04.12.2015rss_feed

Schmidts Lebensmittelgipfel: Außer Spesen nichts gewesen?

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU)

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU)

Wer die Pressemeldung des Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt zum gestrigen Lebensmittelgipfel liest, könnte auf dem ersten Blick den Eindruck gewinnen Außer Spesen nichts gewesen.

Doch fairerweise muss man sich fragen, was war von diesem Gipfel zu erwarten, zu dem Minister Schmidt erstmalig rund 30 Vertreter aus der gesamten Wertschöpfungskette, von der Erzeugerstufe über die Verarbeitung und den Handel bis zur Ebene der Verbraucher, geladen hatte.

Dass er Lösungen zur derzeit extrem schwierigen Situation der Lebensmittelerzeuger – insbesondere der Tierhalter bringt? Realistisch betrachtet wohl nicht. Aber allein das Bewusstsein für die schwer angespannte und auch vertrackte Situation der Tierhalter zu schaffen, lohnt sich.

Die ISN hatte bereits im Vorfeld des Gipfels deutlich gemacht, dass die Spanne zwischen den Erzeugerpreisen für Schweinefleisch und denen in der Ladentheke um 70 Cent in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Im Klartext: Ein Unding, denn die Bauern bekommen weniger Geld, während sich andere Mitglieder der Kette die Taschen vollmachen.

 

Gut so: Keine politischen Markteingriffe!

Ein ausdrückliches Lob von Seiten der ISN geht an den Minister, weil er politische Eingriffe in den Markt ausklammerte. Damit bleibt er seiner Linie treu, denn Minister Schmidt hat sich – zwar ohne Erfolg – beispielsweise gegen die von Seiten der EU subventionierte private Lagerhaltung von Schweinefleisch ausgesprochen, wie sie jetzt wieder genehmigt wurde. Gut so sagt die ISN – Finger weg von staatlichen Eingriffen in den Markt!

Doch die ISN stimmt nachdenklich, dass die nachgelagerten Stufen mehr als 80% der Wertschöpfung vereinnahmen. Oder, dass die fünf größten Lebensmittelhändler über 70% des Marktanteils auf sich vereinen. Auch wenn das klare Nein der ISN zu marktregulierende Eingriffe seitens der Politik bestehen bleibt, stellt sich die Frage, ob bei diesen Verschiebungen in den Strukturen und den neuen Größenordnungen die klassischen Marktgesetze noch Bestand haben.

Den Appell des Ministers an den Handel kann die ISN daher nur unterstreichen Ich erwarte von allen Beteiligten, dass der ruinöse Preiskampf mit Grundnahrungsmitteln ein Ende hat. Hier tragen der Lebensmitteleinzelhandel aber auch wir Verbraucher eine besondere Verantwortung.

 

Unser Fazit

Auch wenn der erste Lebensmittelgipfel erwartungsgemäß noch keine konkreten Erfolge gebracht hat, ist der Dialog richtig und wichtig. Deshalb ist Minister Schmidt gut beraten, diesen Weg weiter zu gehen.

 


Hier lesen Sie unsere Vorab-Meldung zum Lebensmittelgipfel "Sauerei beim Schweinepreis: Wer verdient eigentlich am Fleisch?"

Hier lesen Sie die Pressemeldung von Landwirtschaftsminister Schmidt zum Lebensmittelgipfel

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