Ökonomen fordern staatliche Eingriffe in den Fleischmarkt
Jeweils rund 80% der Ökonomen halten verbesserte Mindeststandards für die Tierhaltung und schärfere Kontrollen der bestehenden Mindeststandards sowie höhere Strafen bei Verstößen für sinnvoll, um das Tierwohl zu fördern (Quelle: https://www.ifo.de/)
Beim aktuellen Ökonomiepanel des ifo-Instituts und der FAZ haben 85% der teilnehmenden Ökonomen Regulierungen zum Tierwohl befürwortet. Lediglich 6% der Ökonomen wollen keinen staatlichen Eingriff in den Fleischmarkt und begründen dies damit, dass kein Marktversagen erkennbar sei.
ISN: Wünsch Dir was der Wirtschaftswissenschaftler! Hat man sich überhaupt mit der Materie beschäftigt? Wohl kaum, denn offenkundig hat man die Komplexität des Themas nicht ansatzweise verstanden. Mit dem reinen Ruf nach Ordnungsrecht kriegt man jeden Wirtschaftszweig klein, das sollte eigentlich jedem Ökonomen klar sein! Falls das der Zweck ist, dann sollten die Wissenschaftler das aber auch offen zugeben!
Wirtschaftswissenschaftler an deutschen Universitäten halten staatliche Eingriffe auf dem Fleischmarkt und vor allem verstärkte Regulierungen zum Tierwohl für erforderlich. Dies zeigen die Ergebnisse eines Ökonomiepanels vom ifo-Institut und der FAZ, an dem 123 Professoren teilgenommen haben. 85 Prozent der Teilnehmer sprechen sich für verstärkte Regulierungen zum Tierwohl aus, während Regulierungen zum Arbeitnehmerschutz im Fleischgewerbe von 72 Prozent befürwortet werden.
Verbesserte Mindeststandards und schärfere Kontrollen für die Tierwohlförderung
Jeweils rund 80% der Ökonomen halten verbesserte Mindeststandards für die Tierhaltung und schärfere Kontrollen der bestehenden Mindeststandards sowie höhere Strafen bei Verstößen für sinnvoll, um das Tierwohl zu fördern. 42% befürworten eine Veröffentlichung grober Verstöße gegen die Tierwohlstandards durch einzelne Firmen. Jeweils 19% sprechen sich für eine Tierschutzabgabe aus, wie sie von der Borchert-Kommission gefordert wird sowie für Aufklärungs- und Ausbildungskampagnen für Tierhalter. Für die Einführung eines freiwilligen staatlichen Tierwohl-Labels in der Nutztierhaltung stimmten nur 15% der Ökonomen.
Zusätzliche Tierwohl-Förderprämien und das vieldiskutierte Preiswerbeverbot für Fleischprodukte fallen bei den teilnehmenden Ökonomen durch. Eine weitere Maßnahme zur Tierwohlförderung, die bei der Befragung genannt wird, sind Höchstdistanzen zum Transport lebender Schlachttiere und dadurch eine Regionalisierung der Schlachtung. 4% der Ökonomnen wollen keine Maßnahmen zur Tierwohlförderung.
Um Arbeitsbedingungen zu verbessern, halten 69 Prozent der Befragten verstärkte staatliche Kontrollen für am wirkungsvollsten (Quelle: https://www.ifo.de/)
Um Arbeitsbedingungen zu verbessern, halten 69 Prozent der Befragten verstärkte staatliche Kontrollen für am wirkungsvollsten. Als weitere Punkte werden bei der Befragung die Regulierung von Subunternehmen, bessere medizinische Überwachung und Versorgung der Arbeitnehmer, höhere Mindeststandards beim betrieblichen Arbeitsschutz und höhere Mindeststandards bei der Unterbringung der Arbeitnehmer. Das Verbot von Werksverträgen wird nur von 25 Prozent der Befragten als sinnvoll erachtet.
Gespalten sind die Ökonomen in der Frage, ob die Arbeitsbedingungen im Fleischgewerbe auf EU-Ebene einheitlich geregelt werden sollen. 59 Prozent sind dafür, die Subventionen für die Fleischindustrie durch EU-Geld zu senken. Eine Mehrheit plädiert dafür, die Fleischwirtschaft in den europäischen CO2-Zertifikatehandel einzubinden. 50 Prozent können sich auch eine CO2-Steuer auf Fleischprodukte vorstellen. Ihre Höhe könnte sich daran bemessen, welchen Weg die Ware auf dem Weltmarkt zurückgelegt hat.
Ökonomen sprechen sich mehrheitlich für Senkung der EU-Subventionen für die Fleischindustrie aus
59% der Ökonomen fordern, dass die gegenwärtigen Subventionen für die Fleischindustrie durch EU-Gelder gesenkt werden, da sie den Fleischpreis künstlich niedrig hielten und zu einer Marktverzerrung führen würden. Es wird darauf verwiesen, dass die Subventionen im Agrarsektor generell zu hoch seien. 9% der Ökonomen wollen keine Reformierung der EU-Subventionen für die Fleischindustrie, um auch um im Krisenfall nicht auf Importe angewiesen zu sein. Nur 1% fordert eine Erhöhung der Subventionen.
Die ISN meint:
Wenn man die Ergebnisse dieser Befragung liest, kann man den Eindruck gewinnen, dass hier nach dem Motto Wünsch dir was
berichtet wird. Von der Realität und den umfangreichen Diskussionen um die Nutztierstrategie, von den Zielkonflikten und Genehmigungshürden, von den Unwägbarkeiten der Finanzierungsansätze uvm. scheinen die Befragten leider sehr weit entfernt zu sein und sehr wenig mitbekommen zu haben. Insbesondere eine Aussage von Niklas Potrafke, dem Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie, in der Pressemeldung zu diesem Ökonomiepanel lässt große Zweifel daran aufkommen, ob die gesamte Komplexität des Themas von den Wirtschaftswissenschaftlern wirklich verstanden wird. Er hatte in einer Pressemeldung des ifo-Instituts zu der Befragung geäußert: Ein guter Grund für Subventionen der Fleischindustrie wären positive externe Effekte. Doch gehen von der Fleischindustrie keine positiven externen Effekte aus. Das Gegenteil ist der Fall.
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack kommt daher zu einem ganz anderen Ergebnis: Es passt nicht zusammen, die Standards für die Schweinehaltung in Deutschland immer weiter kräftig nach oben zu schrauben und gleichzeitig die Landwirte mit den bekannten Hürden und Kosten dafür völlig alleine zu lassen. Die ökonomischen Zusammenhänge dazu sollten insbesondere Wirtschaftswissenschaftlern doch wohl klar sein – wenn sie sich damit inhaltlich beschäftigt hätten.
, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Mit solchen Aussagen lässt sich kein Wirtschaftszweig in Deutschland halten bzw. zukunftsfähig ausrichten. Das ist klar! Würden die Wissenschaftler zum gleichen Ergebnis kommen, wenn es hier um die Automobilwirtschaft ginge? Wohl kaum!
. In diesem Zusammenhang ist es gut, dass der Bundestag kürzlich einen Fahrplan für die weitere Umsetzung des sogenannten Borchert-Papiers für eine zukünftige Nutztierstrategie in Deutschland verabschiedet hat. Hier gilt es weiter konstruktiv mit allen Wirtschaftsbeteiligten an Lösungen und einer umsetzbaren Strategie für die Zukunft zu arbeiten – ohne wissenschaftliches Wünsch Dir was
sondern auf Basis von Fakten und wirtschaftlicher Realität!