23.12.2015rss_feed

Ringelschwanz-Ergebnisse aus NRW veröffentlicht

Im Rahmen der NRW-Ringelschwanzerklärung wird der Verzicht auf das gängige Kupieren der Schwänze getestet.

Im Rahmen der NRW-Ringelschwanzerklärung wird der Verzicht auf das gängige Kupieren der Schwänze getestet.

Eine Zwischenbilanz des tierschutzpolitischen Wirkens in NRW zog das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) vergangene Woche in Duisburg. Im Kreis von Landwirten, Interessensvertretern und Wissenschaftler wurde auf der Tierschutz-Fachtagung unter anderem auch der aktuelle Stand der NRW-Ringelschwanzerklärung sowie des Kupierverzichts vorgestellt.

 

Beratung, Checks und viel Schreiberei

In einem aktuellen Projekt mit 15 überwiegend konventionellen Pilotbetrieben wird in NRW zurzeit der Kupierverzicht getestet. Über zwei Jahren (ab Juli 2014) werden die teilnehmenden Landwirte mit Unterstützung des Ministeriums umfassend beraten, beteiligen sich u.a. am SCHwIP Programm (Schwanzbeiß-Interventions-Programm), lassen Stallklima-, Tränkewasser und Tiergesundheitschecks durchführen, bonitieren die Tiere und dokumentieren den Erfolg.

Astrid vom Brocke von der Koordinierungsstelle Caudophagie (Schwanzbeißen), die bei der Landwirtschaftskammer NRW geschaffen wurde, stellte in Duisburg die vorläufigen Ergebnisse vor.

Einige wichtige Ergebnisse und Aussagen:

  • Erste Probleme traten bereits in der Saugferkelphase auf. So hatten nur 96,6% der Saugferkel einen vollständig intakten Ringelschwanz zum Ende der Säugephase.
  • Zum Ende der Aufzucht lag der Anteil unversehrter Schwänze nur noch bei 73,5%.
    17,3% erlitten einen Teilverlust von bis zu einem Drittel. Bei 2,8 % waren stärkere Schwanzverluste zu verzeichnen.
  • Das angestrebte Ziel, 95% der Ferkel nach der Aufzucht mit intaktem Schwanz an den Mäster zu übergeben, wurde von den meisten Betrieben nicht erreicht.
  • Besonders große Unterschiede innerhalb einzelner Betriebe – teilweise von Bucht zu Bucht – werfen weiterhin Fragen auf, die noch detailliert aufgearbeitet werden müssen.

Eine Reihe von Maßnahmen wie Kleingruppenhaltung, Schwachstellenanalyse, Strukturfutter oder Notfallkoffer wurden als teilweise funktionierende Ansätze vorgestellt. Um weitere Erkenntnisse auf diesem Gebiet zu gewinnen, soll das Projekt 2016 um neue Betriebe deutlich erweitert werden.

 

Die ISN meint:

Die Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass es kein Patentrezept gegen Schwanzbeißen gibt und ein verantwortungsvolles Vorgehen in Richtung Kupierverzicht nur vorsichtig Schritt für Schritt erfolgen kann. Auch wenn der eine oder andere möglicherweise auf ein besseres Ergebnis gehofft hat, so bringt auch das NRW-Projekt weitere Erkenntnisse und zusätzliche Aspekte zum Vorschein. Die ISN unterstützt ausdrücklich das besonnene Vorgehen und bringt sich deshalb weiter konstruktiv ein.

 


arrow_upward