor besteht weiterhin ein großes Einsparpotential und somit Handlungsbedarf.

ISN: Die Anstrengungen der Landwirtschaft der vergangenen Jahre zeigen nun Erfolg. Es wird deutlich, dass man diesen Anstrengungen Zeit geben muss, bis der Erfolg sichtbar wird und nicht immer weiter politisch aufsatteln darf. Insbesondere in der Umsetzung der Düngegesetzgebung muss der Fokus nun deutlich stärker auf Fachlichkeit und Praktikabilität gelegt werden.


Entwicklung des N-Düngesaldos in Niedersachsen seit 2012 (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Entwicklung des N-Düngesaldos in Niedersachsen seit 2012 (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Die Düngebehörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat im Auftrag des niedersächsischen Agrarministeriums heute zum 8. Mal den jährlich erscheinenden Niedersächsischen Nährstoffbericht vorgelegt. Es ist zugleich der erste Nährstoffbericht auf Grundlage der novellierten Düngeverordnung vom April 2020. Der Bericht umfasst die Auswertung der Einzelmeldungen zur Abgabe von Wirtschaftsdünger und Gärresten, die im Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis zum 30. Juni 2020 erfasst worden sind.

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast präsentierte heute den Nährstoffbericht und betonte erfreut: Die Nährstoffüberschüsse schrumpfen deutlich und zeigen eine sehr positive Entwicklung.

 

Rekord bei Verbringung von Wirtschaftsdüngern

Der Dung- und Gärrestanfall ist erneut um rund. 2,8 % leicht gesunken (von rd. 57,5 Mio. t auf 55,9 Mio. t). Die Verbringung von Wirtschaftsdüngern und Gärresten stieg im Meldejahr 2019/2020 auf einen neuen Rekordwert von 37,9 Millionen Tonnen Frischmasse (Vorjahr: 35,7 Mio. Tonnen). Gute Wetterbedingungen begünstigten zusätzlich das Aufbringen von organischem Dünger im Frühjahr.

 

Stickstoff-Düngesaldo enorm reduziert

Hinzu kam ein weiterhin rückläufiges Nährstoffaufkommen aus der Tierhaltung, da die Tierzahlen besonders im Bereich Weser-Ems sinken. Insgesamt weist der Bericht in puncto Tierzahlen einen Rückgang der Schweinebestände um rund 163.000 bzw. -1,5 % im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum auf. Auch der Rinderbestand sank um rund. 91.500 (-3,6 %) im Vergleich zu Vorjahr. Das wirkt sich positiv auf den Stickstoff aus: Insbesondere durch einen historischen Tiefstand des Mineraldüngerabsatzes (rund 200.000 Tonnen) sowie eine weiter rückläufige Stickstoffausbringung aus organischen Düngemitteln hat sich das Stickstoff-Düngesaldo (berechneter Bedarf vs. Düngung) von rund 31.000 Tonnen auf nur noch rund 692 Tonnen verringert.


Nur noch ein Landkreis überschreitet die Obergrenze von 170 kg N/ha (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Nur noch ein Landkreis überschreitet die Obergrenze von 170 kg N/ha (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Nur noch ein Landkreis überschreitet die Stickstoff-Obergrenze

Zugleich überschreitet mit Cloppenburg nur noch ein Landkreis die gesetzliche Stickstoff-Obergrenze von 170 kg N pro Hektar. Aber auch hier ist eine positive Tendenz zu erkennen. Grafschaft Bentheim, Oldenburg, Vechta und Rotenburg/Wümme liegen erstmals seit der Novelle der DüV 2017 unter der Obergrenze. Die absolute Überschreitung der 170 kg N-Grenze in diesen Landkreisen hat sich im Vergleich zum Vorjahr von rund. 5.500 t N nahezu halbiert auf 2.732 t N. Damit hat sich der Stickstoffdüngesaldo so weit verringert, dass erstmals eine nahezu ausgewogene Stickstoffdüngebilanz auf Landesebene errechnet wurde.

 

Einsparpotential bei Phosphat noch hoch

Der landesweite Phosphatüberhang ist von rund 33.000 auf knapp 27.950 t P2O5 gesunken. In Bezug auf Phosphor besteht somit weiterhin ein großes Einsparpotential und hoher Handlungsbedarf.

Das Ziel, einen günstigen Zustand des Grund- und Oberflächenwassers zu erreichen, bedarf in Niedersachsen weiterhin starker Anstrengungen, stellte die Landwirtschaftsministerin fest und deutete auf das laufende Vertragsverletzungsverfahren wegen unzureichender Umsetzung der EG-Nitratrichtlinie hin, was nach Inkraftsetzung der novellierten Düngeverordnung zwar vorübergehend ruhe, jedoch noch nicht abschließend eingestellt worden sei.


Bruttoabgabemengen nach Wirtschaftsdüngerart in Niedersachsen (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Bruttoabgabemengen nach Wirtschaftsdüngerart in Niedersachsen (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2019/2020)

Nährstoffmanagement erfolgreich

Dieser achte Nährstoffbericht dokumentiert, dass die Betriebe das Nährstoffmanagement ernsthaft verändert haben und die Maßnahmen unserer Landwirtschaftskammer zur Reduzierung der Nährstoffüberschüsse erfolgreich sind, betonte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Der Absatz von Mineraldünger ist weiter rückläufig. Überall dort, wo organischer Dünger zur Verfügung steht, wird zunehmend nur noch wenig mineralischer Dünger ergänzt, hob Kammerpräsident Gerhard Schwetje in seiner Bilanz hervor.

 

Separation von Wirtschaftsdüngern nimmt zu

Statt Mais geht eine wachsende Menge Wirtschaftsdünger in die Biogasanlagen, die Menge separierten Wirtschaftsdüngers nimmt zu, Schweine und Geflügel werden immer häufiger mit nährstoffreduziertem Futter versorgt, zählte der Kammerpräsident weitere positive Entwicklungen auf.Die Landwirtschaft in Niedersachsen sei nicht nur sehr leistungsfähig, sondern auch sehr anpassungsfähig.

 

Praktikernetzwerk rund um das Thema Wirtschaftsdünger

Das in 2019 gestartete Praktikernetzwerk Wirtschaftsdünger hat genau die Verbesserung der Nährstoffbilanz in der Modellregion Oldenburger Münsterland im Fokus. Fachexperten, Wissenschaftler und Landwirte tauschen sich über verschiedene Separations- und Aufbereitungsmethoden, sowie über weitere Aspekte rund um das Thema Wirtschaftsdünger aus.

An diesem Projekt sind die Kreislandvolkverbände in Cloppenburg und Vechta, das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland, der Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie koordinierend die ISN-Projekt GmbH beteiligt. Die niedersächsischen Ministerien für Umwelt und für Landwirtschaft fördern das Projekt. Auch die Stiftung Gewässerschutz Weser-Ems leistet finanzielle Unterstützung.

 

Ausführliche Informationen zum Praktikernetzwerk, den Veranstaltungen sowie zur Gülleaufbereitung und Separationstechnik finden Sie unter: www.wirtschaftsduenger.info
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