Ringelschwanzprämie Niedersachsen: Starrsinn der Grünen zu Lasten der Tiere und der Steuerzahler
Mit welch politischem Starrsinn und wie stumpf Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für die eigene Argumentation verdreht werden, zeigen die Ausführungen des agrarpolitischen Sprechers der Grünen Hans-Joachim Janßen in einer gestrigen Sitzung des Agrarausschusses im Niedersächsischen Landtag.
Dort wurden die Ergebnisse einer niedersächsischen Machbarkeitsstudie zum Kupierverzicht des Schweineschwanzes vorgestellt und diskutiert.
Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Statistisch abgesichert und begleitet von deutlich höheren Tierverlusten, kam nur ein Viertel der unkupierten Schweine am Ende der Mast mit heilem Schwanz am Schlachthof an. Doch Janßen verdreht den Sachverhalt völlig.
Janssen verdreht die Wirklichkeit
Dabei stellt er im selben Atemzug die Reputation des Studienleiters – Prof. Dr. Thomas Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, einer der wohl renommiertesten Schweinexperten Deutschlands- gleich mit in Frage: Trotz des umstrittenen Untersuchungsdesigns bestätigen die Fachleute, dass das Vorgehen der Landesregierung richtig ist, mit einer Prämie diejenigen Landwirte zu belohnen, die bereits vor einem Verbot auf das Amputieren der Schweineschwänze verzichten
, lautet die Aussage Janßens.
Ringelschwanzprämie gleicht einem Spiel mit dem Feuer
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack ist wütend: So einen Unfug und so eine ungeheuerliche Ignoranz haben wir selten erlebt. Welche Fachleute meint er wohl? Die Studie von Professor Blaha belegt jedenfalls genau das Gegenteil: Eine Ringelschwanzprämie kommt dem Spiel mit dem Feuer gleich!
Auf die Fachleute aus den Gremien des Tierschutzplanes spielt Janssen wohl auch nicht an: Wir sind als Fachorganisation in den entsprechenden Arbeitsgruppen vertreten. Die Ringelschwanzprämie wurde schlicht am Tierschutzplan vorbei, ohne jegliche Einbindung der jeweiligen Gremien allein vom Ministerium entwickelt und weiter vorangetrieben
, kritisiert Staack den Starrsinn der Grünen weiter.
Kupierverzicht: 20 Studien und kein Durchbruch in Sicht
Darüber hinaus reiht sich die Studie nahtlos in die Ergebnisse von über 20 weiteren Studien ein, die aktuell deutschlandweit mit ähnlichem Untersuchungsdesign an allen möglichen wissenschaftlichen Einrichtungen und auf Praxisbetrieben laufen. Das Studiendesign ist also keinesfalls umstritten, wie Janßen zu vermitteln versucht. Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, aber bisher ist in keiner einzigen Studie der Durchbruch gelungen! So deutlich muss das gesagt werden
, fasst Staack das Engagement der Branche zusammen.
Schwanzbeißen kommt überall vor - auch bei Bioschweinen!
Es bestätigt sich, was wir immer gesagt haben: Beim Kupieren geht es um deutlich mehr als ein Stück Schweineschwanz – es geht um die gesamte Frage der tiergerechten Haltung.
so Janssen im Rahmen seiner Ausführungen weiter.
Dazu ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: Auch diese Aussage gehört eher in die Kategorie der ideologischen Phrasendrescherei. Hätte sich Herr Janßen mal eingehend mit der Materie beschäftigt, dann wüsste er, dass Schwanzbeißen bei Schweinen überall vorkommt – unabhängig vom Haltungssystem – sowohl in der konventionellen Tierhaltung als auch in der Bio-Schweinehaltung sowie sogar bei Wildschweinen. Auch auf den schweinehaltenden Betrieben, die am vom Minister Meyer präferierten Tierschutzlabel des Tierschutzbundes teilnehmen, kommt dieses Phänomen leider nach unserer Kenntnis vor. Was soll also diese Schwarz-Weiß-Malerei?
Gefördertes Tierleid auf Kosten der Tiere und der Steuerzahler
Wir fragen uns: Wann fangen die Grünen in Niedersachsen endlich an, wissenschaftlich belegte Realitäten anzuerkennen? Im Sinne der Sache werden auch grüne Agrarpolitiker den Verbrauchern und Wählern erklären müssen, warum sie wider jeglicher Erkenntnis die Warnung der Wissenschaft in den Wind geschlagen haben und mit einer Ringelschwanzprämie erheblich mehr Tierleid in den Ställen staatlich gefördert haben – zu Lasten der Tiere und auf Kosten der Steuerzahler. In Schleswig Holstein und Nordrhein-Westfalen gehen die grünen Landwirtschaftsminister übrigens deutlich besonnener vor: Sie halten nichts von einer Ringelschwanzprämie und fördern stattdessen gezielt lösungsorientierte Beratungsansätze. Der eindeutig bessere und ehrlichere Weg!