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Niedersächsischer Schweinegipfel: Bund muss handeln

Bildquelle: Nds. Ministerium / ISN

Bildquelle: Nds. Ministerium / ISN

Branchengipfel im niedersächsischen Landwirtschaftsministerin – Diskussion über die Zukunft der Schweinehaltung in Niedersachsen. ISN: Themen satt, aber wenig Konkretes. In der Frage der Kastration wurde der Handlungsbedarf im Bundeslandwirtschaftsministerium zur Beseitigung der Hürden mehr als deutlich.

 

Gangbare Wege aufzeigen

Rund 20 Vertreter aus Landwirtschaft, Schlachtung, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel nahmen an dem Branchengipfel gestern in Hannover teil, darunter auch die ISN. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam nach einer Antwort auf die zahlreichen drängenden Fragen suchen, um für unsere Schweinehalter einen gangbaren Weg in die Zukunft aufzuzeigen, brachte es Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf den Punkt. Und weiter: Wir brauchen endlich klare Perspektiven und sichere Rahmenbedingungen. Niedersachsen profitiert stark von der Veredlung. … Von der Wirtschaft erwarte ich, dass sie im Falle einer Verlängerung der Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration die Zeit bis 2020 nutzt, um tragfähige Lösungen für eine nachhaltige und tiergerechtere Schweinehaltung zu entwickeln. Die Ministerin sieht vor allem die Verarbeitungs- und Einzelhandelsunternehmen in der Pflicht, möglichst schnell für verlässliche Vermarktungswege für Schweinefleisch zu sorgen, das unter Verzicht auf eine Kastration männlicher Ferkel erzeugt wurde. Wir müssen das ganze Schwein verkaufen, mahnte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes. Nur die Edelstücke bleiben hier, die Füße gehen nach China und die Mittelstücke nach Korea. Wir brauchen Akzeptanz auf allen Märkten, um das ganze Schwein vermarkten zu können.

 


Bildquelle: ISN

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Lokalanästhesie ist ein gangbarer Weg

Für Niedersachsens Landwirtschaftsministerin ist die Lokalanästhesie auch in Deutschland ein ernsthaft gangbarer Weg, der in Skandinavien schon eingeschlagen worden sei. Man müsse die Erfahrungen aus diesen Ländern nutzen. Mehrheitlich sprachen sich auch die anwesenden Branchenvertreter für die durch die Landwirte umzusetzende Lokalanästhesie bei der Kastration aus. Wenn der Bund hierzu die Voraussetzungen schafft, sind wir Landwirte schnell in der Lage, die Vorgaben der betäubungslosen Kastration umzusetzen, so Heinrich Dierkes.

Auch Otte-Kinast formulierte Ihre Forderung in Richtung Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) klar: Ich fordere den Bund auf, die für eine nachhaltige Schweinehaltung erforderliche Rechtssicherheit, namentlich im Bereich des Tierschutzrechts, schnellstmöglich wieder herzustellen. Damit sprach sie auch den anwesenden Branchenvertretern aus der Seele, deren Unzufriedenheit gegenüber dem BMEL mehr als deutlich wurde.

Die ISN meint:

Das Beispiel Dänemark zeigt: Wenn alle an einem Strang ziehen, inklusive den Tierschutzorganisationen, dann sind sinnvolle und umsetzbare Lösungen möglich. Unabhängig von einer möglichen Fristverlängerung in der Kastrationsfrage ist es richtig, die Kräfte nun schnell zu bündeln, um keine Zeit zu verlieren. Auch wenn es leider nicht zu konkreten Lösungen gekommen ist, hat der Branchengipfel mehr als deutlich gemacht, dass nun das Bundeslandwirtschaftsministerium an der Reihe ist, die Hürden der verschiedenen Verfahren aus dem Weg zu räumen und insbesondere die Blockadehaltung gegen die Lokalanästhesie aufzugeben. Wie will man vermitteln, dass man gerade den Weg für die Anwendung der Isoflurannarkose durch den Landwirt (immerhin eine Vollnarkose) ebnen will, nicht aber für die örtliche Betäubung. Wie will man vermitteln, dass kein Verfahren (wie auch die Betäubung mit Isofluran) den Schmerz vollständig ausschaltet, man bei der Lokalanästhesie aber genau dies fordert. Wie will man vermitteln, dass man der Abwehrhaltung des deutschen Tierschutzbund gegen die Lokalanästhesie hinterherläuft, während sein Pendant aus Dänemark genau diese Lokalanästhesie gefordert hat.

Zusammengefasst: Wo ein politischer Wille ist, da ist auch ein (vierter) Weg!

Die Wirtschaft will, die Bundesländer mit bedeutender Schweinehaltung wollen – wollen müssen auch noch das BMEL und einzelne Abgeordnete der Bundes-SPD, allen voran deren agrarpolitischer Sprecher Rainer Spierung, die aus Angst vor ihren Wählern weiter einen Tunnelblick auf die Meinung des Deutschen Tierschutzbundes haben.

 


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