23.07.2020rss_feed

Schweinemarkt stabilisiert sich – Überhänge noch vorhanden

EU-Schweinepreise: Überwiegend stabile Notierungen

EU-Schweinepreise: Überwiegend stabile Notierungen

Die Wiederaufnahme des Schlachtbetriebs am Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück sendete ein wichtiges Signal an den Schweinemarkt. Zwar belasten die Überhänge derzeit noch den Markt, aber die Stimmung hellt sich spürbar auf. Von einer Erholung der Preise kann wohl noch nicht gesprochen werden, jedoch kehrt langsam ein bisschen mehr Stabilität zurück.

 

Probebetrieb bei Tönnies

Momentan können im Probebetrieb unter Aufsicht der Behörden bis zu 10.000 Schweine am Tag geschlachtet und verarbeitet werden. Bislang darf nur eine Schicht pro Tag arbeiten. Wenn der Probebetrieb bei Einhaltung des neuen Hygienekonzeptes erfolgreich verläuft, kann der Betrieb schrittweise weiter hochgefahren werden. Aktuell sind aber noch Überhänge vorhanden.

 

Weiteres Hochfahren des Schlachtbetriebs erforderlich

ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack vergleicht die aktuelle Situation am Schlachtschweinemarkt mit der langsamen Auflösung einer Stausituation auf einer dreispurigen Autobahn: Wenn nach einer Vollsperrung eine Spur freigegeben wird, ist das natürlich ein erster Schritt zum Abbau des Staus. Ein positiver Effekt ist sofort zu spüren, aber es ist auch klar, dass der Verkehr allein mit dieser Maßnahme noch nicht wieder vollständig fließen kann. Um den Stau komplett aufzulösen, müssen auch die anderen Spuren freigegeben werden.

Übertragen auf den derzeitigen Stau am Schlachtschweinemarkt bedeutet dies, dass der Abbau der Überhänge nur mit einem zügigen Hochfahren der Schlachtmengen in Rheda-Wiedenbrück erfolgen kann.

Entlastend auf die Entwicklung bei der Anzahl der angestauten Schweine wirkte in den vergangenen Wochen ein Rückgang der Schlachtschweineimporte aus den Nachbarländern. Insbesondere aus den Niederlanden und Belgien wurden ungefähr 20.000 bis 25.000 Schweine weniger pro Woche zur Schlachtung nach Deutschland geliefert. In den nächsten Wochen dürfte sich dieses Lieferverhalten fortsetzen.

 

Stimmung verbessert sich

Bis sich der Markt vollständig freigelaufen hat, wird es noch einige Zeit dauern. Allerdings sorgt der Start des Betriebs in Rheda-Wiedenbrück für eine deutlich entspanntere Stimmungslage unter den Marktteilnehmern. Außerdem war der unveränderte Schweinepreis in der vergangenen Woche ein wichtiges Signal für den Schweinemarkt. Die gestern erneut unveränderte Notierung bestätigte die zunehmende Marktberuhigung.

 

Marktlage in anderen EU-Staaten entspannt sich

Auch die Preisentwicklungen im übrigen EU-Markt sind ein Indikator dafür, dass etwas mehr Ruhe auf den Märkten einkehrt. In den Niederlanden und Dänemark blieb der Schweinepreis in der dritten Woche in Folge stabil. Der italienische Preis arbeitet sich seit Anfang Juni Woche für Woche wieder auf ein normales Niveau zurück. Spaniens Notierung musste zwar zuletzt leichte Abwertungen hinnehmen, allerdings werden Angebot und Nachfrage dort als ausgeglichen beschrieben. Verbesserte Aussichten im China-Export sorgen dort für Optimismus.

 

Bald wieder mehr Schweinefleischabsatz?

Von der Flut an negativen Berichten über den Fall Tönnies wurde auch das Verbraucherverhalten in den letzten Wochen stark beeinflusst. Wenn diese Welle nun wieder abebbt, ist davon auszugehen, dass der Appetit auf Schweinefleisch zurückkehren wird. Der nationale Fleischmarkt zeigt bereits erste positive Effekte, beispielsweise in der Gastronomie der deutschen Urlaubsregionen. Außerdem bietet auch der Absatz nach China wieder mehr Chancen. Nachdem Danish Crown wegen falschem Corona-Alarm für den China-Export gesperrt worden war, darf das Unternehmen nun wieder ins Reich der Mitte liefern. Bei den gewaltigen Importmengen Chinas ist dieser Absatzkanal immer ein wichtiges Ventil für den deutschen bzw. europäischen Markt.

 

ISN meint:

Wenngleich es aktuell preislich keine Luft nach oben gibt, deutet sich in nächster Zeit eine entspanntere Marktsituation an. Nach den zahlreichen Negativmeldungen in den vergangenen Wochen, ist ein unveränderter Preis schon ein erfreuliches Ereignis. Für die kommenden Wochen ist es wichtig, ein weiteres Hochfahren des Schlachtbetriebs in Rheda-Wiedenbrück unter Berücksichtigung der neuen Hygienekonzepte zu erreichen, damit die Überhänge zeitnah abgebaut werden können. Höchste Priorität muss es dabei selbstverständlich haben, das Coronavirus aus den Schlachthöfen fernzuhalten. Gelingt dies, stehen die Zeichen für eine längerfristige Marktstabilisierung nicht schlecht.


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