Neue EU-Fleischbeschauregeln: Künftig reicht visuelle Prüfung
Schweinefleisch darf künftig aufgrund einer reinen Inaugenscheinnahme durch Tierärzte für genussfähig erklärt werden, ohne dass Tasten und Schneiden zwingend vorgeschrieben wären. Ein Veto-Antrag von Sozialdemokraten und Grünen aus dem Umweltausschuss des Europaparlaments fand vergangene Woche keine Mehrheit im Plenum.
Damit kann die Europäische Kommission eine entsprechende Durchführungsverordnung, die im Ausschussverfahren von den Mitgliedstaaten nicht blockiert worden war, endgültig annehmen. Sie soll ab Juni 2014 gelten, meldet Agra Europe.
Mit dem Kommissionsvorschlag sollen Fleischkontrollen mittels Abtasten und Anschneiden auf solche Fälle beschränkt werden, wenn Herkunftszeugnis, frühere Kontrollen oder die visuelle Überprüfung auf Probleme hindeuten. Die kritischen Mitglieder des Umweltausschusses warnten vor möglichen Gesundheitsrisiken einer solchen Vorschrift. Die Mehrheit der Abgeordneten teilte diese Bedenken jedoch nicht.
Kommission sieht Sicherheit gewährleistet
Nach Ansicht der Kommission sorgen die neuen Vorschriften auch weiterhin dafür, dass sämtliches Fleisch, das den Verbraucher erreiche, genusstauglich ist. Im Gegenteil, die Sicherheitsstandards würden sogar erhöht, denn man vermeide die Verunreinigung des Fleisches durch systematisches Abtasten und Einschneiden der Schlachtkörper. Die Vorschriften erlaubten es dem zuständigen amtlichen Tierarzt, falls notwendig eine gründlichere Inspektion durchzuführen. Die Wirksamkeit der Kontrollen werde dadurch nicht beeinträchtigt.
Tierärzte kritisch
Die Bundestierärztekammer sieht die gelockerte Regelung hingegen sehr kritisch, so Agra Europe. Es bestehe die Gefahr, dass Krankheiten übersehen und nicht lebensmitteltaugliche Tiere in den Verkehr gebracht würden, erklärte Kammerpräsident Prof. Theodor Mantel im Anschluss an die Abstimmung.
Gerade für die Diagnose mancher auf den Menschen übertragbarer Infektionskrankheiten reiche eine visuelle Kontrolle allein nicht aus. Die von der Kommission ins Feld geführten Hygienegründe bezeichnete Mantel als Nonsens
. Tierärzte wüssten sehr gut, wie die Hygiene zu gewährleisten sei.