22.01.2021rss_feed

Rückläufiges Schweineangebot beschleunigt Abbau des Schweinestaus – nun bremst der Fleischabsatz

Schweinestau: Der Überhang an schlachtreifen Schweinen konnte in der vergangenen Woche um etwa 60.000 Tiere reduziert werden

Schweinestau: Der Überhang an schlachtreifen Schweinen konnte in der vergangenen Woche um etwa 60.000 Tiere reduziert werden

Der Überhang an Schlachtschweinen konnte in der vergangenen Woche auf ca. 970.000 Tiere reduziert werden. Hauptgrund dafür ist ein deutlich geringeres Angebot an nachwachsenden Schweinen. Während sich die durch Corona-Geschehen unter Schlachthofmitarbeitern bedingten Einschränkungen der Schlachtkapazitäten weiter reduzieren, werden die Schlachtzahlen nun durch den schwächelnden Fleischabsatz gebremst.
ISN: Dass der Schweinestau nun endlich substanziell kleiner wird, ist zumindest ein kleiner Lichtblick. Doch nun geben die Absatzmöglichkeiten das Tempo für den Abbau des Überhangs vor. Lockdown und ASP-Exportsperre sind weiterhin Gift für den Schweinepreis. Umso wichtiger ist es, dass alle Anstrengungen unternommen werden, damit zumindest der Drittlandsexport endlich wieder in Gang kommt. Die Debatte über Werbeverbote im derzeit wichtigsten Absatzkanal LEH kommt daher zur Unzeit.

Die Anzahl der Schweine, die sich in der Warteschleife befinden, konnte in der vergangenen Woche um etwa 60.000 Tiere reduziert werden – vor Weihnachten waren es maximal 10.000 pro Woche. Mittlerweile werden wöchentlich deutlich mehr Schweine geschlachtet, der Berg an Schweinen ist mit ungefähr 970.000 Schweinen aber noch immer riesig. Dementsprechend sind die Vermarktungsprobleme – besonders im Süden und in Schleswig-Holstein - nach wie vor groß. Insgesamt zeigen sich aber positive Tendenzen, denn das Angebot an neu hinzukommenden schlachtreifen Schweinen fällt nun wesentlich geringer aus als noch vor einigen Wochen. Dies ist hauptsächlich auf die geringeren Ferkelimporte aus Dänemark und den Niederlanden sowie ein rückläufiges deutsches Ferkelangebot zurückzuführen. Es zeichnet sich zudem immer mehr ab, dass das Angebot im fortschreitenden Jahresverlauf noch weiter überdurchschnittlich stark abnehmen wird. Die Anpassungsreaktionen der deutschen Landwirte – und speziell auch der Betriebsaufgaben – werden dann erst richtig sichtbar.

Noch leichte Kapazitätseinschränkungen nach Corona-Fällen

Gebremst wird der Abbau des Überhangs derzeit nur vereinzelt durch Corona-Infektionen von Schlachthofmitarbeitern an einigen Standorten. So sind die Kapazitäten bei Willms-Fleisch in Loxstedt auf ca. 65 % reduziert. Auch die Vion muss nach Corona-Fällen in den vergangenen Wochen an den Standorten in Emstek, Crailsheim und Perleberg noch leichte Einschränkungen auf etwa 90 % der maximalen Kapazitäten hinnehmen. Insgesamt scheint die Corona-Lage in den Schlachthöfen momentan aber relativ gut unter Kontrolle zu sein – in Anbetracht der angespannten bundesweiten Situation ist das durchaus als Erfolg zu werten. Selbstverständlich muss weiterhin alles dafür getan werden, um das Virus möglichst gut aus den Schlachtbetrieben herauszuhalten.

 

Absatzmöglichkeiten geben das Tempo für den Abbau des Überhangs vor

Angesichts der Tatsache, dass die bundesweiten Schlachtkapazitäten mittlerweile nicht mehr so stark eingeschränkt sind wie in den vergangenen Wochen, gewinnt nun ein zweiter Aspekt beim Abbau des Schweinestaus stark an Bedeutung: Nämlich der Absatz von Schweinefleisch. Durch den Lockdown und die ASP-bedingten Exportsperren in Drittländer sind die Absatzmöglichkeiten momentan stark eingeschränkt. Infolgedessen werden Schlachthaken, die nun theoretisch zur Verfügung stünden, nicht genutzt, weil nicht genügend Fleisch vermarktet werden kann, erläutert ISN-Marktexperte Klaus Kessing. Daher muss das Augenmerk nun stärker auf dieses Problem gerichtet werden, denn ohne bessere Absatzmöglichkeiten wird es kaum gelingen, die Schlachtaktivitäten zu steigern.

 

Ungarn als Beispiel für die Öffnung von Drittlandsmärkten

Für den Abbau des Schweinestaus ist es also enorm wichtig, bei der Öffnung weiterer Drittlandsmärkte voranzukommen. Dabei sollte nicht nur China im Fokus stehen, sondern es müssen weitere wichtige Märkte wie Südkorea, Japan oder Vietnam ins Auge gefasst werden. In diesem Zusammenhang könnte die Bundesregierung von Ungarn lernen. Das Landwirtschaftsministerium in Budapest teilte kürzlich mit, dass es Ungarn als erstes von der ASP betroffenes Land geschafft hat, sich mit Japan auf das Regionalisierungsprinzip zu verständigen. Damit können die Exporte aus den ASP-freien Regionen Ungarns nach Genehmigung der veterinärmedizinischen Ausfuhrzertifikate wieder aufgenommen werden. Die Situation der Schweinehalter und Ferkelerzeuger ist ruinös. Deshalb muss dringendst der Absatz für deutsches Schweinefleisch verbessert werden. Wir brauchen schlicht mehr Absatzventile in wichtige Drittlandsmärkte. Das wird man nur dann erreichen können, wenn sich auch die Regierungsspitze – also die Kanzlerin – mit Nachdruck in die Gespräche mit den Drittländern einschaltet, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.

Und ein weiterer Aspekt ist für den Absatz von Schweinefleisch laut Staack wichtig: Der wichtigste Absatzkanal für Schweinefleischprodukte ist derzeit der LEH. Natürlich müssen die Diskussionen über die Margenverteilung in der Lebensmittelkette weitergeführt werden. Die parallel geführte Debatte über ein Preiswerbeverbot führt derzeit aber nur zu einem: Werbung für Schweinefleisch läuft derzeit auf niedrigster Sparflamme. Mit erheblichen Folgen für den Absatz! Eine Entlastung des Schweinemarktes kriegen wir nur, wenn der Absatz brummt. Werbung auf Ramschpreisniveau muss natürlich tabu sein, aber Verkaufsförderung ist unverzichtbar!


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