20.11.2014rss_feed

NRW-Nährstoffbericht: Remmels Tunnelblick auf die Tierhaltung

NRW-Landwirtschaftsminister Remmel nimmt Tierhalter ins Visier

NRW-Landwirtschaftsminister Remmel nimmt Tierhalter ins Visier

Die Ergebnisse des gestern in Düsseldorf vorgestellten NRW-Nährstoffberichts 2014 zeigen auch aus Sicht der Landwirtschaft, dass es in Punkto Nähstoffmanagement noch Einiges zu tun gibt.

Die dargelegten Zahlen zur Trinkwasserqualität können ohne Zweifel nicht zufriedenstellen. Wie NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel allerdings die Ergebnisse kommentiert und welche Schlüsse er daraus zieht – ist aus Sicht der ISN ein klassischer Fall von Tunnelblick der sich auf die Tierhaltung richtet.

 

Tierhalter in der Schusslinie

Zwar nennt Remmel auch andere Ursachen – als Übeltäter stellt er jedoch klar die Tierhalter an den Pranger. Dabei kommt nur einen Teil der Nährstoffe aus dem Bereich, wie der Bericht deutlich macht: Beispielsweise kommen aus Gülle und Festmist ca. 37 % des Stickstoffs – aus Mineraldünger dagegen über die Hälfte (ca. 55 % der Stickstoffmenge). Der Rest fällt über Klärschlämme und Gärsubstrate an. Und trotzdem ist Remmels Fazit laut Pressemeldung seines Hauses klar: Ich halte es grundsätzlich für erstrebenswert, dass auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr Gülle anfällt, als auf eigenen Flächen ausgebracht werden kann. … Eines unserer Hauptziele wird dementsprechend sein, in Zukunft wieder eine stärkere Flächenbindung in der Tierhaltung zu erreichen. Dies wird nur gelingen, wenn wir in den Regionen mit einer intensiven Nutztierhaltung die Strukturen überdenken und anpassen. Und direkt fordert Remmel eine Verschärfung des Düngerechts.

Die ISN meint dazu:

Schuldzuweisungen helfen nicht weiter – der Erfolg wird sich nur bei einem gemeinsamen Vorgehen mit der Landwirtschaft einstellen. Wir haben einen klaren gesetzlich vorgegebenen Bezug des Nährstoffanfalls zur Fläche – aus fachlicher Sicht darf das auch gar nicht anders sein. Gesetzliche Vorgaben gibt es genug – sie müssen erst einmal konsequent und nicht nur bei den Tierhaltern umgesetzt werden, bevor neue Gesetze kommen. Die Nährstoffausbringung auf der einen Seite und der Nährstoffentzug auf der anderen Seite durch die Pflanzen müssen zueinander passen. Und dabei ist es zunächst egal, aus welcher Quelle die Nährstoffe kommen. Auch ist es zweitrangig, wem die Flächen gehören auf dem die Nährstoffe ausgebracht werden. Entscheidend ist, dass diese klassische Form der Kreislaufwirtschaft mit Tierhaltung und Ackerbau nach den genannten Prinzipien umgesetzt wird. Es darf nicht sein, dass die organischen Dünger immer mehr reglementiert werden und dadurch die Vorzüglichkeit mineralischer Dünger vorangetrieben wird. Statt auf die Tierhaltung zu schießen, sollte Remmel lieber die bedarfsgenaue Verteilung der organischen Dünger auch außerhalb der Veredlungsregionen unterstützen. Im NRW-Nährstoffbericht heißt es: Aus fachlicher Sicht muss es in Zukunft vor allem darum gehen, die Effizienz beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern durch verschiedene Maßnahmen weiter zu verbessern, um Mineraldünger zu substituieren. Genau das ist aus Sicht der ISN der richtige Lösungsansatz.

Möglichkeiten der Verbesserung nutzen:

Es gibt vielfältige Möglichkeiten um die Nährstoffsituation zu verbessern. Einige sind im Folgenden aufgeführt bzw. auch im Nährstoffbericht bereits dargestellt:

  • Erleichterung der Genehmigung bzw. Ermöglichung des Baus neuer Güllelager innerhalb und außerhalb der Veredlungsregionen insbesondere auch für Betriebe ohne Tierhaltung, die Gülle aufnehmen wollen sowie die Förderung dieser Lagerkapazitäten. So erhalten Ackerbaubetriebe die Möglichkeit und den Anreiz, mineralischen Dünger vermehrt durch organischen Dünger zu ersetzen. Durch eine derartige Maßnahme würde nicht mehr Gülle entstehen, sondern ein optimaler Ausbringungszeitpunkt der Gülle gefördert.
  • Erprobung und Erforschung innovativer Lösungsansätze, u.a. Gülleseparation; Verringerung des Anteils nachwachsender Rohstoffe sowie Festmiste zugunsten von Gülle in Biogasanlagen; Emissionsmindernde Gülleausbringung; Unterfußdüngung beim Mais mit Gülle; Nutzung von Nitrifikationshemmern.
  • Förderung verlustarmer Technik und somit umweltfreundlicher Gülleausbringung.
  • Wiedereinführung der 230 kg N-Ausnahmegenehmigung (Stickstoff aus Wirtschaftsdünger) für Intensivgrünland. Durch den hohen N-Bedarf von Grünland werden Milchviehbetriebe gezwungen, mehr mineralischen Dünger zu kaufen. Das verschärft das Problem zusätzlich.
  • Ausweitung der Förderungen von Kooperationen zum Grundwasserschutz. Verbesserte Zusammenarbeit der Wasserversorger mit den Landwirten. Gezielte Beratung und Anbauplanung, z.B. hinsichtlich Zwischenfrüchten und Untersaaten.

Hier finden Sie die Pressemeldung und den Nährstoffbericht des NRW-Landwirtschaftsministeriums

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