Kräftemessen auf Kosten der Erzeuger
Die derzeitige Situation am Schlachtschweinemarkt kann man nur mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen. schon in der zweiten Woche pochen die großen vier Schlachtunternehmen auf eine Preisanpassung auf 1,35 €/kg. Was ist los?
Die Marktsituation ist allseits bekannt: Einem bisher europaweit größeren Angebot an lebenden Schweinen in 2015 stehen eine schwächere Inlandsnachfrage sowie nach dem Wegfall des Russlandmarktes nicht mehr so ertragreiche Exportmärkte gegenüber. In der Folge sank der Preis bis Anfang August auf ein Niveau von 1,40 €/kg. Seitdem sind Angebot und Nachfrage jedoch mindestens ausgeglichen. Ein Überhang an lebenden Schweinen ist nicht zu erkennen, im Gegenteil: Viehhändler und Erzeugergemeinschaften bemühen sich nach Kräften, die mit den Schlachtunternehmen vereinbarten Liefermengen herbeizuschaffen. Jede Preissenkung in dieser Marktsituation verstößt damit aus Sicht der ISN gegen das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Hauspreisforderungen nicht nachgekommen
Dennoch scheint in den vergangenen Wochen ein Kräftemessen zwischen der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch e.V.
(VEZG) und den großen vier Schlachtunternehmen zusätzlichen Druck zu verursachen. In der Branche wird berichtet, dass die genossenschaftliche Westfleisch die Forderungsrunde nach Preissenkungen in der ersten Augustwoche eröffnet hat. Da die VEZG der Forderung der vier großen Schlachtunternehmen nach einer Preissenkung mit einer Preisempfehlung von 1,38 €/kg aus Sicht dieser Unternehmen nur unzureichend nachgekommen war, wurde dann ein einheitlicher Hauspreis von 1,35 €/kg herausgegeben.
Soll Preisfindung aus den Angeln gehoben werden?
In dieser Woche wiederholt sich das Spiel: Trotz eines noch knapperen Angebotes wird nochmals eine weitere Preisrücknahme erzwungen. Da auch diese Preisrücknahme aus Sicht der führenden Branchenunternehmen unzureichend war, wird dies mit einer Fortführung der Hauspreise durch die großen Vier quittiert. Von den mittelständischen Schlachtunternehmen dagegen wird durchweg der VEZG-Preis gezahlt. Eine paradoxe Situation!
Hier ist zu vermuten, dass die großen Schlachtunternehmen derzeit versuchen, die Preisfindung der Erzeuger aus den Angeln zu heben. Da die Erzeuger nicht wie gefordert pariert
haben, sollen sie jetzt mit Hauspreisen abgestraft und die Vertreter der VEZG mürbe gemacht werden. Angesichts der derzeitige wirtschaftlichen Situation vieler Schweinehalter mehr als zynisch.
Dieses Vorgehen der marktdominierenden Schlachtunternehmen ist schlicht inakzeptabel!
, so ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes Hier wird anscheinend gezielt versucht, die Erzeugernotierung zu schwächen und eigene Wunschpreise durchzusetzen. Jeder Schweinehalter ist jetzt gefragt, durch eigenes Vermarktungsverhalten die Hauspreisaktionen der großen Schlachter zu quittieren.