Nährstoffbericht Niedersachsen 2021/2022 – Nährstoffüberschüsse abgebaut und Mineraldüngerverbrauch reduziert
Entwicklung des N-Düngesaldos in Niedersachsen seit 2014/15 (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2021/2022)
Heute wurden die Ergebnisse des 10. niedersächsischen Nährstoffberichtes 2021/22 vorgestellt. Das Nährstoffaufkommen aus der Tierhaltung, aus Biogasanlagen und auch der Mineraldüngerverbrauch gehen weiter zurück. Der Stickstoffüberschuss in der N-Flächenbilanz hat sich seit 2015 mehr als halbiert. Dennoch zeigt der Nährstoffbericht auf Kreisebene große regionale Unterschiede und weiterhin noch Überschüsse u.a. beim Phosphat in den tierintensiven Regionen.
ISN: Die Anstrengungen der Landwirtschaft der vergangenen Jahre zeigen Erfolge. Auch die Ausstiegswelle aus der Schweinehaltung, die mit hoher Geschwindigkeit auch in Niedersachsen rollt, zeigt Wirkung. Wichtig ist es nun, nicht mit weiteren rechtlichen Einschränkungen über das Ziel hinaus zu schießen, sondern stattdessen die betrieblichen und überbetrieblichen Nährstoffkreisläufe zu unterstützen – auch im Sinne der Nahrungssicherheit.
Die Düngebehörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat im Auftrag des niedersächsischen Agrarministeriums heute zum 10. Mal den jährlich erscheinenden Niedersächsischen Nährstoffbericht vorgelegt. Konkret geht es um den Meldezeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022.
Für Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte zeigt der Nährstoffbericht, dass Niedersachsen auf dem richtigen Weg - aber noch nicht am Ziel sei. Aufs ganze Land gerechnet seien weniger organische und mineralische Dünger ausgebracht worden, aber es gebe weiterhin problematische Regionen.
Stickstoff-Düngesaldo deutlich verringert
Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und aus Biogasanlagen ist erneut um rund 0,6 Millionen Tonnen (-1,1 Prozent) leicht gesunken (von rund 54,6 Millionen Tonnen auf 54,0 Millionen Tonnen). Vor allem die Verringerung der Tierbestände hat sich auf den Dunganfall ausgewirkt. Innerhalb der Wirtschaftsdüngerarten wurden weniger Schweinegülle (-366 Tsd. t) und Geflügelmiste gemeldet (-41 Tsd. t). Der Stickstoff-Düngesaldo, also ein Wert für den der berechnete Bedarf und die tatsächliche Düngung gegenübergestellt werden, ist auf das ganze Land bezogen mit -16.219 Tonnen Stickstoff (im vorigen Berichtszeitraum -3.655 Tonnen Stickstoff) nochmals deutlich gesunken und weiterhin unterhalb der rechtlich zulässigen Stickstoff-Düngung gemäß der Düngeverordnung (DüV).
Zwei Landkreise überschreiten die Stickstoff-Obergrenze von 170 kg N/ha (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2021/2022)
Zwei Landkreise überschreiten die Stickstoff-Obergrenze
Zwei Landkreise übersteigen im Durchschnitt rechnerisch die in der Düngeverordnung festgelegte 170 kg N-Grenze Grenze der Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln: die Landkreise Cloppenburg und Vechta.
Bezüglich der Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern zeigen sich gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht bisher kaum Veränderungen. 28 Prozent der 167 Grundwassermessstellen, die Niedersachsen für den bundesweiten Nitratbericht meldet, zeigten im Jahr 2021 Nitratgehalte über 50 mg NO3/l auf - genau wie im Vorjahr.
Mineraldüngerabsatz erreicht Tiefststand
In ganz Niedersachsen ist der Mineraldüngerabsatz nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes um rund 20.000 Tonnen N erneut deutlich gesunken - auf einen bisherigen Tiefststand von rund 166.000 Tonnen N-Mineraldüngerabsatz in Niedersachsen.
Wege der Wirtschaftsdüngerverbringung ©Nährstoffbericht Nds. 2020/21 (Quelle: Nährstoffbericht Nds. 2021/2022)
Verbringung von Wirtschaftsdünger attraktiver geworden
Die Gesamtheit der zu meldenden Wirtschaftsdünger- und Gärrestverbringungen, also der Verbringung von einem Betrieb mit organischem Nährstoffanfall in einen anderen Betrieb mit einem Aufnahmebedarf an Nährstoffen, ist mit 38 Millionen Tonnen weiter auf hohem Niveau. Zuvor lag dieser Wert bei 37,8 Millionen Tonnen. Preissteigerungen bei Mineraldüngern haben eine Verbringung von Wirtschaftsdüngern im vergangenen Berichtszeitraum attraktiver gemacht. Die Region Weser Ems zeigt hier dennoch leicht rückläufige Zahlen – wohl in erster Linie bedingt durch rückläufige Tierbestände. Die Nährstoffexporte sind um 0,2 Millionen Tonnen zurück gegangen. Sie lagen nun bei 3,3 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger.
Weiter Einsparpotential bei Phosphat
In insgesamt 18 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten übersteigt die Phosphataufbringung mit organischen Düngern die Phosphatabfuhr. Auf das ganze Land gerechnet gibt es einen Überschuss von rund 19.946 Tonnen Phosphat. Gegenüber dem vorherigen Bericht hat sich dieser Überschuss durch Rückgang der organisch aufgebrachten Mengen sowie der mineralischen Mengen jedoch um rund 2.684 Tonnen Phosphat (P2O5) verringert.
Kreislaufwirtschaft verbessert
Der aktuelle Nährstoffbericht belegt, dass die Ackerbaubetriebe deutlich mehr heimischen organischen Dünger aufgenommen haben - das werten wir nicht nur als eine Reaktion der Betriebe auf die zeitweilig sehr hohen Preise für Mineraldünger, sondern auch als einen Erfolg unserer Beratung. Wir setzen uns seit längerem intensiv dafür ein, dass in Niedersachsens Ackerbauregionen Mineraldünger immer öfter durch organischen Dünger ersetzt wird - dadurch kommt das nachhaltige Konzept der Kreislaufwirtschaft immer besser in Gang
, bilanzierte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Die ISN meint:
Die Nährstofffrage ist ohne Zweifel für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Der jährlich veröffentlichte Nährstoffbericht aus Niedersachsen macht nun schon seit einigen Jahren deutlich, dass die Landwirtschaft diese Herausforderung angenommen hat und die Anstrengungen Erfolge zeigen. Der Absatz von Mineraldünger ist bereits auf einem historischen Tiefststand angekommen, während sich die Verbringung von Wirtschaftsdüngern ein weiteres Jahr in Folge auf einem Rekordniveau bewegt. Und noch etwas wird bei der Betrachtung der Ergebnisse mehr als deutlich: Die Maßnahmen greifen, wenn man ihnen Zeit gibt. Dass der Nährstoffüberschuss kontinuierlich reduziert und nun komplett abgebaut wurde, ist eine große Leistung und muss anerkannt werden!
Das verminderte Nährstoffaufkommen macht allerdings auch deutlich, mit welcher Geschwindigkeit die Ausstiegswelle in der Schweinehaltung in Niedersachsen rollt. Wichtig ist es nun, nicht mit weiteren rechtlichen Einschränkungen über das Ziel hinaus zu schießen sondern stattdessen die betrieblichen und überbetrieblichen Nährstoffkreisläufe zu unterstützen – auch im Sinne der Nahrungssicherheit.