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PED: Vorsicht ja, aber kein Grund zur Panik!

Dr. Jürgen Harlizius, Landwirtschaftskammer NRW

Dr. Jürgen Harlizius, Landwirtschaftskammer NRW

Ein Interview mit Dr. Jürgen Harlizius von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

 

Herr Harlizius, was genau ist PED (Porcine Epizootische Diarrhoe)?

PED ist eine Infektion mit Coronaviren, die zu wässrigen teils grünlich, gelblichen Durchfällen bei Ferkeln und Mastschweinen führen kann. Gelegentlich erkranken auch Sauen. Je jünger die Schweine sind, desto dramatischer ist das Krankheitsbild. In Amerika und Asien hat PED in den letzten zwei Jahren zu massiven Krankheitsgeschehen mit sehr hohen Verlusten bei Saugferkeln geführt. Zum Teil sind bei Neuinfektionen alle Ferkel in der ersten Lebenswoche gestorben.

 

Im Gegensatz zu den USA soll es sich in Deutschland um eine milde Form von PED handeln – ist das richtig? Wie sieht es in Nachbarländern aus?

Richtig, Coronaviren wurden zwar in verschiedenen Regionen in ganz Deutschland nachgewiesen, dramatische Krankheitsbilder wie in Amerika wurden aber bis jetzt noch nicht beschrieben. Wenn allerdings verschiedene Erreger nachgewiesen werden oder die Milchversorgung beeinträchtigt ist, können auch die Saugferkelverluste stark ansteigen. Meist waren hierzulande nur einzelne Gruppen erkrankt, die sich auch relativ schnell wieder erholt haben. Auch in den Nachbarländern, wie zum Beispiel den Niederlanden, Italien, Frankreich und Österreich, wird über PED-Fälle berichtet – auch dort scheint der Verlauf ähnlich mild zu sein, wie in Deutschland.

 

Also ein lange bekannter Erreger?

Genau, Coronaviren sind als Erreger bei Lungenentzündungen wie auch Durchfällen schon lange bekannt. Bereits in den 70er Jahren gab es hierzulande ein massives Krankheitsgeschehen - als EVD (Epizootische Virusdiarrhoe) oder TGE (Transmissible Gastroenteritis) bezeichnet. In den letzten Jahren wurden diese Erkrankungen aber nur sehr selten beobachtet und deshalb nur wenige Proben auf diese Erreger untersucht. Bislang wurde von einer stillen Durchseuchung ausgegangen. Gesicherte Untersuchungen gibt es dazu aber nicht. Bis jetzt besteht kein Grund zur Panik, aber wenn wirklich keine Immunität vorliegt werden die Ferkelverluste ansteigen.

 

Woran erkennt der Landwirt PED im Stall?

Schlagartig auftretender, wässriger Durchfall, an dem viele Tiere erkranken, ist ein Alarmzeichen. Je jünger die Tiere, desto stärker sind die Folgen. Bei Neugeborenen kann eine sehr hohe Sterblichkeit auftreten, während sich ältere Tiere in der Regel nach wenigen Tagen erholen. Antibiotische Behandlungen sind unwirksam. Die Untersuchungseinrichtungen können das Virus gut nachweisen, dann hat man Klarheit.

 

Wie können Schweinehalter ihren Tierbestand schützen?

Bestandsabschottung und Hygiene sind die wirkungsvollsten Vorbeugemaßnahmen. Das Virus kann neben infizierten Schweinen auch über Fahrzeuge und Materialien, über Personen, andere Tiere (wie Schadnager) und Futter in den Bestand eingetragen werden. Da wenige Viren für eine Infektion ausreichen, wird auch die Luftübertragung diskutiert.

Gibt es Grund zur Panik, was das Thema PED in Deutschland angeht?

Nein, nach derzeitigem Stand nicht. Die hohen Hygienestandards und die gute Versorgung der Tiere in den deutschen schweinehaltenden Betrieben scheinen zu greifen und zumindest bisher eine starke Verbreitung von PED zu verhindern. Natürlich ist aber weiter höchste Vorsicht geboten und eine strikte Abschottung der Betriebe – wie bereits beschrieben – zu betreiben.

 


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